Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitende Zusammenfassung
2. Geschichtlicher und kultureller Überblick
3. Symptomatik
4. Medizinischer Hintergrund
5. Zusammenhang mit außergewöhnlichen Erfahrungen
6. Mögliche Auslöser für eine Schlafparalyse
7. Erste Hilfe für Betroffene
8. Ähnliche Wahrnehmungszustände
9. Anmerkung
10. Quellen
1. Einleitende Zusammenfassung
Eine Schlafparalyse kann für die Betroffenen extrem beängstigend sein. Während der Körper noch bewegungsunfähig ist, befindet sich der Geist bereits im wachen Zustand. Obwohl die Schlafparalyse recht häufig auftritt, war bis vor wenigen Jahren noch relativ wenig darüber bekannt.
2. Geschichtlicher und kultureller Überblick
Berichte über Schlafparalysen finden sich seit Jahrhunderten weltweit und in allen Kulturen. Bildlich wird die Schlafparalyse oft mit einem Dämon dargestellt, der sich auf der Brust des Schlafenden befindet und ihm so die Luft zum Atmen nimmt. Auch der sogenannte Nachtalb oder Incubus bezieht sich auf die Schlafparalyse. Bis heute wird sie in den USA und Kanada als „old hag attack“ bezeichnet. Die alten Griechen machten Magen- und Verdauungsprobleme verantwortlich, die Ägypter hingegen Schuldgefühle [2].
3. Symptomatik
Die isolierte Schlafparalyse (außerhalb des Zusammenhanges mit einer Narkolepsie, bei der die Schlafparalyse als Begleitsymptom auftritt) kann üblicherweise beim Einschlafen oder Aufwachen stattfinden [1]. Der Betroffene fühlt sich wach, ist aber vollkommen bewegungsunfähig. Diese Muskelatonie ist ein gewöhnlicher Teil des REM-Schlafes und verhindert, dass Handlungen in Träumen körperlich ausgeführt werden. Eine Schlafparalyse, die in der Regel nur wenige Sekunden bis einige Minuten anhält, wird häufig begleitet von starken Angstgefühlen und bizarren Wahrnehmungen. Dazu gehören [1], [2], [3]:
- Schattenhafte Gestalten (dunkle oder graue Figur, menschliche Figur, bekannte Person)
- Geräusche (Brummen, Summen, Stimmen, Schritte)
- Gefühl einer Präsenz
- Außerkörperliche Erfahrungen
- Empfindungen des Schwebens, Fliegens, Fallens, Drehens
- Erstickungs- oder Würgegefühl
- Erotische Empfindungen
- Gefühl, berührt zu werden
- Vergewaltigungserfahrung
- Kribbeln, Taubheit oder Vibrationen in einem oder mehreren Körperteilen
- Druck auf der Brust oder anderen Körperteilen
4. Medizinischer Hintergrund
Die Schlafmedizin bezeichnet die Schlafparalyse als REM bezogene Parasomnie. Es wird also ein direkter Zusammenhang mit dem REM-Schlaf angenommen: Die Grundlage für eine Schlafparalyse ist demnach eine Desynchronisierung der physiologischen Merkmale des REM-Schlafes (und damit der Muskelatonie) und des Wachbewusstseins [1]. Die Wahrscheinlichkeit mindestens einmal im Leben eine Schlafparalyse zu erleben, liegt in der Allgemeinbevölkerung bei 8%, wobei die Wahrscheinlichkeit z.B. bei Studierenden oder Patient:innen in psychiatrischer Behandlung weitaus höher sein kann [3].
Bei der durch Mayer/Fuhrmann 2018 durchgeführten Online-Befragung (n = 214) beantworteten rund 55% aller Befragten die Frage nach möglichen paranormalen Erfahrungen, die sie während einer Schlafparalyse erlebt hätten, mit ja. Zu den Erfahrungen und Phänomenen, die als paranormal interpretiert wurden, gehören
- (Geister-)Erscheinungen (28%)
- Akustische Phänomene (20%)
- Außerkörperliche Erfahrung (18,5%)
- Fühlen einer unsichtbaren Präsenz (15,5%)
- Berührungsphänomene (15%)
- Visuelle Phänomene (12,5%)
- Kinesthetische Phänomene (12,5%)
- Psychokinese (6,5%)
- Andere Wirklichkeitsebene (6,5%)
- Telepathie (2,5%)
- Präkognition (1,5%)
- UFO/UFO-Entführung (1,5%)
- Gedankenkontrolle (1%)
- Geruchsphänomene (1%)
Dabei wurde im Ergebnis festgestellt, dass Betroffene, die im Allgemeinen über viele außergewöhnliche Erfahrungen berichten, eher dazu neigen die Erfahrungen während einer Schlafparalyse als paranormal zu bezeichnen. Es gibt aber keinen Zusammenhang zwischen übernatürlichen Glaubensvorstellungen oder paranormalen Überzeugungen und der Häufigkeit des Auftretens von Schlafparalysen.
6. Mögliche Auslöser für eine Schlafparalyse [2]
An erster Stelle sollte der mögliche Zusammenhang mit einer Narkolepsie geklärt werden. Folgende weitere Faktoren können die Entstehung einer Schlafparalyse begünstigen:
- Depressionen
- Angstzustände
- Schlechte Schlafgewohnheiten
- Mittagsschlaf
- Stress
- Unfreiwillige Beziehungsabbrüche wie Tod, Scheidung oder Flucht
In Einzelfällen wurde auch ein Zusammenhang mit Medikamenten und/oder psychotropen Substanzen berichtet.
7. Erste Hilfe für Betroffene [2]
Falls eine Schlafparalyse häufiger auftritt, ist eine medizinische Abklärung unumgänglich. Während der Schlafparalyse hilft es:
- sich nicht gegen die Bewegungsunfähigkeit zu wehren
- sich selbst Einschlafbefehl erteilen (auch wenn sich der Betroffene hellwach fühlt)
- auf eine ruhige Atmung achten
8. Ähnliche Wahrnehmungszustände
Der Schlafparalyse ähnliche Wahrnehmungszustände sind hypnagoge/hypnapompe Zustände und Pavor nocturnus.
9. Anmerkung
Einzelheiten und genaue Informationen zu Methoden (Teilnehmende, Fragebögen) und Vorgehensweise (Datenerhebung, statistische Analyse) sowie den Ergebnissen im Detail (Schlafparalyse und außergewöhnliche Erfahrungen, Schlafparalyse und der Glaube an das Übernatürliche, Gefühle und Emotionen während der Schlafparalyse, paranormale Erfahrungen während der Schlafparalyse) können hier eingesehen werden.