Amerikanischer, in Deutschland geborener Parapsychologe, der Universität von West Georgia in Carrlollton, Georgia. Er hat die Universität von Kalifornien abgeschlossen, den Master von der Oxford Universität in England und einen Doktortitel der Lund Universität in Schweden. Zwei Jahrzehnte arbeitete er unter J. B. Rhine, dem Begründer der modernen Parapsychologie, an der Duke Universität in Durham, North Carolina.

Geboren wurde er in Bremen; seine Eltern ließen sich scheiden, als er drei Jahre alt war. Seine Mutter zog mit ihm in ihr Heimatland Dänemark. Roll wuchs in Birkerod, nahe Kopenhagen, auf und hatte eine traumatische Kindheit. 1940 wurde Dänemark durch das nationalsozialistische Deutschland besetzt und seine Mutter starb plötzlich nur zwei Jahre später. Roll bekam eine Fürsorgeperson, die ihn nicht leiden konnte. Außerdem war Roll schlecht in der Schule.

Roll trat der dänischen Widerstandsbewegung bei und war von September 1944 bis zur Befreiung Dänemarks am 5. Mai 1945 Kurier zwischen den Anführern des Widerstands und den einzelnen Gruppenführern.

Abbildung:
William G. Roll
Quelle: Wikipedia.

In seiner Jugend erlebte Roll mehrere Außerkörperliche Erfahrungen. „Ich fragte mich, ob ich eine Art von Halluzination oder eine ernsthafte Geistesabwesenheit erlebte, oder ob sich meine Seele von meinem Körper losgelöst hatte.“ Neugierig begann Roll, sich für dieses Thema zu interessieren und stellte fest, dass es Bereiche gab, die dieses Feld wissenschaftlich untersuchten.

1947 zog er nach Kalifornien und damit in die Nähe seines Vaters, besuchte die Universität von Kalifornien und heiratete Muriel, ein Mädchen, das er in New York kennengelernt hatte.

Nachdem er 1957 an der Seite von J. B. Rhine an der Duke Universität arbeitete, erlebte er nur ein Jahr später seinen ersten Poltergeistfall, den Long Island Poltergeist. Flaschenverschlüsse flogen einfach von den Wasserflaschen und Weihwasserfläschchen und Porzellanfiguren flogen gegen die Wände. James und Lucille Herrmann – die Betroffenen dieser Poltergeistphänomene – dachten, dass ein Geist sich in ihrem Haus breitgemacht hatte.

Aber nachdem Roll mit Gaither Pratt, stellvertretender Direktor des Duke Institutes, den Fall genauer in Augenschein genommen hatte, mutmaßte er, dass der 12-jährige Sohn Jimmy die Vorfälle unbewusst verursachte. Roll und Pratt nannten das Phänomen RSPK (recurrent spontaneous psychokinesis).

Seit 1958 hat Roll zahlreiche Aspekte des Paranormalen untersucht, einschließlich ESP (= Extra-Sensory perception, dt.: außersinnliche Wahrnehmung) und der Verbindung zur Erinnerung, die Art, wie magnetische Felder die Wahrnehmung von Personen beeinflussen können und die Möglichkeit der Existenz von Geistern und dem Leben nach dem Tod. Am bekanntesten ist er jedoch für seine Arbeit mit Poltergeistfällen.

Anfang 1960 begann er, 116 schriftliche Berichte von Poltergeistfällen zu untersuchen, die insgesamt vier Jahrhunderte und mehr als 100 verschiedene Länder umfassten. Er festigte den Begriff RSPK und stellte fest, dass die Fokusperson in vielen Fällen ein Kind oder ein Jugendlicher war, dessen unbewusste RSPK ein Ausdruck von Unzufriedenheit war, bei dem eine Bestrafung nicht zu fürchten war. Oft handelte es sich um Mädchen, die gerade in die Pubertät eintraten. Die Betroffenen waren sich nicht bewusst, was sie auslösten, waren aber zeitgleich – heimlich oder offen – durchaus angetan, dass die Phänomene passierten.

Roll glaubt, dass Poltergeistfälle gehäuft um magnetische Felder herum stattfinden, die wiederum oft in der Nähe geologischer Auffälligkeiten sind. Dabei behauptete er nie, eine endgültige Lösung zu haben, sondern sprach immer nur von unbewiesenen Theorien.

Weitere bekannte Fälle, die William Roll untersuchte:

  • Portsmouth, Virginia, 1962: Tassen und Vasen werden in einem Haus zerstört, ein Zeitungsreporter wird fast getroffen. Als Roll eintrifft, haben die Aktivitäten bereits nachgelassen, aber er nimmt an, dass sie durch einen unglücklichen Jungen via RSPK verursacht wurden.
  • Miami, 1967: Polizeibeamte und Roll sind Beobachter, als ein 19-jähriger Arbeiter scheinbar durch Willenskraft Objekte bewegt.
  • Olive Hill, Kentucky, 1969: Roll und ein weiterer Ermittler waren Augenzeugen von Objektbewegungen, aber die Familie, die den Zeugen Jehovas angehört, brechen die Untersuchung ab und glauben, dass ein bösartiger Geist die Ursache ist.
  • Columbus, Ohio, 1984: Aufsehenerregender Fall um ein stressgeplagtes 14-jähriges Mädchen namens Tina Resch. Ein Foto von einem Telefon, dass über ihrem Schoß schwebt, geht um die Welt.

Im Anschluss an seine Arbeit mit J. B. Rhine wurde Roll Professor der Psychologie und psychischen Untersuchungen an der State University von West Georgia in Carrollton, Georgia.

Roll trat in sechs Folgen der Fernsehshow Unsolved Mysteries auf, war auf dem Discovery Channel zu sehen und in weiteren Fernsehbeiträgen. Sein bekanntestes Buch The Poltergeist ist eines der sehr wenigen amerikanischen Bücher mit diesem Thema, die in einer deutschen Version erhältlich sind. 1996 erhielt Roll von der Parapsychologischen Association einen Preis für seine außergewöhnliche Karriere und 2002 den Tim Dinsdale Memorial Award für seine wissenschaftlichen Untersuchungen. Neben drei Büchern hat er mehr als 200 wissenschaftliche Artikel geschrieben und mehrfach doziert.

1990 zog er sich aus dem aktiven Berufsleben zurück und lebte mit seiner zweiten Frau in Carrollton. Er hat drei Kinder und starb im Alter von 85 Jahren.

Veröffentlichungen:

  • The Poltergeist (1972, 2004 edition, Paraview Special Editions)
  • Theory and Experiment in Psychical Research (1975)
  • Psychic Connections (1995) [with Lois Duncan]
  • Unleashed: Of Poltergeists and Murder: The Curious Story of Tina Resch (2004, Pocket Books)
Quellen
[1] Clarkson, Michael (2006): Poltergeists. Examining Mysteries of the Paranormal. Richmond Hill: Firefly Books.

[2] Wikipedia (2023): William G. Roll. Online verfügbar unter: https://en.wikipedia.org/wiki/William_G._Roll. Zuletzt geprüft am 05.10.2023.