Spekulationen, die Poltergeistaktivitäten auf Untergrundwasser zurückführen, gehen bis mindestens ins 18. Jahrhundert zurück (Dibbesdorf, 1767 – 1768) und weitere Spekulationen, die sie mit Erdbeben in Verbindung bringen bis zum Adams Fall 1817 – 1821. Besonderer Verfechter dieser Theorien war G. W. Lambert (Journal oft the SPR zwischen 1955 und 1964); auch E. J. Dingwall und T. H. Hall nahmen sie zumindest ernst (Four Modern Ghosts, London, 1958).
Lamberts Version der Theorie basiert vor allem auf den möglichen Effekten, die Untergrundwasser auslösen könnte. Wenn unterirdische Flüsse, alte Brunnen und ähnliches sich in der Nähe der Fundamente eines Hauses befinden, so Lambert, könnte dieses Haus von spasmischen Erschütterungen heimgesucht werden, die aus Wasserbewegungen heraus entstehen. Die Erschütterungen könnten Objekte im Haus in die Luft befördern, während als weitere Konsequenz durch die unterirdische Kraft Risse im Mauerwerk entstehen könnten, zusammen mit allen möglichen unheimlichen Geräuschen, die das Haus verursacht, während seine Fundamente sich durch die Wasserbewegungen verändern. Genauso könnten Objekte ihren Standort verändern, wenn sich das Haus dann beim Nachlassen oder plötzlichen Wegbleiben der Untergrundaktivitäten wieder setzt.
Dingwall und Hall erweiterten die Theorie etwas, indem sie mutmaßten, dass seismische Aktivitäten in einigen Fällen von Spuk und Poltergeistaktivitäten der Auslöser sein könnten. Dabei könnten diese Erdbeben zu schwach sein, um wirklich registriert werden zu können. Gauld und Cornell fanden etliche Belege, die gegen die geophysikalische Theorie sprechen. Obwohl viele Phänomene Parallelen zu Erdbeben aufweisen (Krachgeräusche, Objektbewegungen, Stehenbleiben von Uhren, Fensterscheibenbruch), sind Poltergeistfälle deutlich fundamentaler. Manchmal übertreiben Betroffene auch, wie Alan Gauld aus eigener Erfahrung anmerkt.
Lamberts Theorie, dass britische und einige andere Poltergeistfälle insbesondere in Küstengegenden, Seegegenden und Untergrundflüssen auftreten, dürfte laut Gauld und Cornell eher auf die Tatsache zurückzuführen sein, dass in solchen Gegenden die Population höher ist.
Erdbeben konnten bisher zeitlich und lokal nicht nachgewiesen werden. Andere Wetterauffälligkeiten, wie heftige Regenfälle oder die Gezeiten, konnten ebenfalls nicht mit Poltergeistfällen in Verbindung gebracht werden. Dennoch merkt Gauld an, dass geringe Bewegungen des Hauses durchaus zu den „natürlichen Gründen“ gerechnet werden müssen, aus denen heraus bestimmte Phänomene entstehen könnten. Gauld und Cornell halten es aber für ausgeschlossen, dass, wie Lambert 1959 behauptete, der Großteil der Poltergeistfälle mit der geophysikalischen Theorie erklärbar sind.
Da geophysikalische Phänomene in ihrem Auftreten beschränkt sind, würde dies für einen Großteil der durch Zeugen berichteten Phänomenologie bedeuten, dass es sich bei allen anderen Aktivitäten um Einbildung handelt. Dazu gehören „intelligente“ Klopfzeichen und auch bestimmte, den Naturgesetzten widersprechende Objektbewegungen. Poltergeist-Betroffene würden demnach unter einer merkwürdigen, angstauslösenden Beeinträchtigung ihrer Sinne leiden. Wenn sich Aktivitäten um eine Person herum zentrieren, dass müsste diese Person einer Illusion unterlegen sein, dem Aberglauben zusprechen oder unter einem Wahn leiden.
Normale Häuser könnten außerdem einer beständigen geophysischen Gewalt, die es Objekten im Haus ermöglicht, durch die Gegend zu fliegen, keinesfalls standhalten. Dies beweist das „House-Shaking-Experiment“.
Quelle
Roll, William G. (1976): Der Poltergeist. S. 330 ff. Freiburg im Breisgau: Aurum Verlag.