Zwischen Juni und August 1961 fand durch Alan Gauld und A.D. Cornell ein bis heute einzigartiges Experiment statt, das folgende Fragen klären sollte:

  1. Wenn ein Haus künstlich einer starken Erschütterung ausgesetzt wird, kommt es dann zu poltergeist-ähnlichen Aktivitäten?
  2. Können diese Aktivitäten stattfinden, ohne dass Personen im Haus die Erschütterungen bewusst wahrnehmen?

    Gauld und Cornell hatten das Glück, dass ihnen einige Häuser zur Verfügung gestellt wurden, die abgerissen werden sollten. Sie entschieden sich für das letzte der fünf in Frage kommenden Objekte, die in einer Reihe standen. Dieses Gebäude wies eine gute Grundstruktur auf und war frei von Feuchtigkeit. Das Equipment wurde sowohl für Einschlag- als auch für Vibrationen-Tests aufgestellt. Der „Vibrator“ war ein Stahlgerät mit einem Zoll (= 2,54cm) Durchmesser und 16 Zoll (= 40,64cm) Länge, an dessen zwei Enden sich stählerne Bälle befanden, die in Schwingungen versetzt werden konnten. Eingesetzt wurde er am Fundament des Hauses, der dicksten Mauerstelle. Zusätzlich eingesetzte Metallplatten sorgten für die nötige Sicherheit. Angetrieben wurde das Gerät mittels eines elektrischen Motors, der das Gerät vorrangig vertikale Vibrationen erzeugen ließ, die sich in einer Breite von 0 – 120 Hz bewegten, mit einer maximalen Einwirkung auf die Hauswände von 892 lb (= 404,60kg). Ziemlich schnell fanden die Wissenschaftler heraus, dass das ältere Ziegelmauerwerk Vibrationen über 25 Hz gar nicht standhalten konnte. Deshalb bewegten sich die Vibrationen in dieser Stärke, mit einer maximalen Einwirkung von 120 Hz. Das dazugehörige weitere Equipment war einfach, aber effektiv. Ein Seil wurde um den Schornstein des Hauses geschlungen und daran ein 60 lb 3 oz (= ca. 28 kg) Metallgewicht befestigt. Das Gewicht hing etwa 18 Zoll (= 45,72 cm) über dem Boden. Mit dem Seil konnte es vom Haus wegbewegt werden und dann unter Einhaltung bestimmter Höhen und Distanzen wieder losgelassen werden. Mehrere Wissenschaftler (Alan Gauld, A. D. Cornell, D.J. Murray, H. Osborne und R. Brooks) überwachten das Experiment. Diverse kleinere Testobjekte, insgesamt dreizehn, wurden im Haus platziert, vor allem auf Kaminen und ähnlichen Absätzen, die sich in der Nähe der Wand befanden, die am meisten betroffen sein würde. Gauld und Osborne hielten sich im Haus auf, während Cornell und Murray draußen die Geräte bedienten. Brooks zeichnete das Experiment auf.

    Zwei Minuten lang wirkte nun der Vibrator mit 45, 57, 75 und 96 Hz auf die Hauswand ein. In der niedrigsten Frequenz waren die Vibrationen nur spürbar, wenn jemand eine Hand auf den Kaminabsatz oder den Fußboden legte. Während der zwei höchsten Level vibrierte das ganze Haus und die Anwesenden spürten die Vibrationen unter ihren Füßen. Wenn jemand ein Ohr an die Wand legte, waren die Brummgeräusche fast schmerzhaft laut. Keines der platzierten Objekte bewegte sich.

    Dann wurden fünf Einschläge mit dem 60 lb-Gewicht durchgeführt. Das Gewicht wurde 10 Fuß (= 3,05m) in einer Höhe von 6 Fuß (= 1,82m) von der Wand entfernt und traf die Wand in einer Höhe von wenig mehr als zwei Fuß (= 0,6m) über dem Boden; die Einschlagskraft betrug etwa 241 lb (= 109,32 kg). Beim zweiten Einschlag platzte die Zementverkleidung der Außenwand und entblößte die darunterliegenden Ziegel und Mörtel. Gauld und Murray hielten sich zu der Zeit in einem im oberen Stockwerk liegenden Schlafzimmer auf. Die Einschläge waren kaum zu hören, konnten aber mit den Füßen gefühlt werden. Dreck fiel die Schornsteinwand herunter und kleine Bröckel Putz von der Decke. Die Testobjekte bewegten sich nicht.

    Dann wurde der Motor für mehrere Minuten auf Höchstleistung laufengelassen. Die Wissenschaftler konnten die Vibrationen noch zwei Häuser entfernt spüren, wenn sie dort die Hand auf die Wand legten.

    Schließlich wurde das Gewicht vier weitere Male geschwungen; Gauld und Murray befanden sich wieder im oberen Schlafzimmer. Das Gewicht traf das Haus mit einer Einschlagenergie von 300 lb (= 136,1kg) aus einer Entfernung von 15 Fuß (= 4,6m) und mit einer Höhe von etwas über 7 Fuß (= 2,13m). Dies führte zu einem heftigen Schlag, der deutlich mit den Füßen gefühlt werden konnte und dazu führte, dass noch mehr Putz von Decken und Wänden fiel. Beim dritten Einschlag bewegte sich ein Kamerastativ um ¾ Zoll (= 22,86cm) nach links, das an der Wand beim Kamin gelehnt hatte. Beim vierten Einschlag fiel das Stativ nach links um. Sonst bewegte sich nichts, nicht einmal eine Murmel, die auf dem Boden lag oder ein Streichholz, das über die Hälfte über das Kaminsims herausragte.

    Am nächsten Tag (3. Juli) wurden ähnliche Experimente durchgeführt, wiederum ohne Resultate in Bezug auf Objektbewegungen. Bei Vibrationen von 100 Hz bewegten sich eine Tasse und ein Unterteller ¼ Zoll (= 0,6cm) von der Wand weg und die Tasse rotierte langsam auf dem Unterteller.

    Am 8. Juli lief der Vibrator in der maximalen Stärke, unter der Aufsicht eines Experten. Dieser gab an, dass der zehnfache Einsatz in maximaler Stärke von ca. 8000 lb (= 3628,74kg) das Haus zum Einsturz bringen würde. Er meinte außerdem, dass horizontale Vibrationen vielleicht eher dazu führen könnten, dass sich Objekte innerhalb des Hauses bewegten. Generell wäre er allerdings der Meinung, dass das Haus eher einstürzen würde, als dass sich Objekte poltergeistähnlich bewegten.

    Der Vibrator wurde umgestellt und neu modifiziert, sodass er nun eine maximale Einwirkung von 1600 lb (= 725,75kg auf die Wand ausübte. Die letzte Reihe Experimente begann am 11. August. Der Vibrator wurde von 0 auf 120 Hz hochgefahren und produzierte entsprechend Einschläge auf höchster Stufe. Cornell und Gauld beobachteten im oberen Bereich des Hauses, sowohl gemeinsam als auch getrennt. Für sie war das Experiment inzwischen beängstigend. Auf höchster Stufe waren die Einschläge in die Wand sehr laut und die gesamte Struktur des Hauses bebte so sehr, dass es niemand mehr ignorieren konnte. Erhebliche Mengen Putz fiel von den Decken und größere Mengen Feinstaub verteilten sich im Haus. Ein Riss oberhalb des Fensters in einem Schlafzimmer weitete sich beachtlich. Trotzdem gab es nur fünf erwähnenswerte Objektbewegungen:

    • Ein Plastikbecher, der so platziert war, dass die eine Hälfte über das Kaminsims herausragte, fiel herunter.
    • Die bereits zuvor erwähnte Tasse nebst Unterteller, die auf demselben Absatz stand, bewegte sich vibrierend hin zum Ende des Absatzes und fiel herunter.
    • Ein Plastikesel, der unten auf dem Kaminsims stand in direktem Kontakt mit der Wand, bewegte sich ¾ Zoll von der Wand fort.

    Dieses Mal war der Vibrator nur für jeweils drei Minuten auf höchster Stärke gelaufen – die Wahrscheinlichkeit, dass das Haus bei weiteren Versuchen endgültig zerstört werden würde, war so hoch, dass die Testreihe an dieser Stelle beendet wurde.

    Das Ergebnis war eindeutig: Um Objekte in der Art und Weise zu bewegen, wie es in zahlreichen Poltergeistfällen berichtet wird, reichen leichte Vibrationen nicht aus. Damit überhaupt Objekte bewegt werden, müssten die äußeren Einwirkungen derart extrem sein, dass das Haus zerstört werden würde und es völlig ausgeschlossen wäre, dass die Betroffenen diese äußeren Einwirkungen nicht mitbekämen. Damit ist die geophysikalische Theorie widerlegt.

    Quelle

    Roll, William G. (1976): Der Poltergeist. S. 334 ff. Freiburg im Breisgau: Aurum Verlag.