Angefangen von einer blutigen Schlacht, drei Selbstmorden, diversen unheimlichen Sichtungen und Poltergeistphänomenen – bei diesem Gebäude ist alles vertreten.

Gesicherte historische Fakten:

In der Fühlinger Heide findet am 5. Juni 1288 eine der blutigsten Ritterschlachten des mittelalterlichen Deutschlands statt – die Schlacht von Worringen. Nach heutigen Schätzungen verlieren 1.100 Kämpfer der insgesamt um die 10.000 Teilnehmer ihr Leben. Geografisch wird die Schlacht außerhalb von Fühlingen verortet. Das Haus Fühlingen liegt hingegen am entgegengesetzten Ende des Ortes, beim Fühlinger See, über zwei Kilometer vom Schlachtfeld entfernt. Die Villa Oppenheim wurde also nach heutigem Wissen nicht auf diesem Schlachtfeld erbaut [1].

1884 erbaute Eduard Freiherr von Oppenheim das Gutshaus, eine Pferderennbahn und ein Gestüt. 1907 allerdings verkauft der Freiherr das Gelände wieder, weil er feststellt, dass es für Pferdehaltung nicht geeignet ist; vermutlich aufgrund der Nässe des Bodens.

1943 diente das Haus als Schlaflager für mehrere Zwangsarbeiter, die dem damaligen Pächter wegen fehlender deutscher Arbeitskräfte zugewiesen wurden.  Dieser Pächter, Ernst Kolb, beschuldigte einen der Zwangsarbeiter, den 19-jährigen Polen Edward Margol, sich seiner Tochter unsittlich genähert zu haben – zu Unrecht, wie heute bekannt ist. Er wurde am 15. Januar 1943 in der alten Ziegelei an der Neußer Landstraße 129 öffentlich gehängt [2]. Nicht belegt ist hingegen, dass sich einige der später freigekommenen Zwangsarbeiter an einem der Bewohner des Hauses (neben Kolb ist von weiteren elf Familien die Rede, die dort zu dieser Zeit lebten [3]) rächten und ihn im Hühnerstall hinter dem Anwesen erschlugen[4].

Im Anschluss an den 2. Weltkrieg kaufte der NS-Richter Gerhard van Kempen (weiterführende Informationen online nicht vorhanden) das Haus und wohnte dort mit seiner Familie. Angeblich soll es dieser Richter gewesen sein, der Edward Margol zum Tode verurteilt hatte – gesicherte Angaben fehlen. Im Stolperstein-Eintrag (NS-Dokumentationszentrum Köln – Details) wird lediglich gesagt, dass Margol auf Veranlassung der Kölner Gestapo gehängt wurde. 1962 soll sich van Kempen in der Silvesternacht im zweiten Stock des Hauses erhängt haben. Seine Frau Alice soll auf lebenslangem Wohnrecht bestanden haben, als das Haus 1967 von der Stadt Köln aufgekauft wurde. Trotz stattfindender Abrissarbeiten (Reithalle, seitliche Teile; 1973 fanden weitere Arbeiten statt) blieb die Witwe des Richters bis 1999 im Hauptgebäude wohnen [5]. Ob das den Tatsachen entspricht, ist genauso unklar wie der angebliche Selbstmord des Richters. Historische Fotos der Villa Oppenheim sind online nicht zu finden.

Ab 1967 – dem Verkauf der Villa – jedenfalls scheint es deutlich bergab gegangen zu sein mit dem Gebäude. Nach dem vermuteten Auszug der oben erwähnten Witwe – sie starb offenbar in einem Altersheim [6] – avanciert das Gebäude bereits zum „Spukhaus“. Die Datenlage wird unklar – am 08. April 2007 soll der Kölner Express berichtet haben, dass Jugendliche im ersten Stock des Hauses eine leblose Person fanden [7]. Der Fundort wurde im Laufe der Zeit von den ersten Stock in den zweiten Stock verlegt und die Person soll sich dort erhängt haben – bestätigt wurde dies selbstredend nicht.

2017 berichtete der „Express“ vom Fund eines Grabsteins auf dem Gelände der Villa [8], der angeblich einst im Garten der Villa stand. Die Stadt bestreitet dies – der Grabstein habe vielmehr bis zum Auslauf der Grabnutzungsdauer auf dem Friedhof Fühlingen gestanden – wie er seinen Weg auf das Gelände des Haus Fühlingen fand, konnte nicht geklärt werden. Die Person, deren Namen auf dem Grabstein steht, hatte mit Haus Fühlingen offensichtlich nichts zu tun. Dennoch etablierte sich irgendwann die Annahme, dass drei Selbstmorde in der ehemaligen Villa verübt worden seien [9]. Belege gibt es dafür keine, vermutlich wurde aus dem Fund des Grabsteines irgendwann eine weitere Suizid-Annahme.

Haus Fühlingen blickt einer düsteren Zukunft entgegen. Nachdem verschiedene angebliche Projekte sang- und klanglos untergingen, hat das Gebäude 2023 seinen Denkmalstatus – und damit die Aussicht auf Schutz vor Abriss – verloren [10].

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Fußnoten
[1] Z.B. Geistervilla in Fühlingen: Wahr oder ausgedacht? Eine Spurensuche: “1288 fand auf dem Gelände (der ‘Blutacker’), auf dem heute die Villa steht, die berühmte Schlacht von Worringen statt. Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als 1000 Menschen auf dem Schlachtfeld starben. Ein beispielloses Gemetzel für die damalige Zeit.”

[2] NS-Dokumentationszentrum Köln – Details. Diese Ziegelei befand sich übrigens tatsächlich in unmittelbarer Nähe zum Schlachtfeld.

[3] Nachzulesen in der Broschüre des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln: https://www.jo-schrader.de/Broschuere_5MB-Version-rev.4.pdf.

[5] Andere Quellen berichten, dass das Haus ab 1967 unbewohnt war, z.B. Haus Fühlingen – Citak Immobilien.

Quellen

Tomescheid, Wibke (2023): Lost Place. Gruselvilla in Köln: Das “Haus Fühlingen” und seine dunkle Geschichte. Online verfügbar unter: https://www.stern.de/reise/deutschland/lost-place-in-koeln–in-der-gruselvilla–haus-fuehlingen–lebte-einst-ein-reicher-freiherr-33228316.html. Zuletzt geprügt am 20.01.2025.

Kultur, Landschaft, Digital (2024): Herrenhaus Villa Oppenheim und Rennbahn Fühlingen. Online verfügbar unter: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-251777. Zuletzt geprüft am 20.01.2025.

Otto, Christin (o.J.): Köln hakt nach: Warum gilt das Haus Fühlingen als Gruselvilla? Online verfügbar unter: https://koeln.mitvergnuegen.com/koelnhaktnach/haus-fuehlingen-grusel-villa/. Zuletzt veprüft am 20.01.2025.

Teichert, Florian (2024): “Lost Place” mit düsterer Vergangenheit. Diese Gruselgeschichten ranken sich um die Villa Fühlingen in Köln. Online verfügbar unter: https://www.ksta.de/koeln/chorweiler/fuehlingen/diese-gruselgeschichten-ranken-sich-um-die-villa-fuehlingen-in-koeln-1-818880. Zuletzt veprüft am 20.01.2025.

Dieser Beitrag wurde am 20.01.2025 zuletzt bearbeitet.