1. Einleitende Angaben

Bibliographische Angabe:
Curran, Robert with Jack & Janet Smurl (2014): Ed & Lorraine Warren: The Haunted. The True Story Of The Demonologists Featured In The Film The Conjuring. Los Angeles: Graymalkin Media. Erstausgabe von 1988.

Eckdaten Doppelhaushälften:

Adresse:
328-330 Chase Street, West Pittston, Pennsylvania

Bewohner:
John & Mary Smurl, Eltern von Jack Smurl in der einen Haushälfte; Jack & Janet Smurl in der anderen Haushälfte, verheiratet seit Ende 1968. 4 Töchter: Dawn, Kim (beide vor 1972 geboren), Shannon & Carin (Zwillinge, geboren 1977).

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2. Das Buch

Auch wenn der Titel eine Art Tatsachenbericht verheißt: Das Buch wurde in Romanform geschrieben, mit erinnerten oder fiktiven Dialogen. Es fehlen Zeit- und Datumsangaben. Der Autor Robert Curran offenbart dies direkt in einem Hinweis am Anfang des Buches: Bestimmte kleinere Freiheiten habe ich mir vorbehalten, was die Chronologie der Ereignisse angeht, und einige Szenen und Dialoge werden in dramatisierter Form wiedergegeben. Im nächsten Satz folgt ein Widerspruch: Aber jedes Ereignis hält sich strikt an die durch die Zeugen angegebenen Fakten [1]. Wenn an so grundlegenden Informationen wie der zeitlichen Abfolge dramaturgische Änderungen durchgeführt und Zusammenhänge unvollständig dargestellt werden, kann – von den fiktiven Dialogen ganz zu schweigen – keine Faktengrundlage geschaffen werden und das Buch ist als eine solche Vorlage gänzlich unbrauchbar. Besonders abwegig ist die Inszenierung eines freimütig als „fiktional“ bezeichneten Charakters, der praktisch eine Kurzgeschichte in der Geschichte erzählt, deren Sinn mir persönlich verschlossen bleibt. In weiten Teilen des Buches muss unklar bleiben, ob sich die Ereignisse tatsächlich in dieser Form abgespielt haben oder ob insbesondere bei der Darstellung der Phänomene erheblich übertrieben wurde. Besonders verstörend wirkt das Handeln des Ehepaars Warren. Die selbsternannten „Dämonologen“ sehen nicht nur „dämonische“ Zusammenhänge, wo offensichtlich keine bestehen und nehmen Dämonen als gesichert existierend und verantwortlich für die Ereignisse an, sondern verängstigen die Betroffenen mit ihren Aussagen enorm – eine psychische Katastrophe. Außer einigen Gebeten und sturem Beharren auf dämonische Aktivitäten haben die Zwei, die angeblich rund 10.000 Fälle untersucht und Vorlagen für zahlreiche Filme geliefert haben, indes nichts zu bieten. Obwohl verschiedentlich auf Fotos und andere technische Aufnahmen hingewiesen wird, die den Fall einwandfrei belegen sollen, sind die in dem Buch veröffentlichten Bilder der betroffenen Familie in ihrem Haus lediglich schmückendes Beiwerk ohne auch nur den Ansatz eines echten oder vermeintlich paranormalen Einflusses. Der „Dämon“ indes lässt sich durch Gebete und drei Exorzismen nicht beeindrucken, was zumindest für die Warrens überraschend kommt. Dass die Familie in ihrer Hilflosigkeit schließlich an die Öffentlichkeit tritt, macht die Situation nicht besser und schließlich müssen die Warrens aufgeben – der Fall wurde angeblich nie gelöst und die Familie Smurl litt noch einige Zeit unter den Vorkommnissen. Ob ein Umzug Erlösung brachte, ist ebenso unklar wie die Frage, ob die im Buch dargestellten Phänomene jemals so stattgefunden haben. Möglicherweise handelt es sich um einen Poltergeistausbruch, möglicherweise ist oder war Jack Smurl die Fokusperson/der Spukagent. Möglicherweise.

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3. Geschichte des Hauses [2]

Wo es Dämonen geben soll, muss es natürlich eine Geschichte geben, die deren Existenz plausibel macht. Da auf den ersten Blick eine solche innerhalb der betroffenen Familie nicht gefunden werden konnte, wurde der Grund für den dämonischen Ausbruch im Haus selbst gesucht. Nach Ed und Lorraine Warren gibt es zwei Gründe, warum ein Haus von Dämonen belagert werden könnte: Der erste Grund sei die Durchführung eines Verbrechens oder einer kriminellen Tat, die „Geister“ respektive „Dämonen“ in das Haus einlade. Der zweite Grund bestehe darin, mittels einer „Kontaktaufnahme“ (z.B. mit einem Ouija-Board oder der Ausübung okkulter Praktiken und Hexenriten) einen Dämon in das Haus willentlich einzuladen. Diese Voraussetzungen kränkeln etwas daran, dass das Haus weder eine belegbare gewaltsame Vergangenheit vorweisen kann noch die Betroffenen laut eigenen Aussagen okkulte Praktiken oder Ähnliches durchgeführt haben.

Das Haus in der Chase Street wurde 1896 als zweihälftiges Doppelhaus erbaut und hatte seitdem erwartungsgemäß etliche Mieter und Besitzer; zu dem Zeitpunkt waren es John und Mary Smurl und deren Sohn Jack mit seiner Ehefrau Janet sowie deren vier Kinder. Angeblich soll es schon seit längerem Gerüchte gegeben haben; so sollen ehemalige Bewohner immer mal wieder die Polizei gerufen haben. Aufzeichnungen gibt es bei der Polizei über diese angeblichen Einsätze nicht. Die Stadt West Pittston hingegen ist geografisch tatsächlich problematisch – ein großer Teil der 10.000-Einwohner Stadt wurde auf alten Anthrazitminen erbaut, die einst für den Wohlstand ihrer Bewohner sorgten. Die inzwischen mit Wasser verfüllten Minen sorgen leider dafür, dass etliche Häuser einsanken. Ende 1930 und Anfang der 1940-er Jahre mussten deshalb Schulen geschlossen werden. Ein Verdacht äußert sich deshalb dahingehend, dass das Einsinken der Oberfläche dazu geführt haben könnte, dass Dämonen aus der Unterwelt diese Aushöhlungen nutzen, um ihr Unwesen zu treiben. Da offensichtlich weder dies noch der angebliche Fund von Schweineknochen in Pentagrammform unter einem evakuierten Haus genug Anlass zu einer dämonischen Besetzung geben, zieht der Autor kurzerhand alle geschichtlichen Tragödien des ganzen Landes heran: Neben durchaus positiv behafteten Erfindungen wie die der Elektrizität werden namentlich genannt der 2. Weltkrieg oder der Vietnamkrieg – und darauf verwiesen, dass das Haus ja alle diese menschlichen Höhepunkte und Tragödien erlebt hätte. Da ist es mutmaßlich nicht das einzige Haus. Die Gerüchte hätten natürlich auch in all diesen Zeiten fortbestanden. In Leerzeiten sollen nicht namentlich genannte Personen im Haus merkwürdige Geräusche gehört haben. Kinder wollen unheimliche Erscheinungen hinter den Vorhängen gesehen haben. So weit, so gewöhnlich: Nahezu jeder Lost Place und jedes auch nur kurzzeitig unbewohnte Haus kann solche Geschichten zuhauf aufweisen.

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4. Geschichte der Bewohner [3]

Jack Smurl absolvierte die High School und entschied sich trotz angeblich hohen IQs gegen das College. Er wird als entspannter Junge beschrieben, sportlich und gerne in der Natur. In Wilkes-Barre hatte er eine katholische Schule besucht, entschied sich aber gegen eine kirchliche Laufbahn und wählte stattdessen seinen Beitritt in die Navy als nächsten Lebensabschnitt aus. Dort arbeitete er hart, befolgte Anweisungen und wurde schließlich neuropsychiatrischer Assistent bei der Durchführung von Elektrokonvulsionstherapien. Diese Form der Therapie ist schon damals kontrovers betrachtet worden, gilt aber noch heute als wirksames Therapieverfahren bei der Behandlung schwerer psychischer Erkrankungen [4]. Im Anschluss an seine Navy-Zeit lebte er in Luzerne County.

Janet Dmohoski besuchte eine öffentliche High School in der Nähe von West Pittston. Ihre Mutter hatte sie nach einer schwierigen Scheidung allein aufgezogen und erwartete von ihrer Tochter entsprechende Beteiligung an der Erledigung des Haushalts. Janet wird als normales Teenagermädchen beschrieben, das Musik und Natur mochte und schließlich durch Zufall in derselben Firma wie ihr zukünftiger Mann arbeitete.

Die beiden trafen sich 1967 auf einer Weihnachtsparty und verliebten sich. Beiden war schnell klar, dass sie es ernst meinten. Da beide katholisch und religiös waren, legten sie auf die Hochzeit als Versprechen großen Wert und heirateten am 28. Dezember 1968. Bald wurden Dawn und Kim geboren. Janet hatte ihren Job aufgegeben und war mit Leib und Seele Hausfrau und Mutter. Zunächst wohnten sie bei Jacks Eltern, John und Mary Smurl, in einem Haus in Wilkes-Barre. Doch 1972 wurde dieses Haus mit vielen anderen Opfer des Hurricane Agnes. Obwohl John und Mary das Haus renovierten, zwangen sie die Behörden, es dennoch aufzugeben.

Im Herbst 1973 kauften John und Mary ein Doppelhaus in der Chase Street in West Pittston, in einer mittelständischen, gut situierten Nachbarschaft. Nach eigenen Angaben wussten beide wenig über die Vergangenheit des Hauses, lediglich, dass die eine Seite (Nummer 328) einem älteren Mann gehört hatte und einige Zeit unbewohnt geblieben war und die andere Seite (Nummer 330) wiederum einer älteren Frau gehört hatte, die diese Hälfte vermietet hatte. Nachdem sie sich vergewissert hatten, dass die Ableitungen, die Elektrik und das Fundament in Ordnung waren und es keinen Befall durch Termiten oder anderes Ungeziefer gab, zogen sie noch im selben Herbst in die Nummer 330 ein. Die andere Hälfte (328) verkauften sie deutlich unter dem Marktpreis an Jack und Janet, die mit ihren Töchtern am 1. Oktober 1973 einzogen.

18 Monate lang lebten alle scheinbar glücklich und zufrieden.

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5. Erste Vofälle [5]

Die nachfolgenden Ereignisse wurden wohl erst weit im Nachhinein (rund zehn Jahre später) mit möglichen paranormalen Phänomenen in Verbindung gebracht. Betroffen waren beide Haushälften.

Der Fleck (Mary & John Smurl):
Im Januar 1974 hatte Mary Smurl einen neuen roten Teppich gekauft. Wohl gleich, als dieser durch Angestellte der Teppichfirma im Wohnzimmer ausgelegt wurde, entdeckte sie einen großen, runden Dreckfleck (die Frage, warum der Teppich nicht einfach reklamiert wurde, bleibt unbeantwortet). Das Ehepaar versuchte diesen mit Reinigungsmitteln zu entfernen, was auch vollständig gelang. Doch zwei Tage später tauchte er wieder auf. Es kam zu einem Hin und Her: Das Ehepaar entfernte den Fleck und ein paar Tage später war er wieder da. Schließlich löste sich der Fall auf unkonventionelle Weise: John und Mary kauften einen neuen Teppich und warfen den alten auf den Müll.

Der Fernseher (Jack Smurl):
Beim Fernsehschauen ging der Apparat ebenfalls 1974 plötzlich in Flammen auf. In der Folge gab es angeblich weitere Brände: Ein Elektroofen fing Feuer, kurz nachdem er gekauft worden war und die Verkabelung in Jacks neuem Auto ging nur wenige Tage nach dem Kauf ebenfalls in Flammen auf.

Leckende Rohre (alle Bewohner):
Während der im Buch zuvor nicht erwähnten umfangreichen Renovierungen des Doppelhauses im Jahre 1974 hatte John Smurl, erfahrener Handwerker, rund 30 alte Wasserleitungsrohre in Kupferrohre ausgetauscht. Als Jack dann das Wasser anstellte, leckten alle ausgetauschten Rohre. John reparierte sie, doch schon beim nächsten Versuch passierte dasselbe wieder. Andere kleinere Reparaturen stellten sich als überraschend aufwendig heraus. Ständig gab es Probleme mit den Rohren. Erst nach mehrfachen Reparaturen und Austauschen legte sich die Problematik.
Ob eine Verbindung mit dem unruhigen Untergrund der Gegend bestehen kann, wurde offenbar nicht abgeklärt.

Merkwürdige Kennzeichnungen (Janet & Jack):
Das Ehepaar war besonders stolz auf die Neugestaltung des Badezimmers. Unter anderem installierten sie ein neues Waschbecken und eine Badewanne. Doch nachdem sie beides angebracht hatten, fanden sie das Porzellanwaschbecken und die Badewanne am nächsten Morgen derart verkratzt vor, dass sie ersetzt werden mussten. Mehrere Male tauchten Kratzer auch an weiteren Stellen auf, zum Beispiel auf Holz oder an der Decke.

Dawn wird attackiert (Janet & Jack, Tochter Dawn):
Dawn wird als intelligent, sportlich und realistisch beschrieben. Wenn sie durch etwas beunruhigt wurde, war für Janet und Jack klar, dass es einen guten Grund dafür geben musste. Im Jahre 1975 kam Dawn mehrere Male in das Schlafzimmer ihrer Eltern gerannt und behauptete, dass in ihrem Zimmer Leute umherschweben würden. Eine klare Altersangabe wird nicht gemacht; da Dawns Alter aber im weiteren Verlauf im Jahr 1984 mit 16 Jahren angegeben wird, dürfte sie zu diesem Zeitpunkt etwa sieben Jahre alt gewesen sein.

Kleinere Irritationen (Janet & Jack):
Scheinbar kam es zwei Jahre lang zu keinen weiteren Auffälligkeiten, an die sich die Smurls später erinnern konnten, denn es erfolgt nun ein Sprung ins Jahr 1977. Zu diesem Zeitpunkt schienen sich die Smurls bereits bewusst zu sein, dass etwas in ihrem Haus nicht stimmte. So wurde mehrfach die Toilettenspülung gehört, obwohl sich niemand im Badezimmer befand. Radios gingen von selbst an, obwohl sie nicht eingesteckt waren. Jack hörte Fußschritte oben im Haus und Schubladen in zwei der Schlafzimmer öffneten und schlossen sich selbständig, während er allein zuhause war. Es gab Familienzuwachs, die Zwillinge Shannon und Carin wurden geboren. Auch in den folgenden vier Jahren kam es zu weiteren Ereignissen.

In den frühen Morgenstunden hörten Jack und Janet einmal, wie sich der Schaukelstuhl auf der Veranda bewegte; als sie nachsahen, bewegte sich der Schaukelstuhl weiterhin, ohne dass jemand drinsaß. In einer anderen Nacht lag das Ehepaar im Bett, als Jack eine sanfte Berührung an seiner Schulter fühlte. Als er sich seiner Frau zuwandte, fand er diese schlafend vor.

Im Verlauf des Jahres 1983 fing es an, merkwürdig im Haus zu riechen. Ein Grund dafür konnte nicht gefunden werden. Dass der schlechte Geruch das erste Mal auftrat, als Jack gerade den Rosenkranz betete, fiel diesem erst später auf und könnte einer falschen Erinnerung zugeordnet werden.

Es begann eine zehnmonatige Suche nach Erklärungen. So kontaktierte Jack das Minendepartment, um abzuklären, ob die Ereignisse mit den Absenkungsprozessen durch die ehemaligen Minen zusammenhängen konnten. Offenbar zeigte sich das Department wenig interessiert, denn man legte ihm nur nahe, die Gebäudesubstanz auf Sprünge und Ähnliches zu überprüfen. Da keine Auffälligkeiten zu erkennen waren, galt das Thema als abgeschlossen.

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6. Der mutmaßliche Beginn [6]

Die folgenden Ereignisse fanden vermutlich ab Winter 1984 statt. Janet Smurl befand sich allein im Keller des Hauses und kümmerte sich um die Wäsche, während sich die Mädchen in der Schule und Jack auf der Arbeit befanden. Von oben klangen leise Geräusche aus dem Fernseher hinunter. Gerade hatte sie die Waschmaschine eingefüllt, da hörte sie, wie jemand ihren Namen rief. Aus einem nicht näher erleuchteten Grund versetzte das Janet in regelrechte Panik, insbesondere, als sich das Rufen noch mehrfach wiederholte. Janet fühlte sich regelrecht angegriffen, als wäre dies plötzlich nicht mehr ihr Zuhause. Die Stimme beschrieb sie als weiblich und sanft. Zweimal fragte sie „Was willst du?“ in den Kellerraum, ohne eine Antwort zu erhalten. Schließlich arbeitete sie sich die Kellertreppe rückwärts hoch, den Kellerraum nicht aus den Augen lassend. An dieser Stelle (Seite 39) wird im Buch erstmals angedeutet, dass sie bzw. die Familie doch über die Gerüchte über das Haus Bescheid wussten, denn Janet fragt sich laut ihrer Erinnerung, ob an diesen Gerüchten doch etwas dran sein könnte. Als sie die Stimme dann erneut hörte, rannte sie nach oben, schlug die Tür des Schlafzimmers hinter sich zu und fing an den Rosenkranz zu beten. Es ist völlig unklar, warum sie nicht einfach hinüber zu Jacks Eltern geht. Überhaupt flieht sie nicht etwa, sondern schafft es sogar, das gesamte Haus zu durchsuchen (Seite 43). Verglichen mit ihrer Reaktion im Keller, ist dies durchaus erwähnenswert – vielleicht hätte der eine oder andere erst einmal die Flucht aus dem Haus vorgezogen, oder zumindest die Involvierung von Nachbarn oder Freunden.  

Fakt ist, dass sich die Smurls zu dieser Zeit bereits intensiv mit den Ereignissen beschäftigt hatten, die die Familie immer wieder heimzusuchen schienen (Seite 40). Einmal war es eiskalt im Haus gewesen, obwohl das Thermostat eine gute Raumtemperatur angezeigt hatte. Ein anderes Mal hatten Jacks Eltern eine Art Streit gehört, bei dem eine Menge Schimpfwörter gebraucht worden waren – obwohl Jack und Janet nach eigener Auskunft nicht gestritten hatten. Janet berichtete ihrem Ehemann von ihrem beängstigenden Erlebnis im Keller und Jack hinterfragte nichts. Möglicherweise erfolgte bereits ab diesem Zeitpunkt eine gegenseitige Beeinflussung, die rein spekulativ in einer Folie á deux hätte enden können. Das Kellererlebnis und die übrigen Vorfälle führten dazu, dass Janet Hilfe suchen wollte. Das Ehepaar musste sich eingestehen, dass ihnen die Phänomene, die inzwischen fast täglich auftraten, Angst machten. Janet war wiederum laut eigenen Angaben allein im Haus, als sie das erste Mal „die Kreatur“ sah. Sie war mit Bügeln beschäftigt und nahm einen kalten Luftzug war, der sie aufschauen ließ. Laut eigener Aussage blieb sie sehr ruhig, als die Erscheinung an ihr vorbeistrich: Eine menschenähnliche Form mit flatterndem Umhang, klar geisterhaft, weil durchsichtig. Zeitgleich nahm sie einen merkwürdigen Geruch wahr. Die Figur war etwa 1,75 Meter groß und schwebte durch die Küche in das Wohnzimmer. Der ganze Vorfall beunruhigte sie offenbar weit weniger als die körperlose Stimme im Keller, denn sie begab sich ins Wohnzimmer, das leer war.

Dieses Mal sprach sie offenbar mit Jacks Eltern in der anderen Haushälfte über die Vorgänge. Dabei offenbarte Mary ihr, dass sie ebenfalls eine Art schwarzen Schatten gesehen hatte. Dieser schwebte die Treppe hinunter und dann in das Wohnzimmer. Mary erzählte außerdem scheinbar sehr ähnliche Phänomene, wie ein nicht weiter angegebenes Erlebnis mit der Couch und dem Fernseher oder einem sich selbst bewegenden Schaukelstuhl.

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7. “Endgültige Beweise” [7]

Nachdem sich Janet der Schwiegermutter anvertraut hatte, kehrte scheinbar für einige Woche Ruhe ein. Zwar hätte es beispielsweise flackernde Lichter gegeben oder gelegentliches Türschlagen in leeren Räumen, doch scheint das auf die Beteiligten keinen besonderen Eindruck gemacht zu haben. Vielmehr entspannte sich die Familie.

Bei den folgenden Vorfällen war Kim 13 Jahre alt und stand vor ihrer Konfirmation. Sie befand sich mit Janet in der Mitte der Küche; die jüngere Shannon (ca. sieben Jahre alt) stand neben dem Kühlschrank. Während Janet damit beschäftigt war, Kims Kleid zu richten, ertönte ein reißendes Geräusch und das große Küchenlicht krachte plötzlich herunter. Shannon wurde an der Schulter getroffen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Janet bereits ausführlich mit dem Übernatürlichen und Dämonen beschäftigt (Seite 54). Nach eigenen Angaben hatte sie sich auch um Hilfe bemüht: Sie hatte etliche Universitäten im Land angerufen, die Abteilungen für Parapsychologie oder die Erforschung des Paranormalen gehabt hätten, doch habe man sie überall abblitzen lassen. An einen Fall erinnert sie sich besonders: Ein Professor fragte sie in harschem Ton, ob sie zu viele Horrorfilme gesehen habe (Seite 54).

Ende April packten Jack und Janet Smurl ihren Camper und reisten mit den Kindern zu ihrem Lieblingscampingplatz. Der Verbleib der Eltern von Jack ist unklar. Denn kurz nach Einbruch der Dunkelheit am Samstagabend sollen einige Nachbarn in der Chase Street aus deren verlassenen Haus Geräusche gehört haben. Nur ein Nachbar wird allerdings in dem Buch zitiert; dieser gibt an, er sei an diesem Abend am Smurls Haus vorbeigegangen, als er aus dem zweiten Stock ein Geräusch wie ein Flügelschlagen hörte. Dann setzte ein Schreien ein. Dem Nachbarn erschien das umso unheimlicher, da er wusste, dass die Smurls nicht zuhause waren. Ob Jacks Eltern daheim waren, ist nach wie vor nicht bekannt.

Wieder zuhause ging Janet im Mai mit allen Töchtern einkaufen. Jack blieb daheim und zog sich mit einem Buch nach oben ins Bett zurück. Dieser Vorfall ist der einzige, bei dem eine konkrete Uhrzeit angegeben wird: Es war 19:14 Uhr und nach nur wenigen Seiten war Jack eingeschlafen. Er hatte geträumt, dass er fliegen würde – doch nun wachte er auf und stellte fest, dass es kein Traum gewesen war. Er levitierte zwei Fuß über dem Bett. Jack verfiel in Panik und ruderte mit den Armen. Er landete zurück auf dem Bett. In dem Buch lautet die Beschreibung des Endes der Levitation wie folgt: It was then that the thing hurled him back onto the bed. Es wird also suggeriert, dass ein „Ding“ für die Levitation verantwortlich war.

Bestandteil des Buches sind nicht näher erläuterte Interviews mit den Betroffenen und Aussagen in Ich-Form von möglichen Zeugen. Es fehlen jeweils sämtliche Angaben zum Interviewer und dem Zeitpunkt der Aussagen. Zu den Augenzeugen gehört die 23-jährige Shelley Adams, die nach eigenen Angaben zum Zeitpunkt ihrer in Romanform aufgezeichneten Aussage seit sieben Jahren in derselben Straße wie die Smurls wohnte und deren Eltern mit Jack und Janet befreundet waren. Nach Shelleys Angabe war den meisten Nachbarn bekannt, dass merkwürdige Dinge im Haus der Smurls passierten. Ausgangspunkt dafür war „das Wochenende“ (keine Zeitangabe), als „das Schreien von einigen Nachbarn gehört wurde“. Da Shelley zu diesem Zeitpunkt noch zuhause wohnte und Janet sich ihrer Mutter anvertraute, war sie angeblich Zeuge etlicher Unterhaltungen. So sei sie eines Nachmittags nach der Arbeit nach Hause gekommen und hatte Janet und ihre eigene Mutter im Gespräch über ein Ereignis vorgefunden, bei dem Janets Schwiegermutter Mary gehört haben wollte, dass in Jacks und Janets Haushälfte Kinder lachten und umherliefen, obwohl niemand zuhause war. Shelley gab in ihrem Aufsatz auch an, dass sich Phänomene in ihr Haus übertragen hätten. So sei sie eines Tages mit Geschirrspülen beschäftigt gewesen, nachdem ihre Mutter und ihr Vater das Haus verlassen hätten. Beim Rausgehen hätte ihr Vater die Tür abgeschlossen. Doch als sie kurz abgelenkt war und sich dann umdrehte, stand die Tür offen, obwohl das Schloss anzeigte, dass sie abgeschlossen worden war. Sofort fühlte Shelley eine Art Präsenz, von der sie sicher war, dass es sich um dieselbe Präsenz handelte, wie sie Janet fühlte. In einer panischen Überreaktion rief Shelley Janet an und beschuldigte sie, dass sie „es“ beim Besuch mitgebracht hätte. Die Möglichkeit, dass die Tür zwar abgeschlossen wurde, aber eben nicht einrastete, wird überhaupt nicht in Betracht gezogen. Der Wert dieser Zeugenaussage ist entsprechend ambivalent einzustufen [8].

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8. Die Ereignisse eskalieren [9]

An einem Abend im Juni 1985 wurde Janet von einer unsichtbaren Kraft aus dem Bett gerissen und über den Fußboden gezogen. „Etwas packte mich an meinem rechten Bein“, gab Janet an. Jack versuchte sie festzuhalten, konnte aber nichts ausrichten – zumal er plötzlich paralysierte. Oder, wie er es ausdrückte: „Etwas übernahm die Kontrolle über mich“. Was auch immer Janet festhielt, ließ plötzlich los. Im gleichen Augenblick konnte auch Jack sich wieder bewegen. Dann setze ein Klopfen ein. An dieser Stelle erfährt der Leser, dass die Smurls bereits seit über einem Jahr ein Klopfen und ein Hämmern aus den Wänden kommend hörten, doch nie zuvor war es so laut gewesen wie in dieser Nacht. Dazu kam ein entsetzlicher Gestank. Janet und Jack flohen aus dem Zimmer. Es gibt keine Angaben dazu, was die Kinder machten oder die Eltern im angrenzenden Haus – obwohl doch anzunehmen ist, dass Janets Schreie und der Lärm in den Wänden im ganzen Haus zu hören gewesen sein müssten.

Janet hatte die angebliche Bettelei um Hilfe satt und wandte sich an den Fernsehsender Channel 16. Außerdem kontaktierte sie einen Elektriker, weil einige Lampen selbständig aus- und angingen. Der Elektriker checkte die Leitungen, die erst vor einigen Jahren neu verlegt worden waren und gab an, dass er keine technische Erklärung finden konnte. Der Fernsehsender meldete sich gar nicht.

Wenigstens auf die Phänomene war Verlass, denn die setzten sich fort. In einer Nacht wurde Jack ein Medaillon vom Hals entfernt, während er schlief. Die Kette hatte keinen Verschluss, musste also über den Kopf gezogen werden. Am folgenden Tag war Janet in der Küche mit dem Abwasch beschäftigt, als Simon, der deutsche Schäferhund der Familie, der ihr zu Füßen lag, plötzlich hochgehoben und gegen die Küchentür geworfen wurde. Der Hund jaulte auf. Als Janet kurz darauf wieder allein in der Küche war, sah sie, wie Simon plötzlich buckelte und aufjaulte; sein Körper begann zu krampfen. Unfähig dem Hund zu helfen, konnte Janet das Tier nur trösten und warten, bis es vorbei war.

Einige Tage später bekamen auch Mary und John Smurl Besuch von einem Hund, allerdings keinem echten. Mary befand sich im Wohnzimmer und sah fern, John war in der Küche. Plötzlich sah sie, wie ein Welpe ohne Kopf und Schwanz durch den Raum rannte und sich dann unter einem Sessel versteckte. Mary rief nach ihrem Mann, der wiederum Jack informierte. Gemeinsam suchten sie nach dem Welpen – erfolglos. Der Platz zwischen Sessel und Boden war auch viel zu eng, als dass ein kleiner Hund darunter passen könnte.

Die Kinder der Smurls litten besonders unter den Ereignissen. Leider fehlen auch für die folgenden Vorfälle jede genauere Beschreibung und Zeitangabe.  Demnach seien Töpfe und Pfannen durch die Luft geflogen, Kopfkissen wurden von unsichtbaren Fäusten malträtiert und unheimliches Kratzen in den Wänden war zu hören. Carin bekam eines Tages fürchterlich Angst, als in ihrem Zimmer jenes bereits zuvor beschriebene Flügelschlagen zu hören gewesen war. Dawn erzählte, dass das Flattern an einem anderen Tag aus dem Schornstein zu kommen schien und Jack Tochter Kim bat, rauszugehen und sich den Schornstein anzusehen. Sie konnte nichts sehen, das Flattern setzte sich aber fort. Die achtjährige Shannon, die im Hochbett über ihrer Schwester Carin schlief, war eines Abends zu Bett gebracht worden. Ein paar Stunden später gingen auch Jack und Janet zu Bett. Sie waren etwa eine halbe Stunde eingeschlafen, als sie von einem lauten Krach geweckt wurden, als wäre etwas Schweres die Treppen heruntergestoßen worden. Dann fing Shannon an zu weinen. Janet und Jack sprangen auf und rannten die Treppe herunter, wo sie Shannon in einer Ecke kauernd vorfanden. Janet fragte sie, ob sie auf der Treppe gestolpert wäre. Doch das Mädchen konnte nicht erklären, was vorgefallen war. „Ich weiß nicht, ich weiß nicht“, jammerte sie immer wieder. Schließlich packten die Eltern sie wieder ins Bett, beteten an ihrer Seite und warteten, bis sie wieder eingeschlafen war.

In der Nachbarschaft kurierten inzwischen Gerüchte über das Doppelhaus. Kinder erzählten von unsichtbaren Schlangen, die sie anfauchten, schweren Fußtritten auf dem Dachboden und eine Zudecke, die aussah, als sei sie von einer langklauigen Kreatur zerfetzt worden. Janet vertiefte sich in Literatur über das Übernatürliche. Ziemlich schnell fand sie heraus, dass ihre Familie nicht die einzige war, die von Dämonen belästigt wurde. So konnte sie für sich erklären, dass Jack (oder sie) sich in einem „übersinnlichen Schlaf“ befanden, wenn sie nicht vom jeweils anderen geweckt werden konnten – einer Art Trance. So hatte sich während der Zeit, in der Janet ihre Studien in der örtlichen Bibliothek betrieb, in einer Nacht eine Art Nebel im Schlafzimmer gebildet. Versuche, Jack aufzuwecken, waren erfolglos. Doch das Phänomen trat einige Nächte später nochmals auf und dieses Mal beobachteten beide, wie sich der Nebel schließlich zu einer Art Figur formte, die dann im Kleiderschrank verschwand.

Ein Familienfreund war Priester und die Smurls hatten sich ihm bei einem Abendessen anvertraut. Father Sean Malone nahm sie ernst und diagnostizierte eine bösartige Präsenz, als er die Treppe hochging. Er segnete jeden Raum, dabei geriet er ins Schwitzen und war sehr nervös. Die drei folgenden Tage verliefen ruhig. Ein paar Wochen später kontaktierte das Ehepaar Montsignor Hugh Byrne. Vorausgegangen war ein Erlebnis von Mary Smurl, die sich in einer Nacht mit der Matratze in der Luft levitierend vorfand und sich beim Absprung beide Knie verletzte. Auch der Montsignor segnete die Räume des Hauses und versprengte Weihwasser. Wieder kehrte für einige Tage Ruhe ein.

Irgendwann kündigte ein heftiges Auf- und Zuschlagen von Schranktüren das Ende der Ruhephase an. Eine Person, mit der Janet die Probleme diskutierte, war Forscher einer Universität, der das Paranormale Zeit seines Lebens untersucht hatte. Er schlug vor, dass die Smurls ein Tagebuch führen sollten, in dem die Ereignisse detailliert festgehalten werden sollten. Leider ist nicht überliefert, warum dieser Forscher nicht anderweitig auch aktiv wurde. Die Smurls führten das Tagebuch und stellten bald fest, dass es bestimmte Verhaltensmuster zu geben schien. So traten Phänomene verstärkt auf, wenn einer der beiden sich ärgerte. Diese an sich wichtige Erkenntnis zeigte dem Ehepaar aber nur, dass der Dämon dann Energie von uns zog und sie dann gegen uns einsetzte. Nochmals dachten die beiden darüber nach, an die Öffentlichkeit zu treten, in der Hoffnung, dass sich dann jemand melden würde, der ihnen helfen konnte. Da sie aber fürchteten, dass man sie dann auch komplett für verrückt erklären konnten, sahen sie (noch) davon ab.

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9. Auftritt Ed & Lorraine Warren [10]

Im Januar 1986 erhielt Janet einen Anruf ihrer Freundin Tricia Larson, die sich schon lange für das Übernatürliche interessierte. Sie gab Janet den Kontakt eines Professors vom Marywood College in Scranton. Inzwischen war den Smurls klargeworden, dass es sich um eine dämonische Heimsuchung handeln musste. Scheinbar bevor Janet den erwähnten Professor tatsächlich kontaktierte, erfuhr sie durch einen anderen lokal ansässigen Professor, dass sie sich mit Ed und Lorraine Warren in Verbindung setzen sollte, die sich mit solchen Fällen auskannten. Offensichtlich hatte Janet gleich Erfolg, denn kurze Zeit später machten sich die selbsternannten „Dämonologen“ auf den Weg zum Haus der Smurls. Begleitet wurden Ed und Lorraine durch Diane Hayes, Medium und Teammitglied. Den Warrens fiel gleich auf, dass die Smurls nicht die klassische, von Dämonen heimgesuchte Familie war, die sie sonst antrafen [11]. Vielmehr waren die Smurls streng gläubig. Das erste Interview mit Janet und Jack wurde durch Ed Warren aufgezeichnet. Psychologisch äußerst wertvoll für die ohnehin verängstigte Familie war dabei sicherlich, als Ed von einer Frau erzählte, die eine Puppe besessen hatte, die sich selbständig bewegte. Diese Frau hatte den Fehler gemacht, mit einem Medium eine Séance durchzuführen, während der sich ein Geist meldete, der angab, der Geist eines toten kleinen Mädchens zu sein und die Frau aufforderte, ihm die Erlaubnis zu erteilen, dass er in der Puppe bleiben könnte. Die Frau erteilte diese Erlaubnis, was dazu führte, dass die Puppe wiederholt versuchte, Personen zu besetzen und eine Person im Haus sogar verletzte. Nachdem ein episkopaler Priester [12] einen Exorzismus durchgeführt hatte, kehrte Ruhe ein. Während Ed das Interview weiterführte, gingen Lorraine und Diane durch das Haus. Dabei stellten die beiden Psychics anhand ihrer Wahrnehmung fest, dass sie nicht nur von unterschiedlichen Geistern, sondern obendrein – und wenig überraschend – auch noch von einem Dämon umgeben waren. Diese „freudige“ Nachricht wurde nun der ohnehin verängstigten Familie wenig zartfühlend überbracht.

Lorraine klärte Janet und Jack ohne Umschweife bei Kaffee und Sandwiches auf, dass sie mit ihren Kindern nicht allein im Haus lebten. Ein Geist sei der einer älteren, wahrscheinlich senilen Frau, die aber lediglich verwirrt sei und das kleinste Problem darstellte. Der zweite Geist sei eine wesentlich jüngere Frau, wahrscheinlich wahnsinnig und darauf aus, der Familie Leid zuzufügen. Allerdings könne man diesen Geist mit Gebeten in Schach halten. Bei dem dritten feinstofflichen Bewohner handele es sich um einen Mann mit Schnurrbart, der deutlich gefährlicher als alle anderen zusammen sei. Dann machte Lorraine eine kunstvolle Pause und wies Janet an, bei dem was sie nun sagen würde, ruhig zu bleiben. Allerdings rechnete Janet ja bereits mit dem Schlimmsten, weshalb Lorraine sie nicht aus dem Konzept bringen konnte. Die Familie erfuhr nun, dass der Dämon in ihrem Haus die drei anderen Geister zu seinem Vorteil manipulieren würde. Sein einziges Ziel sei es, die Familie zu zerstören. Oder, wie Ed Warren es freundlich formulierte: Da ist eine Wesenheit, die versuchen wird, euren Lebenswillen auszusaugen (Seite 99).

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10. Auf Dämonenjagd mit den Warrens [13]

In einer Angelegenheit unterscheidet sich die Vorgehensweise der Warrens wenig vom Vorgehen obligatorischer Ghosthunter: Auch Ed und Lorraine setzten mit ihrem Team Technik ein. Diane filmte mit einer 35mm-Infrarotkamera, Ed bediente ein Aufnahmegerät. Leider bleibt auch den Rest des Buches über unklar, ob mit diesen Geräten Aufnahmen gelangen. In der Theorie ist davon auszugehen, denn es kam in der Folge angeblich zu etlichen Phänomenen.

Im Schlafzimmer der Smurls, das die „Dämonenjäger“ als einen „Hotspot“ ausgemacht hatten, wurde das Licht gelöscht. Die Warrens beteten drei Vater Unser und drei Heilige Maria, dann wurde mittels eines Kassettenrekorders das „Ave-Maria“ in einer von einer Nonne gesungenen Version vorgespielt – und zwar so lange, bis der Dämon oder einer der anderen Geister offensichtlich genug hatte. Es ertönte ein reißendes Geräusch, als ob etwas von der Wand gerissen werden würde. Trotz der sehr eingeschränkten Lichtverhältnisse konnten das Ehepaar und die Warrens mit Diane sehen, wie zwei große Spiegel an einer Kommode anfingen, vor und zurückzuschwingen. Ein wegen technischer Probleme nicht mehr angeschlossener, aber offensichtlich immer noch auf der Kommode stehender kleiner Fernseher zeigte auf seinem Bildschirm ein grelles weiß-silbernes Licht. Die Kommode fing kurz darauf an zu rütteln. Ed Warren setzte dem Ganzen durch Gebete und dem Versprengen von Weihwasser ein Ende.

Im an diese erste Untersuchung anschließenden Gespräch informierten die Warrens die Smurls, dass sich in ihrem Kleiderschrank eine Art Portal befände, durch das die Geister hinüber in die Haushälfte von Mary und John wechseln könnten. Der kritische Leser und Geisterkenner mag sich fragen, warum dazu ein Kleiderschrank nötig sein sollte, wenn Wände ansonsten kein Problem darstellten. Das Ehepaar wurde angewiesen, ein bestimmtes Gebet von einem Zettel abzulesen, wenn es zu Vorfällen käme: Im Namen Jesu Christi, im Namen des Blutes Jesu Christi befehle ich dir, zu gehen und dahin zurückzukehren, woher du gekommen bist (Seiten 105/106). Außerdem sollten sie einkaufen: religiöse Kerzen und Weihwasser. Ed gab ihnen dazu noch den dringenden Rat, einen Priester zu kontaktieren, damit der einen Exorzismus durchführen könnte. Abschließend wurden die Smurls darüber aufgeklärt, dass die Warrens umsonst arbeiten würden, da sie genug durch den Verkauf ihrer Bücher und Vorlesungen verdienen würden. Die ganze Zeit über waren die vier Kinder mit im Haus und saßen vor dem Fernseher. Es steht frei zu mutmaßen, was sie von dem Gespräch mitbekamen. Die Zwillinge Carin und Shannon jedenfalls waren offenbar beeindruckt genug, um über das Erlebte zu sprechen und wach zu liegen. Sie hörten bald darauf ein Klopfen. Seit Beginn der Phänomene begleiteten die Familie Klopfgeräusche. Manchmal hörten sie sich an, als würde jemand verhalten gegen die Wand klopfen. Dann wieder gab es scharfe, laute Geräusche, die sich wie durch einen Hammer verursacht anhörten. Und dann gab es noch einen tiefen, implodierenden Sound, der das Haus erzittern ließ. Die Smurls verglichen es mit einem Erdbeben, obwohl sie nie eines erlebt hatten.

Das Klopfen wurde auch im Elternschlafzimmer gehört. Kurz darauf wurde Janet mehrfach geschlagen. Während Jack versuchte, seine Frau zu schützen, spürte er, dass ihn etwas an den Fußsohlen kitzelte. Jack versuchte sich dem zu entziehen, während Janet immer noch durch unsichtbare Hände geschlagen wurde. Dann setzte ein Klopfen ein, das so tief und intensiv war, dass das ganze Haus erzitterte. Der Bildschirm des kleinen Fernsehers fing wieder an zu glühen und wurde so hell, dass die Smurls den Blick abwenden mussten. Warum sich der nach wie vor angeblich nicht angeschlossene Apparat immer noch im Zimmer befand, entzieht sich unserer Kenntnis. Dasselbe gilt für eine Äußerung, die dem Hund der Smurls, Simon, zugeschrieben wird, der vor den Schlafzimmern der Mädchen auf und ab patrouilliert: Simon wusste jetzt genau von der Existenz von Dämonen und was diese Tieren aller Art und Menschen antun konnten (Seite 113). Ob der Hund auch interviewt wurde?

Ed Warren jedenfalls war nicht überrascht, als Jack ihn anrief. Vielmehr gab er an, dass er etwas ähnliches befürchtet hatte. Psychologisch wertvoll (ironisch gemeint) war seine Erwiderung auf Jacks Beschreibung der Ereignisse, die sich für ihn und seine Familie angefühlt haten, als wäre ein Krieg ausgebrochen. Ed sagte nach einer dramatischen Pause: „Jack, es ist ein Krieg ausgebrochen.“

Deutlich weniger leicht zu beeindrucken war offenbar die örtliche Kirche. Janet und Jack wurden weitestgehend abgewimmelt, immerhin aber ließ sich der örtliche Pfarrer dazu hinreißen, diverse religiöse Objekte zu segnen. Einen Hausbesuch lehnte der Geistliche ab.

Unterdessen setzten sich die Phänomene ungehindert heftig fort. Als die 16-jährige Dawn eines Nachmittags von der Schule heimkam und ihr Makeup verschwunden war, reagierte das Mädchen äußerst ungehalten und sprach Beleidigungen gegen den „Dämon“ aus. Der reagierte mit einem heftigen Klopfen in den Wänden. Janet schnappte sich ein Aufnahmegerät und versuchte, den unsichtbaren Angreifer in ein Gespräch zu verwickeln. Gekürzt lief das Ganze angeblich so ab:

Janet: Ich will mit dir reden. Ich will, dass du einmal für ‚ja‘ und zweimal für ‚nein‘ klopfst. Verstanden? – Nichts.

J: Bist du hier, um uns zu schaden? – Nichts.

J: Bist du hier, um uns zu schaden? – Einmaliges Klopfen.

J: Bist du hier, um mir zu schaden? – Einmaliges Klopfen.

J: Glaubst du an Jesus Christus?

An dieser Stelle hatte der vermeintliche Gesprächspartner scheinbar genug, denn es entstand ein so heftiges Klopfen aus der Wand, dass Janet von derselben weggestoßen wurde und dabei das Aufnahmegerät umstieß. Der Lärm endete erst nach drei oder vier Minuten. Auch von dieser Episode müsste es eigentlich eine Aufnahme geben, denn Janet kontrollierte direkt, ob das Gerät aufgezeichnet hatte.

Als Janet später an (wahrscheinlich) diesem Tag ein Bad nahm, fühlte sie sich in der Wanne plötzlich beobachtet. Als ein Pfeifen begann, das dem anzüglichen Pfeifen angetrunkener Männer ähnelte, geriet sie sofort in Panik. Jack musste kommen und warten, bis sie sich abgetrocknet hatte.

An irgendeinem Freitag war Jack früher als gewöhnlich eingeschlafen. Gegen 2 Uhr früh wurde er wach, weil er Leute reden hörte. Er sah auf und bemerkte zwei geisterhafte Frauen im Zimmer, die plötzlich verschwanden. Jack glaubte an einen Traum, aber in der nächsten Nacht erschienen die beiden Frauen wieder. Sie flüsterten miteinander und lächelten Jack an. Der wollte schreien, konnte aber nicht. Sein ganzer Körper war wie gelähmt – klassische Symptome einer Schlafparalyse, die insbesondere unter den hier auftretenden Begleitumständen auch gehäuft auftreten könnte. Die Frauen verschwanden wieder und tauchten danach scheinbar auch nicht mehr auf.

Im Februar 1986 sandten die Warrens zwei ihrer Mitarbeiter resp. Teammitglieder zu den Smurls: Jason Kerns und Ricky Munro. Jason gibt an, dass er die „dämonische Präsenz“ schon von der anderen Straßenseite aus fühlen konnte, ganz wie Ed ihn vorgewarnt hatte. Die beiden stellten Kameras (tape recorders) im oberen Flur des Hauses auf, um die „Eingangspforten“ der Geister zu überwachen. Außerdem führten sie weitere Interviews mit den Smurls durch. Während Jack von seinem Erlebnis mit den zwei Frauen erzählte, setzte ein Klopfen ein, das die nächste Stunde hindurch in jedem Zimmer des Hauses in unterschiedlicher Intensität hörbar blieb. Genug, um die beiden Männer zu überzeugen, dass sie es hier tatsächlich mit etwas „Dämonischem“ zu tun hatten… (Seite 123: By then, of course, I didn’t have any doubt what we were dealing with. It was demonic infestation.).

Wieder wird es zeitlich verwirrend, aber scheinbar kam es außer den Klopfgeräuschen und merkwürdigen Gerüchen beim ersten Besuch zu keinen weiteren Ereignissen, denn als nächstes lesen wir, dass Jason und Ricky bei ihrem nächsten Besuch einen weiteren Kollegen mitbrachten, Brad Petersen. Auf das Klopfen war auch bei seinem Besuch Verlass. Brad stellte als Notfallsanitäter aber außerdem fest, dass sich die Familie Smurl inzwischen in einem besorgniserregenden gesundheitlichen Zustand befand.

Nach den ganzen Klopfgeräuschen entschieden Ed und Lorraine Warren, dass es an der Zeit für einen weiteren persönlichen Besuch war – und sie schalteten weitere Experten ein. Die personellen Angaben lassen sich freilich nicht überprüfen, aber zu den Auserwählten gehörten angeblich ein nicht namentlich genannter Gerichtsmediziner, ein ebenfalls nicht namentlich genannter pensionierter Polizist, ein Statistiker namens Brady Cotter und Chris McKenna, Enkel der Warrens und mit einem Abschluss als Bachelor of Arts in Psychology [14].

Die Warrens hatten auch einen Priester organisiert, der nach ihrer Ankunft gegen 18 Uhr eintraf. Dieser Priester segnete fix das Haus und ging dann direkt wieder. Beim anschließenden Abendessen entschied Ed, dass er „den sehr gefährlichen Ritus der religiösen Provokation“ anwenden werde. Dazu begab er sich in das Schlafzimmer von Jack und Janet. Der Ritus scheint lediglich darin zu bestehen, dass der Name „Jesus Christus“ ausgesprochen wird, gefolgt von dem Befehl an den „Dämon“, sich namentlich zu bekennen und dann das Haus zu verlassen. Nach eigener Auskunft hatten die Warrens „in der Vergangenheit oft Erfolg“ damit (Seite 134). Ed durchlitt einige, möglicherweise psychosomatische Phänomene: So berichtet er, dass er das Gefühl hatte, erwürgt zu werden, als er betete – später liest sich das zusammengefasst wie folgt:  I stood in the hallway, gathering my senses and strength and my courage, still shaken from nearly being choked to death (Ich stand auf dem Flur, sammelte meine Sinne, meine Kraft und meinen Mut, immer noch zitternd, weil ich beinahe erwürgt worden war [Seite 136]).

Trotz des offensichtlich extrem belastenden Erlebnisses machte Ed in den Schlafzimmern mit seinem Ritual weiter. In einem der Räume kam es dabei angeblich zu einem Temperatursturz von mindestens 30 Grad (… the room temperature dropped at least thirty degrees, Seite 136) und Ed beobachtete, wie ein silberner Faden in einem Spiegel erschien, der erstaunlicherweise folgenden Satz bildete: You filthy bastard. Get out of this house (Du dreckiger Bastard. Verschwinde aus diesem Haus). Zeitgleich trat ein Gestank auf. Beides verschwand dann wieder.

Brady Cotter, der mit einer Videokamera filmte, wurde zweimal an den Schultern gepackt und hatte das Gefühl, als würde sich der Raum, in dem er stand, mit Elektrizität füllen, sodass sich alle seine Haare aufrichteten.

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11. Die Phänomene eskalieren weiter [15]

Während Jack eines Tages in der Dusche stand, wurde er mehrfach gebissen. Von diesen Bissen machte Chris McKenna während seines ersten Besuchs Fotos, die leider nicht veröffentlicht wurden. Insgesamt seien es drei Bisse gewesen, einer davon in Jacks Ohr. Die Bissspuren waren ein paar Tage später verschwunden, aber Hund Simon wurde nun ein weiteres Mal levitiert und geriet dabei wenig überraschend in Panik. Wie Jack dem Warren-Enkel Chris erzählte, sei der Hund einmal vor den Augen von Janet und ihm dematerialisiert und habe sich dann jaulend wieder materialisiert. Mary Smurl gab an, dass sie wieder die schwarze Form in ihrem Schlafzimmer gesehen hatte.  Ohne alle weiteren zeitlichen und inhaltlichen Angaben hatte Chris mit den anderen und ohne die Warrens offensichtlich in der Zwischenzeit weitere Nächte und Wochenenden bei den Smurls verbracht. Obwohl erneut die Rede ist von unzähligen Fotos und weiteren Aufnahmen fand leider keine einzige den Weg in die Bilderstrecke des Buches. Auch wenigstens eine Abbildung der angeblich minutiös angefertigten Protokolle fehlt.

Befremdlich wirkt auch, dass der nächste Vorfall wieder in einem der zeit- und datumlosen Interviews geschildert wird; auch bleibt wieder unklar, wer die Fragen stellt. Die Schilderung von Jack bezieht sich auf den 21. Juni 1986. Demnach sei das Haus einige Tage ruhig gewesen und Jack und Janet gingen nach einem Fernsehabend mit den Kindern zu Bett. Jack erwachte irgendwann, weil er das Gefühl hatte, von einer Klippe geworfen zu werden. Er fühlte eine extreme Panik und war sich nach eigenen Angaben nicht sicher, ob er einen Alptraum durchlebte. Doch dann habe er „ihre Umrisse“ gesehen, was ihn überzeugt hätte, nicht zu träumen. Laut seiner Beschreibung hatte die Frau papierweiße Haut, die aber an einigen Stellen mit Narben oder offenen Wunden bedeckt war; Jack verglich es mit dem Aussehen einer Leprakranken. Die Frau sei um die siebzig Jahre alt gewesen und sie hatte lange, weiße Haare, rote Augen und ihr Mund und Zahnfleisch waren grün. Einige Zähne fehlten, andere waren unnatürlich lang. Zugleich habe sich ihr Körper aber fest angefühlt, eher wie der einer jungen Frau. Jack gab an, sie habe ihn paralysiert – er habe gesehen, wie sie auf ihn zukam und gewusst, was sie vorhatte, aber nichts dagegen tun können. So musste er wie gelähmt zusehen, wie sie ihn bestieg und anfing, ihn zu reiten. Dies sei alles andere als angenehm gewesen; Jack fühlte sich die ganze Zeit über panisch. Der Sukkubus habe mehrere Orgasmen gehabt und sei dann verschwunden. Danach war Jack mit einer klebenden Substanz bedeckt und sein Penis war wund. Die Substanz hatte einen sehr stickigen Geruch und Jack sprang angewidert unter die Dusche. Janet hatte zu dem Zeitpunkt unten auf der Couch geschlafen. Am nächsten Morgen erzählte Tochter Dawn beim Frühstück, dass sie von einer hässlichen alten Frau mit fehlenden Zähnen und Wunden überall geträumt hatte, die mit ihrem Dad Sex gehabt hatte.

Auch dieses Erlebnis kann gut als Schlafparalyse verortet werden. Dawns Beteiligung beruht vielleicht auf Geräuschen, die sie gehört und unbewusst interpretiert hat oder die Geschichte wurde ganz im Sinne der Dramaturgie erfunden oder im Nachhinein angepasst.

Die nachfolgende Episode einzuordnen ist deutlich schwieriger. Scheinbar versuchte Janet Smurl nach wie vor die katholische Kirche für einen Exorzismus zu gewinnen. So wendete sie sich erneut an die örtliche Niederlassung der Kirche und wurde mit einem „Father Callaway“ verbunden, der ihr äußerst verständnisvoll begegnete und zusicherte, er werde sich mit dem Vorsitzenden in Verbindung setzen, um die Maßnahmen mit ihm zu besprechen. Leider stellte sich im Nachgang heraus, dass es in der Diözese keinen Father Callaway gab und nie gegeben hatte. Auch der Priester, an den sich Janet bei erneuter Nachfrage dann wenden konnte, erwies sich als unzuverlässig und rief entgegen seiner Zusage nie zurück. Dennoch kehrte an diesem Abend wieder einmal Ruhe ein.

In derselben Woche, in der Janet mit dem mysteriösen „Father Callaway“ telefonierte, war der Enkel der Warrens offensichtlich mehrmals vor Ort bei den Smurls und notierte in seinem Tagebuch die dort aufgetretenen Phänomene – wobei er diese offenbar nicht selbst wahrgenommen hatte. So berichtete er von heftigen Klopftönen und dem Geräusch von Hufen in Wänden und Decke auf der Hausseite von Mary und John, einem Kratzen, das sich nach Ratten in den Wänden anhörte und ebenfalls von John und Marys Hausseite kam, einem Temperatursturz und fürchterlichem Gestank beim Versuch, den Dämon ein weiteres Mal durch Gebete einzuschüchtern, eine paralysierte Janet und Atemdampf vor Chris‘ Mund, obwohl der Raum warm war.

Auch Janet wurde in dieser Zeit beinahe Opfer einer übernatürlichen Vergewaltigung: Chris berichtete den Warrens, dass ein Inkubus Janet sexuell belästigt, aber nicht vergewaltigt hätte. Außerdem sei auf einer Aufnahme neben den Klopfgeräuschen auch quiekende Schweine zu hören. Schweine spielen bei okkulten Ritualen in den USA eine große Rolle. In diesem speziellen Fall waren Schweineknochen angeblich unter einem verlassenen Haus in der näheren Umgebung gefunden wurden, die die Form eines Hexagramms aufgewiesen hatten und damit für satanische Rituale verwendet worden waren (Seite 16). Auch im Fall „Amityville“ spielte ein Schwein eine entscheidende Rolle. Generell kann angenommen werden, dass Schweine von den Warrens dämonisiert wurden und als sicheres Zeichen gewertet wurden, dass etwas Dämonisches sein Unwesen trieb.

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12. Der erste Exorzismus [16]

Die römisch-katholische Kirche weigerte sich weiterhin standhaft, sich mit den Smurls und ihren Problemen auseinanderzusetzen. Die Warrens brachten daher ihren eigenen „Exorzisten“ ins Spiel: Robert F. McKenna. McKenna war Traditionalist und gehörte der Episkopalkirche an; er hatte der römisch-katholischen Kirche bereits vor 25 Jahren abgeschworen, als Rom entschieden hatte, dass Messen in Englisch zu lesen seien. Auch die weiteren Neuerungen durch den Vatikan waren ihm zuwider gewesen. McKenna war also kein von der katholischen Kirche autorisierter Exorzist, arbeitete aber recht häufig in dieser Funktion mit den Warrens zusammen.

In der Nacht, bevor das Ereignis stattfinden sollte, sah Jack erneut die zwei Frauen, die von innen heraus glühten und die ihn bereits einige Monate zuvor „besucht“ hatten. Dieses Mal war allerdings noch ein Mann dabei. Erneut war Jack paralysiert, was er der Macht der Geister zuschrieb, nicht aber einer Schlafparalyse. Der Mann zeigte auf Jack und sagte ihm zweimal, dass er „dafür bezahlen“ würde. Als die Erscheinungen verschwanden, konnte sich Jack wieder bewegen. Der ganze Vorfall hatte um die fünf Minuten gedauert, was wie der Inhalt (z.B. Angst vor dem Exorzismus, daher die Bedrohung) ebenfalls für eine Schlafparalyse sprechen könnte.

Die Warrens sind beim Exorzismus nicht anwesend, da Ed, angeblich auf der Fahrt, erkrankt – was er den teuflischen Kräften des Dämons zuschreibt, der sein Kommen um jeden Preis verhindern will. In den Stunden vor der Zeremonie öffneten die Smurls auf Anweisung sämtliche Türen im Haus, damit die Geister sich nicht während des Exorzismus „verstecken“ konnten. Obwohl John und Mary in der anderen Haushälfte ja ebenfalls mindestens teilweise von Phänomenen berichteten und ähnlich verängstigt waren wie die Smurls, wurden sie offenbar nicht als Teil der Phänomene betrachtet, sondern galten vielleicht als „zufällig involviert“. Als Janet nach dem Besuch von Jacks Eltern in ihre Haushälfte zurückkehrte, soll es in der Küche nach Rosen gerochen haben (bestätigt durch Jack und Dawn). Gegen 14 Uhr reiste Father McKenna an. Nachdem er sich in Dawns und Kims Zimmer umgezogen hatte, begann er mit römisch-katholischem Ritual der Teufelsaustreibung. In diesem Zusammenhang erfahren wir, dass der spätere Bischof in der Episkopalkirche bereits mit vielen Dämonen gesprochen haben soll, während er die Austreibung durchführte. Das Rituale Romanum wird durchgängig in Latein gesprochen. Da diese Sprache durch den Energumen (Besessenen) in den meisten Fällen nicht beherrscht werden dürfte, erfolgt so eine Überprüfung, da davon ausgegangen wird, dass Dämonen und der Teufel selbst sie verstehen. Father McKenna durchschritt nun jeden Raum, betete dabei das Rituale Romanum (oder sicherlich eher Auszüge desselben) und versprengte Weihwasser. Er bat das Ehepaar, ihn zu begleiten. Während die drei von Zimmer zu Zimmer schritten, geschah nichts. Erst als sie sich im unteren Bereich des Hauses vor einem provisorischen Altar versammelten und Jack (der Messdiener gewesen war) und Father McKenna begannen, eine traditionelle Messe in Latein abzuhalten, ertönten von oben Geräusche, als würde ein sehr junges Kind einen Wutanfall bekommen. Dann hörten sie, wie in der Küche die geöffneten Schranktüren zuflogen. Direkt vor ihnen stehende Pflanzen und Dekoartikel begannen zu vibrieren. Father McKenna setzte seine Gebete in erhöhter Lautstärke fort, bis plötzlich wieder Ruhe herrschte. Auch ein Geruch nach Rosen setzte wieder ein. Bevor der Father später das Haus verließ, schärfte er Janet und Jack ein, dem Dämon keine Aufmerksamkeit zu schenken und nicht mehr über die Vorfälle zu sprechen. 

Wenngleich offenbar kurze Zeit wieder Ruhe einkehrte, berichteten die Smurls Ed Warren, dass danach die Phänomene wieder einsetzten. Jacks Mutter, Mary, berichtete von Klopf- und Zischgeräuschen und einem unaushaltbarem Gestank nach Abwasser an einem Tag. Aus Dawns Zimmer verschwand Kleidung und das Mädchen berichtete, dass sie gesehen hatte, wie sich ihre Ohrringe selbständig aus der Schmuckbox erhoben und vor ihren Augen hin und her flogen. Die Familie schaffte es nicht, die Ereignisse zu ignorieren und sie sprachen untereinander darüber. Zu allem Überfluss erkrankte Carin Smurl so schwer, dass sie eine Woche ins Krankenhaus musste. Damit war allen, einschließlich Father McKenna, klar, dass der Exorzismus nicht erfolgreich gewesen war.

Carin war just wieder auf dem Weg der Besserung, als Dawn im Badezimmer attackiert wurde. Sie wollte duschen. Das Klopfen in den Wänden ignorierte sie, doch als sich etwas Unsichtbares mit deutlichen Absichten gegen sie drückte und sie dabei brutal an den Armen festhielt, schrie sie nach Hilfe. Sie schaffte es, sich loszuwinden und das Badezimmer zu verlassen. Die Warrens entsandten daraufhin wieder Teammitglieder, die von den Ereignissen berichteten, die ihnen wiederum durch die Smurls erzählt worden waren.

Demnach switchte der „Dämon“ immer noch zwischen den beiden Haushälften hin und her. John Smurl erlitt dabei einen Körpertemperatursturz und es dauerte lange, bis ihn zahlreiche Decken soweit wieder aufwärmten, dass sein Zittern und Zähneklappern aufhörten. Janet erwachte eines Morgens mit Druckstellen auf ihrem Arm, ein Finger zeigte eine Art Bisswunde und war geschwollen. Auch Mary Smurl fand merkwürdige oberflächliche Verletzungen auf ihren Armen. Einmal sperrte Janet den Familienhund Simon in den Garten und ging einkaufen. Als sie wiederkam, befand sich der Hund plötzlich im Wohnzimmer. Während Janet ein Bad nahm, materialisierte sich vor ihren Augen ein Inkubus. Sie rannte aus dem Badezimmer, bevor die Materialisierung vollständig abgeschlossen war. Mary Smurl berichtete Janet, dass Wasserhähne sich selbständig an- und ausstellten und Töpfe und Pfannen verschwunden. Einmal habe ihr Schlafzimmer so entsetzlich gestunken, dass sie unfähig war, es zu betreten. Janet war zu ihr gegangen und hatte Weihwasser versprengt, was angeblich dazu führte, dass der Gestank verschwand. Dasselbe half gegen plötzlich auftretenden Gestank im Auto. Es gab auch weitere Apparitions, so schaute Jack einmal fern, als er einen jungen Mann zu sehen glaubte, der ihn beobachtete und verschwand, als Jack aus seinem Sessel aufstehen wollte. Er wurde außerdem erneut aus dem Bett levitiert und brutal zu Boden geworfen. Ein Besucher der Smurls behauptete, in einem Fenster eine ältere Frau mit sehr langen weißen Haaren gesehen zu haben, die ihn anstarrte, levitierte und vor und zurück schwebte. Mary Smurl sah erneut die gesichtslose schwarze Masse. Aufgrund der ständigen Vorfälle zeigte sie inzwischen schwere psychische Reaktionen einer Depression.

Ed und Lorraine wussten zu „helfen“ und erklärten den Smurls freundlicherweise die „vier dämonischen Phasen“: Befall, Unterdrückung, Besessenheit und Tod. Da sie nach dieser Auffassung unmittelbar vor der dritten Phase standen, empfahlen die Warrens ihnen, einen Kurzurlaub auf ihrem Lieblingscampingplatz einzulegen. Doch noch auf der Fahrt dorthin äußerte Jack Smurl, dass er kein gutes Gefühl habe. Das wiederum verärgerte Janet und sorgte kurzzeitig für Spannung zwischen ihnen. Doch der erste Tag verlief reibungslos. Am Nachmittag war Janet mit den Kindern unterwegs, während Jack mit Hund Simon im Schatten saß, mit Blick auf die Wäscheleine, an der Janet nasse Badekleidung und Handtücher aufgehängt hatte. Obwohl es angeblich windstill war, fielen plötzliche alle Wäschestücke auf einmal von der Leine. Es bleibt unklar, ob Janet Wäscheklammern zur Befestigung benutzt hatte; laut Jack waren die Wäschestücke „sicher befestigt“. Als es dunkel wurde, entschied Jack ein Feuer zu machen. Kaum entfaltete dieses seine volle Kraft, da knurrte Simon plötzlich und starrte auf ein paar Büsche in der Nähe. Jack sah ebenfalls in diese Richtung uns bemerkte zu seinem Erstaunen ein Mädchen im Teenageralter und altertümlicher Kleidung, das sich nach etwa zehn Sekunden in Luft auflöste. Dann erschien sie wieder, um unmittelbar darauf erneut zu verschwinden. Das Ganze wiederholte sich noch einmal und endete, als sich Jack und Simon dem Standort näherten.

Am selben Abend, Janet und die Kinder waren zurückgekehrt, die jüngeren Zwillinge im Bett, saßen Jack, Janet, Davey (Cousin), Kim und Dawn am Lagerfeuer. Vom um die 50 Meter entfernten See beziehungsweise von der weitere 140 Meter entfernten anderen Seeseite (also insgesamt eine Entfernung von rund 200 Metern) hörten sie plötzlich die Hilferufe eines jungen Mädchens. Jack blieb mit Kim beim Feuer, Janet, Davey und Dawn machten sich auf den Weg zum gegenüberliegenden Seeufer. Ihre Suche blieb erfolglos. Auf dem Rückweg passierten sie den kleinen Kiosk und blieben abrupt stehen: Obwohl es windstill war, drehte sich eine 190-Liter-Metalltonne in hoher Geschwindigkeit um sich selbst. Auch Jack konnte dies angeblich von seiner Position aus sehen, da das Flutlicht des Kiosks eingeschaltet war. Nach vielleicht dreißig Sekunden stoppte die Tonne ihre Drehungen und fiel um. Die Familie war vollkommen entnervt und verließ den Campingplatz am nächsten Morgen. Auf dem Rückweg musste Jack einmal rechts ranfahren, weil das ganze Auto durch mysteriöse Stoßwellen vibrierte.

Während die Warrens immer deutlicher Dämonen und Poltergeister über einen Kamm scheren, scheint sich an dieser Stelle eine Fokusperson herauszukristallisieren: Jack Smurl. Für ein RSPK-Phänomen spricht explizit, dass die Phänomene (laut den Warrens der „Dämon“) mit den Smurls „reiste“. Jack wird zudem am häufigsten und schwersten attackiert. Wenn Janet und Co. von Phänomenen berichten, ist unklar, ob sich Jack nicht ebenfalls in der Nähe befand. Auch kommt es vor, dass Familienmitglieder Phänomene „alleine“ erleben, wenn die Fokusperson nicht in der Nähe ist.

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13. Erneute Eskalation der Phänomene [17]

Nach dem missglückten Versuch, den Phänomenen zu entfliehen, kam es noch in der Nacht der Rückkehr nach Hause zu weiteren Vorfällen. So wurde – laut Janets Aussage in einem weiteren Interview – Shannon levitiert und Mary Smurl wurde so heftig von dem gesichtslosen Schatten erschreckt, dass sich die Familie ernsthaft um ihre Gesundheit sorgte. Außerdem wurde Shannon auch noch mit Gewalt aus dem Bett geworfen und gab an, dass der schwarze Schatten dafür verantwortlich sei und sie erst gegen die Wand und dann auf den Boden geworfen habe – dabei habe er gesagt: Eins, zwei, drei und du bist raus.

Bezeichnenderweise folgten die Phänomene Jack auch an dessen Arbeitsplatz. Seine Arbeitskollegin Maria Ramos sagte aus, dass Jack ihr von den Vorfällen in seinem Haus erzählt hatte und sie zunächst skeptisch gewesen war. Doch dann fing zu einem nicht näher genannten Zeitpunkt plötzlich das Telefon an, sehr merkwürdig zu läuten. Als Jack ihr erzählte, wie extrem verängstigt er gewesen war, während er levitiert wurde, ertönte ein Geräusch ähnlich einem Brandmelder. Über die nächsten Monate kam es mehrfach zu dieser Art Vorfällen und auch eine technische Überprüfung konnte keine Ursache liefern. Eines Tages folgte dem unheimlichen Telefonklingeln auch noch ein auffälliger Gestank und am Radio erklang ein Geräusch, als würde jemand mit den Fingerknöcheln dagegen klopfen.

Seit dem Vorfall auf dem Campingplatz war den Smurls endgültig klargeworden, dass es keinen Sinn machte, vor den Vorfällen wegzulaufen. Selbst wenn sie das Doppelhaus verkaufen würden – der „Dämon“ würde ihnen folgen. Janet wurde ein weiteres Mal sexuell belästigt und im Verlauf dieser Attacke gewürgt. Die unsichtbare Kraft riss sie vom Sofa, beständig den Druck auf ihre Kehle erhöhend. Hund Simon versuchte sie zu beschützen, doch liefen seine Bemühungen im wahrsten Sinne des Worts ins Leere. In ihrer Not und in dem Wissen, dass sie allein im Haus war und Mary auf der anderen Seite sie nicht würde hören können, rief sie Jesus Christus an. Irgendwann ließ der Druck um ihren Hals nach. Noch am selben Abend rief Jack erneut die Warrens an – ein zweiter Exorzismus musste her.

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14. Der zweite Exorzismus [18]

An dem Tag, an dem der zweite Exorzismus stattfand, wurde Father McKenna von der gesamten Familie Smurl und deren Kindern erwartet. Weil er dieses Mal auf das Lesen der Messe aus unbekanntem Grund verzichtete, war der Exorzismus kürzer. Er lief durch alle Räume auf beiden Hausseiten, zitierte Gebete in Latein und versprengte Weihwasser. Sogar Hund Simon wurde mit einem speziellen Schutzgebet bedacht, das ebenfalls aus dem Rituale Romanum stammen sollte. Während der ganzen Zeit blieb es in beiden Haushälften vollständig ruhig und vermutlich waren die gaffenden Nachbarn etwas enttäuscht, als der Priester einfach wieder in sein Auto stieg und davonfuhr. Doch McKenna hatte selbst kein Vertrauen in die Zeremonie und war überrascht, als Janet ihm bei einem Telefonat am gleichen Abend mitteilte, dass es immer noch ruhig war.

Falls diese Vorahnung der Wahrheit entspricht, sollte McKenna Recht haben. Noch in derselben Nacht nach dem Exorzismus waren die Schläge in den Wänden so laut wie noch nie. Janet und Jack beruhigten die Kinder, bis der Lärm nach etwa einer Stunde aufhörte. Das Ehepaar war gerade wieder eingeschlafen, als die Matratze unter ihnen anfing, sich zu bewegen und levitierte, bevor sie mitsamt Jack und Janet wieder im Gestell landete.

Noch in derselben Woche saßen die Smurls gerade beim Abendessen, als sich die Türen der Eichenvitrine in der Küche selbstständig öffneten, 18 Tassen und Unterteller herausschwebten und auf dem Fußboden zerschellten.

In der darauffolgenden Woche wollte Janet gerade in die Dusche, als sie eine menschenähnliche Gestalt in einer Ecke stehen sah. Sie rief nach Jack, der offensichtlich in der Nähe war, doch als der ins Badezimmer kam, war die Apparition verschwunden. Am Mittwoch saß Janet in der Badewanne, als sie einen Mann stöhnen hörte, als befände der sich in einer sexuellen Ekstase. Wieder rief sie nach Jack, der mit ihr wartete, bis sie ihr Bad beendet hatte. Auch am Donnerstag kam es wieder zu einem Vorfall im Badezimmer. Janet war früh zu Bett gegangen und wurde gegen 2 Uhr früh wach, weil sie Durst hatte. Wegen der jüngsten Ereignisse ließen die Smurls inzwischen das Licht im Badezimmer ständig an. Als Janet nun eintrat, sah sie jenen schwarzen Schatten vor dem Handtuchschrank stehen, der seit Beginn der Phänomene auftauchte. Janet hatte das Gefühl, dass die Gestalt sie direkt blicklos ansah. Janet machte sofort kehrt und weckte Jack, doch war die Erscheinung wieder verschwunden, als beide ins Badezimmer zurückkehrten.

Freitagnacht war das Ehepaar zu Bett gegangen, als Janet erneut fühlte, wie etwas sie sexuell berührte. Jack versuchte mit Weihwasser und Gebeten zu intervenieren, doch schien es eine Weile zu dauern, bis die Attacke endete. Etwa eine Stunde nachdem die Smurls schließlich eingeschlafen waren, wurden sie geweckt, weil sich die Matratze erneut bewegte, regelrecht geschüttelt wurde. Dann schienen unsichtbare Fäuste auf die Matratze einzuschlagen und schließlich levitierte sie erneut und machte in der Luft Bewegungen, als befände sie sich auf einer Achterbahn. Dieses Mal waren die Kinder wach geworden und standen nun schreiend in der Tür.

Ebenfalls Freitagnacht sah Janet die Apparition einer Frau, die sie anlächelte, aber keine echte Bedrohung für sie darstellte. Dieselbe Frau erschien am folgenden Tag noch mehrmals und in Janet wuchs der Gedanke, dass die Frau doch eine Gefahr darstellte. Das folgende Ereignis fand dann in derselben Nacht im Bett statt, als Jack sich mit Janet unterhielt und angeblich Dampf aus ihrem Mund kam, als sie sich ihm zuwandte. Ob es sich um eine Halluzination handelte, bleibt ungeklärt und scheinbar blieb es bei diesem einmaligen Vorfall. Das Ehepaar entschloss sich mit Lorraine und Ed Warren die Möglichkeit durchzusprechen, doch an die größere Öffentlichkeit zu gehen. Noch während Janet und Jack das besprachen, erklang plötzlich ein Schrei aus einem der Mädchenzimmer. Sie sprangen aus dem Bett und rannten zum Zimmer der Zwillinge. Carin berichtete, dass sie den Mann in dem schwarzen Umhang gesehen und dieser im Flur gestanden habe. Auch wenn es sicherlich verständlich wäre, wenn die Zimmertüren in der Nacht aufgrund der Vorfälle geöffnet blieben, kann doch nicht ausgeschlossen werden, dass das Kind den Vorfall geträumt hat – immerhin wurden alle Kinder sehr offen in die Geschehnisse eingeweiht.

Die Warrens beriefen sich beim nächsten Gespräch nicht nur darauf, dass es mit dem „Amityville“-Fall ein besonders eindrucksvolles Beispiel für eine dämonische Besessenheit gegeben habe [19]. Als Jack und Janet ihnen in ihrer Verzweiflung mitteilten, dass sie das Haus verkaufen und wegziehen wollten, erzählten ihnen die Warrens, dass dies ein sinnloses Unterfangen sei: Der Dämon könnte ihnen sehr wohl folgen, was ja auch bereits geschehen war, z.B. auf dem Campingplatz. Sie rieten den Smurls dringend von einem Umzug ab. Der Idee, an die Öffentlichkeit zu gehen, stimmten die Warren hingegen zu. Sie kannten sogar schon das richtige TV-Format: People are Talking, mit Richard Bey. Lorraine war bereits von ihm eingeladen worden und die Smurls würden hinter einer Wand sitzen, sodass sie nicht erkannt werden konnten.

In der Zwischenzeit hatte auch Besuch unangenehme Erfahrungen gemacht. Jacks Schwester war mit Ehemann und Sohn Davey angereist und während Cindy das Badezimmer nutzte, während das Licht an war, war sie vollständig von tiefster Dunkelheit umgeben worden. Sie glaubte bereits, den Verstand verloren zu haben, als sich die Dunkelheit lichtete und sie das Badezimmer wieder sehen konnte. Neffe Scott hatte eine schwarze Figur auf der Außenveranda stehen sehen.

Im Juli nachten sich Janet und Jack Smurl auf den Weg nach Philadelphia, zur TV-Show. Die Kinder waren bei den Großeltern, Dawn besuchte Freunde in New Jersey. Nach eigenen Aussagen waren die Smurls aufgeregt, aber guter Dinge, als Jack plötzlich heftig in den Rücken getreten wurde. Er wurde gegen das Lenkrad gedrückt und musste kurz rechts ranfahren, weil er sich sorgte, die Kontrolle über das Auto zu verlieren. Im Hotel angekommen, waren sie etwa zwanzig Minuten im Bett, als die Matratze anfing, sich zu bewegen. Etwas Weihwasser sorgte für Ruhe, doch gegen Mitternacht boxte eine unsichtbare Kraft so heftig gegen die Matratze, dass Janet und Jack nicht im Bett bleiben konnten und sich auf Stühle setzen mussten, die fortgesetzte Attacke gegen die Matratze beobachtend.

Passend zum Frühstück im Hotel trafen die Smurls auf die Warrens. Angeblich kam es zu einem Ereignis im Frühstückssaal des Holiday Inn-Hotels: Die Smurls waren durch den nächtlichen Vorfall übermüdet und gestresst und saßen den Warrens gegenüber, deren Stühle vor einer Wand standen. Es ist unklar, wo sich Lorraine zu dem Zeitpunkt befand, denn die Rede ist nur von ihrem Stuhl, der einen halben Inch (weniger als 1,5 Zentimeter!) vom Boden angehoben und dann gegen den Tisch geworfen wurde. Scheinbar blieb es bei diesem einen Vorfall und der TV-Auftritt fand wie geplant statt, führte allerdings zu keinem Ergebnis: Niemand meldete sich und bot seine Hilfe an.

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15. Ein wütender Dämon [20]

Die nächsten zwei Wochen stellten eine einzige Belastungsprobe für die Smurls dar. Noch während Jack und Janet ihren TV-Auftritt hatten, war das Klopfen und Schlagen innerhalb des Hauses bei Mary und John so laut geworden, dass sie das Haus mit den Kindern verlassen mussten. Irgendwann konnten sie ins Haus zurückkehren, doch setzten sich die Klopfgeräusche die ganze Nacht hindurch fort. John erlebte außerdem wieder heftige Kälteschübe.

Drei Nächte nach ihrer Rückkehr spürte Janet Smurl im Schlaf, wie die Bettdecke sich hob und auf den Boden fiel. Als sie die Augen öffnete, wurde ihr klar, dass sie levitierte. In Bauchlage schwebte sie durchs Zimmer, wurde gegen die Wände geworfen, gedreht und ihre Arme und Beine schmerzhaft verdreht. Während der ganzen Zeit schrie sie nach Jack, der sich aber angeblich in einem psychic sleep befand (vielleicht einer Art Trance oder eine Schlafparalyse?) und nicht reagierte. Irgendwann lag sie plötzlich wieder neben ihm und Jack wachte auf. Janet zeigte ihm die Hämatome, die sie während der Levitation erlitten hatte.

Jack gab an, kurz nach dem Einschlafen und Aufwachen aufgrund eines Geräusches eine neue Form der Apparition gesehen zu haben: eine Kreatur, fast drei Meter groß, auf zwei Beinen, aber mit einem fellbesetzten Kopf mit roten Augen und der Schnauze eines Schweines. Einmal mehr stand diese Erscheinung am Fuß seines Bettes und machte Drohgebärden in seine Richtung. Janet erwachte durch Jacks Schrei, sah die Apparition aber nicht. Auch hier liegt eine Schlafparalyse nahe.

Die Teammitglieder der Warrens, die in dieser Zeit immer mal wieder vor Ort waren, kehrten jedes Mal mit abenteuerlicheren Geschichten ins Headquarter zurück. Janets Mutter Gloria glaubte während eines Besuches, von Jack gerufen worden zu sein. Jack bestritt dies. Auch Mary Smurl berichtete exakt dasselbe. In der Nacht darauf wurde Jack an den Beinen von einer unfassbaren Hitze belästigt, die nur mit Weihwasser bekämpft werden konnte. Das Telefon klingelte ständig und hielt die ganze Familie wach. In einer weiteren Nacht setzten dazu wieder Klopf- und Schlaggeräusche ein.

Zu den psychischen Belastungen kam eine extreme Wetterlage. Die Hitze in West Pittston war unaushaltbar. Das Ehepaar konnte nur ohne Bettwäsche schlafen. Eines Nachts lag Janet laut eigener Aussage noch wach und dachte nach, als sie spürte, wie sich eine Art Nebel bildete. Unmittelbar danach konnte sie sich nicht mehr bewegen und sah die Apparition eines Mannes mit zwei Hörnern am Kopf.

Auch wenn die im Buch beschriebene Steigerung sich nicht in den Phänomenen zeigt, so war es offensichtlich doch durch die Smurls entschieden worden, dass sie sich erneut an die Öffentlichkeit wenden wollten, um Hilfe zu erhalten. Und dieses Mal wollten sie sich nicht hinter einem Sichtschutz „verstecken“. Die Warrens unterstützten diese Idee erneut, auch weil sie glaubten, dadurch die Diözese in West Pittston unter Druck zu setzen. Diese sollte die Vorfälle endlich ernst nehmen. Außerdem schlug Ed Warren weitere Exorzismen vor. Immerhin warnten die Warrens das Ehepaar aber auch vor den möglichen Konsequenzen in der Öffentlichkeit.

In einem weiteren der undatierten Interviews berichtet Jack, dass in Shannons Zimmer die „dunkle Gestalt“ erschienen sei und sie nicht aufhören konnte zu weinen. Dawn hörte gegen 5 Uhr morgens, als sie sich in der Küche ein Glas Wasser holen wollte, ein dreimaliges lautes Klopfen gegen die Eingangstür. Sie weckte ihren Dad, doch als beide nachsahen, war niemand zu sehen. Nachdem beide wieder zu Bett gegangen waren, klopfte es innerhalb der Schränke und Schubladen und Schranktüren gingen auf und zu. Auch Hund Simon wurde erneut attackiert; er fing plötzlich an nach Luft zu schnappen. Jack gab an, er habe die Präsenz deutlich fühlen können und bevor alles aufhörte, sei er außerdem am Arm gefasst worden und ein entsetzlicher Gestank habe den Raum erfüllt. Doch noch in derselben Nacht hatte Jack das Vergnügen mit einer weiteren Apparition, als er das Badezimmer aufsuchte. Erneut war es eine Mischung zwischen Mensch und Tier, riesig groß und bedrohlich. Jack rannte den Flur entlang zurück zum Schlafzimmer, und die Kreatur folgte ihm und verschwand erst im Schlafzimmer durch die Wand. Möglicherweise entspringt auch dieses Erlebnis eher einer Schlafparalyse.

Die Nachbarn Daniel und Louise Harrington werden – wie alle anderen Beiträge – in Romanform als Zeugen eingeführt. Zeitliche Zusammenhänge bleiben einmal mehr unklar. Daniel und Louise mit den Kindern Julie (21 Jahre) und Darrell (16) hatten von Janet erfahren, dass die Smurls unter unerklärlichen Phänomenen litten. Louise beschreibt sich aufgrund wörtlicher Rede und Ich-Form als bestenfalls erinnert anzunehmenden Aussage als skeptisch; doch habe sie im Sommer 1986 ihre Meinung ändern müssen. Die Familie schaute einen Film, als plötzlich ein Schreien anfing, das Louise eher unecht vorkam. Es dauerte etwa eine Minute und eine Überprüfung der näheren Umgebung ergab keine Ursache. Zwanzig Minuten nachdem sie sich wieder hingesetzt hatten, erklang das Schreien erneut. Dieses Mal schien klar zu sein, dass es aus Richtung des Smurl-Hauses kam – doch war die Familie am Morgen zu einem Campingwochenende aufgebrochen (ob Mary und John zuhause geblieben waren, ist unklar). Ein drittes Mal erklang das Schreien. Die Harringtons standen am Fenster und glaubten sogar lokalisieren zu können, dass das Schreien aus Dawns und Kims Zimmer zu kommen schien. Obwohl der Vorgang klar dem Nachbarhaus zugeordnet werden konnte, bekam es die Familie mit der Angst zu tun.

Tochter Julie hörte ein paar Tage später ein Kratzen am Fenster, als sie im Bett lag. Außerdem wurde es angeblich eiskalt. Scheinbar konnte die Mutter weder das eine noch das andere Phänomen bestätigen, obwohl sie mit der Tochter lange in deren Zimmer wach saß. Eine Woche später kam Julie völlig aufgelöst spät abends die Treppe heruntergerannt: In ihrem Zimmer sei eine Präsenz gewesen. Sie hatte am ganzen Körper Gänsehaut und zitterte unkontrolliert. Ob die Eltern dieses Mal auch das Zimmer überprüften, bleibt unklar. Ein weiterer Vorfall war ein nächtliches Klopfen an die Haustür und Sohn Darrell gab an, ein Klopfen am Couchtisch gehört zu haben, während Dawn Smurl und ein weiterer Freund anwesend waren. Der Junge wirkte außerdem unnatürlich erschöpft. Julie hörte an einem Tag während eines Telefonats, wie sich eine ihrer Kleiderschranktüren öffnete und wieder schloss. Dann fühlte sie erneut die Gegenwart einer unbekannten Präsenz. Zu guter Letzt behaupten die Harringtons auch, jenes laute Flattern gehört zu haben, das sich am Smurl-Haus von Fenster zu Fenster zu bewegen schien.

Zwei Jahre dauerten die Phänomene in dieser Intensität nun an. Entgegen der Behauptung der Warrens hatten die Smurls festgestellt, dass ihnen die angeblichen Wesenheiten zwar folgten, die Vorfälle aber bei weitem nicht so dramatisch wie zuhause waren. Deshalb gingen Jack, Janet, die Kinder und die Großeltern Mary und John ein weiteres Mal auf ihren Lieblingscampingplatz.

Mary Smurl berichtete in einem weiteren Interview, dass alle gespannt waren, was wohl passieren würde, wenn das Haus eine ganze Woche lang leer stand und ob der „Dämon“ ihnen wieder folgen würde. Scheinbar tat „er“ das, denn Mary erzählte, dass ihr Bett im Camper durch den „Dämon“ attackiert worden sei. Dieses Bett war auf den Boden genagelt und konnte folglich nicht bewegt werden. In der ersten Nacht hörte Mary sehr schnelle und kräftige Klopfgeräusche vom Dach und Fußboden des Campers herkommend. Sie wollte aufstehen, doch noch bevor sie das tun konnte, wurde das Bett losgerissen und bewegte sich von links nach rechts. Nach eigenen Angaben schrie sie, doch noch bevor ihr jemand zu Hilfe eilen konnte, stoppte das Phänomen wieder. Dies war gewissermaßen der Einstieg in einen sehr ungemütlichen Campingurlaub.

Am 3. Tag des Campingaufenthaltes lag Jack Smurl wach im Bett, als er auf einmal seinen Vater um Hilfe rufen hörte. John Smurl hatte erlebt, dass sich die Matratze unter ihm in die Höhe bewegte. Zeitgleich wollte er eine weiße Gestalt am Fenster gesehen haben, die schließlich einfach fortging. Nachdem Jack den alten Mann getröstet hatte, kehrte er zurück und lag noch wach, als er ein lautes, knallartiges Getrampel auf dem Metalldach des Campers hörte. Als er aufstand, um die Decke mit Weihwasser zu besprenkeln, sah er die schwarze gesichtslose Gestalt auf einer Bank sitzen – damit stand für ihn fest, dass der „Dämon“ ihm gefolgt war. Die Gestalt verschwand, als Jack den Camper verließ.

Insbesondere Mary Smurl litt auch den Rest der Woche unter den ständigen Klopfgeräuschen oder plötzlich auftretendem Gestank. Dawn berichtete von einem schrecklichen Stöhnen, das sie gehört haben wollte. 

Zu allem Überfluss roch das Haus, als sie schließlich heimkehrten, nach Fäkalien. Janet befand sich am Tag nach der Heimkehr noch im Bett und döste ein wenig vor sich hin, als eine Hand aus der Matratze kam, sie am Hals fasste  und festhielt. Die Hand verschwand wieder, als aus Janets erster Panik eine tiefe Resignation wurde. In dieser Nacht setzte auch das Klopfen wieder ein, dazu kam ein Flüstern und Hund Simon wurde auf geheimnisvolle Weise vom Kleiderschrank, dem angeblichen „Portal“, angezogen. Janets Mutter Gloria kam zu Besuch und sah angeblich ebenfalls eine weiße, strahlende Apparition. Auch John Smurl wurde nochmals Opfer der Ereignisse, als er eine Stimme hörte, die er Mary zuordnete – dann aber feststellte, dass Mary fest schlief.

Fast komisch mutet die Beschreibung des nächsten Ereignisses an: Während Kim im Badezimmer war und Hund Simon sie begleitete, hörten demnach beide ein Flüstern, das sich explizit an den Hund wandte. Zur selben Zeit erschien Mary ein grotesker Hund, der unter die Couch flüchtete. Während eines Gewittersturms schlief Shannon und sah, als sie erwachte, eine weiße Gestalt mit großen, schwarzen Augen. In derselben Nacht tat der „Dämon“ laut Janets Aussage so, als sei er eine Katze und ärgerte Simon einmal mehr, der verzweifelt in den Kleiderschrank wollte, aus dem es miaute.

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16. Be careful what you wish for… [21]

Im August 1986 schlug Janet ein weiteres Angebot der Talkshow People Are Talking aus. Inzwischen war der Familie nur zu bewusst, dass alle in der näheren und weiteren Umgebung über sie redeten. Umso schwerer verständlich ist, dass die Familie sich dazu entschied, endgültig an die Öffentlichkeit zu gehen.

Zuvor hatte Shannon von der Apparition eines Mannes in ihrem Zimmer berichtet, der Spielsachen aus einer Kiste genommen hätte. Sie habe nicht geschlafen, sondern sei wach gewesen und habe gespielt, gab das siebenjährige Mädchen an. 

Janet und Jack beschlossen, der Diözese eine letzte Chance zu geben. Und wenn die sich weiter weigern würde, ihnen zu helfen, dann würde Janet eine Reporterin des Sunday Independence namens Sandy Underwood anrufen.

Die Diözese versprach, dass sich ein Priester bei den Smurls melden würde. Doch dies geschah wieder nicht. Allerdings rief Janet auch nicht ein weiteres Mal an, sondern wandte sich ein paar Tage später tatsächlich an die Presse. Ausschlaggebend sei dabei ein weiterer Vorfall mit einem Sukkubus gewesen, behauptete sie.

Jack war ein weiteres Mal durch einen Sukkubus, in Gestalt einer schönen, jungen Frau mit neongrünen Augen, vergewaltigt worden. Jack gab an, er sei unfähig gewesen sich zu bewegen oder zu sprechen – was sehr deutlich auf eine weitere Schlafparalyse hinweisen könnte. Janet hatte sich während des Events angeblich wieder in einem psychic sleep befunden. 

Die Journalistin Sandy Underwood führte ein Interview mit den Smurls, das am 17. August erscheinen sollte. Das Ehepaar entschied, das Wochenende in Cinnaminson bei Jacks Schwester Cindy und ihrem Mann James zu verbringen. Dort wurde Jack zweimal von einem Geruch nach Feuer wach, doch davon abgesehen blieb alles ruhig. Die Ruhe vor dem Sturm – denn wie sich herausstellte, war die Entscheidung, an die Öffentlichkeit zu gehen, nicht die allerbeste. Noch am Sonntagabend, als sie zurückkehrten, nahmen sie eine Art merkwürdige Distanz in der Nachbarschaft wahr. Zu allem Überfluss entwickelte sich ihr Haus zu einer Touristenattraktion, ständig standen fremde Autos an der Straße, biertrinkende Jugendliche veranstalteten Partys und über zweihundert weitere Medienanfragen trafen ein. Nicht einmal die Vorgärten der Nachbarn wurden verschont und bald lag überall Müll herum, die fremden Autos verstopften Straße und Parkplätze und einige Leute drangen sogar in den Garten der Smurls ein und versuchten auf einen Baum vor dem Haus zu klettern, um einen Blick ins Innere erhaschen zu können. Es kam zu etlichen Sachbeschädigungen durch fliegende Bierflaschen und ständiger Lärmbelästigung. Bis Donnerstag in dieser Woche zählten Nachbarn rund 1.600 Autos am Tag – bis die Polizei aufgefordert wurde, eine Barriere zu errichten und die gesamte Straße zu sperren.

Eine unklare Anzahl Reporter bekam eine Audienz bei den Smurls. Zwei davon berichteten, sie hätten eine Eiseskälte gespürt und einen ekligen Geruch wahrgenommen. Die Warrens schoben sogar diese Entwicklung dem „Dämon“ in die Schuhe. Über eine Arbeitskollegin hatte Jack Smurl zudem von einem Medium namens Betty Ann Moore erfahren, die am 21. August zu den Smurls kam.

Es kann natürlich nicht ausgeschlossen werden, dass das Medium sämtliche Berichterstattungen verfolgt hatte und zudem von der Arbeitskollegin über ein paar Details informiert worden war – die Smurls gingen ja grundsätzlich sehr offen mit ihren Problemen um. So verwundert es vielleicht nicht, dass Medium und Arbeitskollegin recht schnell in die vermeintlichen paranormalen Phänomene involviert wurden: Arbeitskollegin Megan behauptete, etwas habe sie ins Auge gestoßen und sie hätte die schwarze Gestalt in der Nähe der Treppe gesehen. Medium Betty ließ sich durch alle Räume führen, suchte sich aber ausgerechnet den Keller als „Heimat“ eines Geistes namens Abigail aus, die sie auf exakt dieselbe Weise wie Lorraine Warren etliche Monate zuvor beschrieb; als senil, aber grundsätzlich harmlos.  Doch „sah“ Betty auch noch einen weiteren Mann namens Patrick, der im Haus gestorben sei und Angst habe, auf die andere Seite zu gehen. Dieser Patrick sei gewalttätig gewesen und habe schließlich seine Frau und ihren Liebhaber umgebracht. Janet, so sagte das Medium, würde aussehen wie Patricks Frau, der denken würde, Jack wäre ihr Lover. Während sie diese breaking news mitteilte, fing angeblich eine Vase an sich zu bewegen und Klopfgeräusche in der Wand waren zu hören. Doch Betty war noch nicht fertig: Es gäbe noch einen dritten erdgebundenen Geist unbekannten Geschlechts, der wiederum Patrick kontrollieren würde. Und dann sei da natürlich noch der Dämon selbst. Insgesamt also vier übersinnliche Entitäten, davon drei grundsätzlich unfreundlich. Das half den Smurls kein bisschen – aber nun schien es immerhin eine logische Erklärung für die unlogischen Ereignisse zu geben.

Auch in den folgenden Wochen wurden die Smurls dauerbelästigt durch Gaffer, Besserwisser und Fanatiker. Der Spuk dauerte währenddessen an und äußerte sich vor allem durch Apparitions der schwarzen Gestalt oder Klopfgeräuschen. Als auch noch die Kinder in der Schule und im Freundeskreis gemobbt wurden, wandten sich die Smurls an die Presse und baten um Zurückhaltung.

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17. Das Ende [22]

Mit dem Publikmachen der Vorfälle kam es nicht nur zu unerwünschten Zwischenfällen mit Fremden, sondern plötzlich schienen die Phänomene auch auf nahezu alle Nachbarn überzugreifen. Ganze sechs Häuser wurden angeblich plötzlich heimgesucht von Klopfgeräuschen, schlechten Gerüchen und unheimlichen Schreien. Jack hatte eine weitere Halluzination; dieses Mal sah er statt seinem eigenen Spiegelbild die verrottende Leiche eines Mannes.

Unterdessen gab die Diözese bekannt, dass sie not amused war, dass die Smurls sich an die Öffentlichkeit gewandt hatten. Ein paar Tage, nachdem die Diözese dies mitgeteilt hatte, erhielten die Smurls Besuch von einem Priester, der sich sehr zurückhaltend verhielt. Nach dem Gespräch teilte die Diözese wenig später mit, dass sie von einem Exorzismus Abstand nähme, was vielleicht auch damit zusammenhing, dass die Warrens eine Art „Massen-Exorzismus“ durchführen lassen wollten, in den etliche Priester involviert werden sollten. Die Diözese riet vielmehr ab von einer weiteren Beteiligung der Warrens – was zugleich ihren sofortigen Ausschluss bedeutete.

Eine nicht weiter vorgestellte vermutliche Freundin der Smurls, Erin Turner, wird als Zeugin bemüht. Sie gab an, sie hätte Janet an einem Wochenende angerufen, zunächst unwissend, dass diese gar nicht zuhause gewesen war (offenbar war es eines der Camping-Wochenenden gewesen). Ein junges Mädchen habe das Gespräch angenommen, gelacht und behauptet, die Smurls würden dort nicht mehr leben.

Jack Smurl hatte unterdessen eine Art Gebetszirkel organisiert und rund 100 Leute versammelten sich im Haus. Angeblich kam es während dieser Zusammenkunft sogar zu einer Sichtung der Mutter Gottes – in jedem Fall währte die Ruhe nur wenige Stunden, dann begann der Fernseher der Smurls, hin- und herzuschaukeln und das Klopfen in den Wänden wurde so laut, dass Janet sich die Ohren zuhalten musste.

Die Diözese in Scranton schickte schließlich tatsächlich auch noch einen Priester namens Joseph Browne, der über Nacht bleiben und Beweise für eine echte Heimsuchung sammeln sollte. Nichts passierte. Dasselbe wiederholte sich bei mehreren anderen durch die Diözese entsandten Priestern – letztlich blieb der Diözese keine Wahl; für einen Exorzismus schien es keine Berechtigung zu geben.

Immerhin sah dies der Privat-Exorzist der Warrens anders. Father McKenna führte einen dritten Exorzismus durch. Es kam zu keinerlei Vorfällen währenddessen. Die Warrens hörten im September und Oktober von den Smurls lediglich, dass Ruhe eingekehrt sei.

Doch kurz nach Thanksgiving sah Jack plötzlich im Spiegel wieder die schwarze Gestalt – und, gut gebrieft durch die Warrens -, ihm war sofort klar, dass dies nur das vierte und letzte Stadium einer Heimsuchung einläuten konnte – Besessenheit. Der Schatten verschwand, doch in der Nacht begann das Klopfen erneut und auf der Seite von Mary und John erzitterte der Fußboden, als fände ein Erdbeben statt. Mary sah erneut eine Apparition, eine weiße Masse, über 90 Zentimeter hoch, die an ihr vorbeirauschte und verschwand.

Am 10. Januar 1987 ertönten wieder die Klopfgeräusche, dazu kam unheimliches Flüstern und Gelächter.

Das Buch endet hier. Die Warrens blieben angeblich in Kontakt mit den Smurls, kapitulierten aber scheinbar – ebenso wie die Smurls selbst, die schließlich doch wegzogen und sich offensichtlich komplett aus der Öffentlichkeit zurückzogen. 1988 berichtete die neue Bewohnerin des Hauses, Debra Owens, dass sie nichts Ungewöhnliches habe feststellen können [23].

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18. Zusammenfassung

Das Smurls Family Haunting erstreckte sich von mindestens 1984 bis 1987. Ob die erwähnten Vorfälle vor der Eskalation der Phänomene tatsächlich als möglicherweise paranormal einzustufen sind, entzieht sich aufgrund zu vieler fehlender Daten unserer Kenntnis. Ab Ende 1984 traten gehäuft Phänomene auf, wie sie in vielen RSPK-Fällen beschrieben worden sind (z.B. Klopf- und Schlaggeräusche, Objektbewegungen, Apporte). Sehr früh erfolgt durch den religiösen Hintergrund der Familie eine Einstufung der Vorfälle als „dämonisch“. Sämtliche Hinweise auf einen möglichen psychischen Zusammenhang (die Phänomene verschärften sich, wenn schlechte Stimmung war oder die Familienmitglieder besonders gestresst waren) wurden daher von Anfang an fehlgedeutet und immer dem (externalisierten) „Dämonen“ zugeschrieben.

Die Involvierung von Ed und Lorraine Warren, selbsternannten „Dämonologen“, verschlechtert die Gesamtsituation deutlich und bestärkt das Familiensystem in ihrer Annahme, es handele sich um eine teuflische Kraft hinter den Vorfällen. Obwohl Jack Smurl relativ schnell als mögliche Fokusperson zu identifizieren ist, bleibt jede Deutung außerhalb des religiösen Settings aus. Psychische Auffälligkeiten wie das Auftreten mehrerer Schlafparalysen werden konsequent fehlgedeutet. Auch das für RSPK typische „Folgen“ der Phänomene an andere Orte [24] wird so interpretiert, dass der „Dämon“ der Familie hinterherreist oder Jack auf die Arbeit begleitet.

Eine mögliche organische bzw. neurologische Ursache wird vollständig ausgeschlossen und im Buch nicht erwähnt, obwohl Jack Smurl einer Zeitung mitteilte, dass er vor den Ereignissen eine Hirn-OP hatte [25]. Diese OP könnte einige seiner persönlichen Erlebnisse eventuell erklären – dass scheinbar alle Familienmitglieder Phänomene erlebten, muss dies nicht automatisch ausschließen. Die Familie bildete ein enges System und Kinder und Großeltern wurden immer vollumfänglich in die Phänomenologie miteinbezogen; es kann nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass zum einen Vorfälle überzogen oder ganz falsch interpretiert worden sind und dass es zudem zu (unbewussten) Hilfestellungen durch das Erleben eigener Situationen als Unterstützung gekommen ist. Für einen RSPK-Fall spricht auch die Dauer (18 Monate, vgl. Enfield, South Shields). Für Besessenheit spricht hingegen nichts und es erscheint unlogisch, warum ein „Dämon“ eine Art Tür in einem Kleiderschrank brauchen soll, um in eine andere Haushälfte zu wechseln. Ähnlich paradox ist der Fall „Annabelle“ – die „dämonische“ Puppe, die bis heute in einem einfachen Holzschrank aufbewahrt durch die USA tourt.

Wie in einigen vergleichbaren Fällen [26] führen durchgeführte Exorzismen nur zu einer kurzzeitigen Besserung und letztlich bleibt der Fall „ungelöst“.

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19. Quellen und Fußnoten

[1] Curran, Robert; Smurl, Jack; Smurl, Janet (2014): Ed & Lorraine Warren: The Haunted. The True Story Of The Demonologists Featured In The Film The Conjuring. S. 7. Los Angeles: Graymalkin Media.

[2] ebd, S. 15 – 17.

[3] ebd, S. 19 – 33.

[4] Universitätsmedizin Göttingen (2025): Elektrokonvulsionstherapie (EKT). Online verfügbar unter: https://psychiatrie.umg.eu/patienten-besucher/therapieangebote/elektrokonvulsionstherapie-ekt/. Zuletzt geprüft am 09.08.2025.

[5] Curran, Robert; Smurl, Jack; Smurl, Janet (2014): Ed & Lorraine Warren: The Haunted. The True Story Of The Demonologists Featured In The Film The Conjuring. S. 33 -36. Los Angeles: Graymalkin Media.

[6] ebd, S. 37 – 50.

[7] ebd, S. 51 – 58.

[8] ebd, S. 61 – 64.

[9] ebd, S. 65 – 80.

[10] ebd, S. 81 – 100.

[11] “Klassisch” wären demnach Familien, in denen Unruhe, Gewalt und viel Angst herrsche (ebd., S. 88).

[12] Wikipedia (2025): Episkopalkirche der Vereinigten Staaten. Online verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Episkopalkirche_der_Vereinigten_Staaten. Zuletzt geprüft am 09.08.2025.

[13] Curran, Robert; Smurl, Jack; Smurl, Janet (2014): Ed & Lorraine Warren: The Haunted. The True Story Of The Demonologists Featured In The Film The Conjuring. S. 101 – 140. Los Angeles: Graymalkin Media.

[14] In den USA ist das ein Universitätsabschluss (Dauer vier Jahre), der breite Grundlagen der Psychologie vermittelt und gleichzeitig erster berufsqualifizierender Abschluss ist. Dieser Abschluss ist keinesfalls mit einem Psychologiestudium gleichzusetzen.

[15] Curran, Robert; Smurl, Jack; Smurl, Janet (2014): Ed & Lorraine Warren: The Haunted. The True Story Of The Demonologists Featured In The Film The Conjuring. S. 141 – 158. Los Angeles: Graymalkin Media.

[16] ebd, S. 159 – 182.

[17] ebd, S. 183 – 208.

[18] ebd, S. 209 – 238.

[19] Tatsächlich waren die Warrens erst nach den angeblichen Ereignissen im Amityville-Haus einmalig bei einer öffentlichen Untersuchung vor Ort gewesen. Bei dieser Gelegenheit entstand auch das bekannte, bis heute äußerst umstrittene Foto, das angeblich den Geist eines Kindes zeigt. Ronald DeFeo hatte 24-jährig 1974 seine Familie in dem Haus erschossen und später behauptet, die Tat sei ihm von Satan eingegeben worden und er leide unter Stimmen in seinem Kopf. Tatsächlich war dies Teil der Strategie seines Verteidigers und das Gericht hatte diesen Versuch wegen eindeutiger gegenteiliger Beweislage als unglaubwürdig abgewiesen. Das Motiv seiner Tat bleibt unklar, da DeFeo stet schwieg, doch könnte die häusliche Gewalt in der Familie und der Umstand, dass insbesondere Ronald oft Ziel handgreiflicher Angriffe seines Vaters gewesen war, zu der Tat beigetragen haben. Ein Jahr nach dem Mord kauften die Lutzes das Haus und erlebten nach eigenen Angaben poltergeistähnliche Phänomene, die erfolgreich vermarktet wurden. Später stellte sich heraus, dass sich die Lutzes das Ganze angeblich bei einer Flasche Wein nur ausgedacht hatten und Amityville gilt seitdem in Fachkreisen als debunked. Spätere Bewohner des heute noch existierenden, aber umgebauten Hauses behaupteten, dort niemals etwas Ungewöhnliches erlebt zu haben.

[20] Curran, Robert; Smurl, Jack; Smurl, Janet (2014): Ed & Lorraine Warren: The Haunted. The True Story Of The Demonologists Featured In The Film The Conjuring. S. 239 – 278. Los Angeles: Graymalkin Media.

[21] ebd, S. 279 – 304.

[22] ebd, S. 305 – 327.

[23] Wikipedia (2025): Smurl haunting. Online verfügbar unter: https://en.wikipedia.org/wiki/Smurl_haunting. Zuletzt geprüft am 09.08.2025.

[24] Vgl. Sauchie, Zugun u.a.

[25] „Jack Smurl told a newspaper reporter he had “surgery to remove water from his brain in 1983 because he had been experiencing short-term memory loss due to a case of meningitis in his youth.” In: Wikipedia (2025): Smurl haunting. Online verfügbar unter: https://en.wikipedia.org/wiki/Smurl_haunting. Zuletzt geprüft am 09.08.2025.

[26] z.B. Bad Liebenzell, Mount Rainier Fall

Dieser Beitrag wurde am 09.08.2025 zuletzt bearbeitet.