Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung und geschichtlicher Überblick
2. Vom Grandhotel zum Spukhotel
3. Zusammengefasster Abschlussbericht des IGPP
4. Adele B.
5. Weitere wichtige Ausgangsfaktoren und Zeitpunkte
6. Gegenüberstellung der historischen Fakten
7. Fazit durch das IGPP
8. Gegenüberstellung mit den Ergebnissen des Ghosthunter Explorer-Team
9. Gesamtfazit
10. Quellen und Fußnoten

Das Grandhotel Waldlust von außen.
Foto: Sonja Nowara
1. Einleitung und geschichtlicher Überblick
Das Grandhotel Waldlust, 1879 erbaut und 1902/03 erstmals erweitert, erfüllt alle Kriterien für einen Spukort per definitionem. Das einst weltweit bekannte, höchst exklusives Grandhotel, das zahlreiche Fürsten, Könige und später Filmstars aus Hollywood begrüßte, überstand den 1. Weltkrieg noch unbeschadet. Die Besuche der illustren Gäste, darunter der König von England, der König von Schweden, Mark Twain, John D. Rockefeller oder Mary Pickford und Douglas Fairbanks, kamen mit dem Beginn des 2. Weltkriegs zum Erliegen. Die Waldlust wurde erst Kommandozentrale, dann Lazarett und erholte sich von diesem Rückschlag nicht mehr. Die Gründerfamilie Luz, allen voran die Witwe von Ernst Luz-Junior Emilie, starb 1949 und ihre Kinder konnten das Haus nur noch bis in die Siebziger Jahre halten. Danach folgten zahlreiche Besitzerwechsel und der stetige Niedergang des Hotels. Anfang 2005 verständigte der damalige Marketingleiter des Hotels das IGPP, das Institut für Grenzerfahrungen, Psychologie und Psychohygiene in Freiburg. Einige Bedienstete hatten wiederholt von paranormalen Phänomenen berichtet. Das IGPP übernahm unter Leitung von Dr. Gerhard Mayer die Befragung der betroffenen Mitarbeiter und sah sich vor Ort um. Allen Bemühungen zum Trotz – und noch bevor die eingehende Untersuchung der Phänomene stattfinden konnte – musste das Hotel noch im gleichen Jahr für immer schließen und verfiel in einen Dornröschenschlaf – bis es vom Pro7-Magazin „Galileo“ und der Webseite „Travelbook“ [1] jäh aus diesem gerissen wird und innerhalb kürzester Zeit vom Grandhotel zum Spukhotel avanciert.
2. Vom Grandhotel zum Spukhotel
Wer von den beiden genannten Parteien sich nun zuerst den Bericht des IGPP als Grundlage genommen hat, um dann die Fakten einfach völlig durcheinander zu bringen, ist für die Autorin nicht feststellbar. Fakt ist, dass historisch nicht belegte Geschichten der Angestellten als Tatsachen hingestellt wurden:
An erster Stelle wäre da die angeblich im Hotel gewaltsam zu Tode gekommene ehemalige Hotelchefin zu nennen, von der sogar das aus Datenschutzgründen vom IGPP vergebene Pseudonym aus dem Bericht kurzerhand übernommen worden ist: Adele B. entwickelte ein Eigenleben anstelle der realen Persönlichkeit von Emilie Luz. Und eben jene Adele B. ist seither aus den Köpfen sämtlicher Medien und Besucher auch nicht mehr wegzubekommen – obwohl es eine Person mit diesem Namen nie gegeben hat und die historische, echte Emilie Luz nachweislich auch nicht ermordet wurde.
3. Zusammengefasster Abschlussbericht des IGPP
Untersuchungsleitung: Gerhard Mayer & 5 weitere Mitarbeiter des IGPP; Untersuchungszeitraum: Februar 2005
Involvierte Personen:
Herr A. (Marketingchef, seit ca. 2 Monaten)
Herr B. (Geschäftsführer, seit März 2004), Klarname bekannt [2]
Frau C. (Mitarbeiterin an der Rezeption, seit Sept. 1999)
Herr D. (Koch, seit Mitte 2002, psychisch auffällig)
Frau E. (Hausdame, seit 2001)
Frau F. (Köchin, seit Dezember 2003)
Herr G. (Restaurantleiter, seit 1999)
Frau L. (Gast, Seminaranbieterin, Bekannte von Herrn A.)
Frau M. (von Januar 1997 bis Juli 2003 Hotelmanagerin)
Frau N. (ehem. Mitarbeiterin, „Mädchen für alles“, 1991-2003)
Herr O. (Portier, keine Interviewbereitschaft)
Unterteilung in 5 Phasen:
1. Kontaktaufnahme, Vorinformationen und Untersuchungsauftrag
2. Voruntersuchung – erste vor-Ort-Exploration (Interview mit Herrn A. und Ortsbegehung)
3. Zwischenauswertung
4. Zweite vor-Ort-Exploration (Interviews mit dem Geschäftsführer Herrn B. und verschiedenen Bediensteten des Hotels)
5. Interviews mit externen Personen, historische Recherchen
Hintergrund:
Anfang Februar 2005 nahm Herr A. telefonisch Kontakt mit der Beratungsstelle des IGPP auf und berichtete von ungewöhnlichen, spukhaften Vorkommnissen im Hotel, von denen er aus zweiter Hand erfahren habe. Zunächst war unklar, ob seine berufliche Position (Marketingchef) mit dem Anruf zusammenhing; im weiteren Verlauf kristallisierte sich heraus, dass er kein Interesse an einer Vermarktung des Hotels als „zertifizierter“ Spukort zeigte. Es wurde vielmehr beiderseitiges Stillschweigen gegenüber der Öffentlichkeit vereinbart.
Die oben genannten Personen waren bis auf zwei Ausnahmen laut ihrer Berichterstattung mehrfach Zeugen der Phänomene.
Der Geschäftsführer Herr B. gab sich nach außen abweisend und kritisch, befeuerte aber intern die Spuksymptomatik, indem er z.B. bei Berichten der Mitarbeiter sagte, „ja, das war halt die ‚Adi‘“ [3].
Die Hotelmanagerin Frau M. verhielt sich ebenfalls den Phänomenen abweisend gegenüber, berichtete aber zeitgleich von mindestens einem massiven Vorfall, in den zwei Gäste involviert waren.
Grundsätzliches:
Abgesehen von den der Autorin und dem Ghosthunter Explorer-Team bis dahin unbekannten Phänomenen ist im Untersuchungsbericht des IGPP vor allem von folgenden auffallend oft in Phänomene verwickelte Gegenständen/Zimmern die Rede:
- Gemälde einer weiß gekleideten jungen Frau, das von den Bediensteten als Bildnis der Hotelleiterin („Hotelkönigin“ genannt, also Emilie Luz/Adele B.) interpretiert wird. Standort: Treppenhaus, zwischen dem EG und der ersten Etage
- Gemälde eines jungen vermeintlichen Geistlichen, der von Bediensteten als „Bischof“ tituliert wurde. Identität ungeklärt, Standort: Rezeption
- Dreizehnarmiger Kronleuchter, an dem nur 12 Leuchten funktionierten. Standort: Rezeption
- „Problemzimmer“ 428 (Gastvorfall, Telefonhörer lag öfter neben der Gabel, Badewanne lief voll Wasser, Telefongespräche aus dem Zimmer wurden auf dem zentralen Hotel-PC angezeigt obwohl niemand telefonierte bzw. das Zimmer unbelegt war
- „Problemzimmer“ 434 („Sterbezimmer“, „Zimmer der ‚Adi‘“)
4. Adele B.
Dieses Pseudonym wurde vom IGPP in seinem Untersuchungsbericht aus Datenschutzgründen eingeführt und ist seitdem ungeprüft in sämtliche Medienberichte übernommen worden. Adele B. ist ein Pseudonym für Emilie Luz, der Gattin von Ernst Luz jun. Während in dem Untersuchungsbericht von einer sehr präsenten, einflussreichen „Hotelkönigin“ die Rede ist, die das Hotel quasi im Alleingang führte, ist zumindest online keine Information über Emilie Luz‘ Status und Verbleib vorhanden, abgesehen von einer Entnazifizierungsakte, die angibt, Emilie Luz, geb. Dilg, sei am 18.02.1868 geboren worden. Sie starb 1949 – wie das Geburtsdatum schon anzeigt, in hohem Alter – vermutlich tatsächlich im Hotel (sie hatte laut Bericht morgens noch die Zimmer geprüft).
5. Weitere wichtige Ausgangsfaktoren und Zeitpunkte
Das Hotel befand sich zum Zeitpunkt der Untersuchung durch das IGPP bereits in einem teilweise desolaten Zustand. Die Belegschaft sah sich bereits seit längerem einer Situation gesteigerter existenzieller Bedrohung gegenüber; die meisten Mitarbeiter würden nicht nur ihre Arbeit, sondern auch ihre Wohnung (bzw. Zimmer) im Hotel verlieren. Es waren bereits drastische Sparmaßnahmen eingeführt worden; so wurden die unteren Räume teilweise nicht mehr geheizt; wenn keine Gäste anwesend waren, wurden zudem die Heizungen komplett heruntergefahren und die Duschzeiten begrenzt).
In den letzten ein bis zwei Jahren vor Kontaktaufnahme mit dem IGPP war es zu einer Eskalation der Ereignisse gekommen; zeitgleich wurde die Belegschaft stark verkleinert (Minimalbelegschaft) und der neue Geschäftsführer führte einen weniger hierarchischen Führungsstil ein. Das Teamempfinden wurde dahingehend gestärkt, dass aus den verbliebenen Mitarbeitern eine Schicksalsgemeinschaft wurde, „deren existenzielle Situation quasi auf Gedeih und Verderb mit der des Hotels verknüpft zu sein scheint“ [4]. Es dürfe also bei den Beteiligten durchaus eine Art psychischer Ausnahmezustand geherrscht haben (mindestens in den letzten Jahren; die Spukphänomene liegen aber teilweise auch weiter in der Vergangenheit [5]).
Marketingchef Herr A. hat zwar selbst nur geringfügige paranormale Erfahrungen im Hotel gemacht, bezeichnet das Haus aber dennoch als „Haus der verstorbenen Seelen“ und bezieht sich dabei auf die Nutzung als Lazarett im 2. Weltkrieg und auf zugemauerte Gänge im Keller des Hauses (Gerüchte gipfelten in der vagen Vermutung, dort seien Personen zu Kriegszeiten lebendig eingemauert worden). Eine Inspektion der zwei zugemauerten Wände im Keller zeigte, dass sie vermutlich aus den frühen 1990er Jahren stammen und mit dem Einbau von Wellness-Räumen zusammenhängen (Abtrennung vom normalen Hotelkeller). Nach der „relativ oberflächlichen“ [6] Inspektion gab es keinen Anlass zur Vermutung von Geheimgängen oder geheimen Räumen. Bis auf wenige Ausnahmen wohnten die Mitarbeiter im Hotel.
Zeitpunkte:
Die Phänomene traten offenbar v.a. in Zeiten auf, in denen wenige Gäste vor Ort waren und entweder nach Beendigung des Bewirtungsbetriebes oder frühmorgens.
Besonders frequentierte Orte innerhalb des Hotels:
Eine deutliche Häufung der Phänomene lässt sich für die vierte Etage feststellen („Problemzimmer“ 428 und 434). Die zweite Etage wird ebenfalls als auffällig beschrieben, doch fehlen hier klare Zuordnungen zu berichteten Ereignissen. Die findet man stärker zu den Service- bzw. Betriebsräumen im Erdgeschoss, wobei auch die Bar eine Rolle spielt. Ebenfalls wichtig sind die Verbindungsstellen zwischen den Etagen: Der Fahrstuhl und das vordere Treppenhaus, wie auch das hintere Treppenhaus im Bediensteten-Bereich, das neben den Betriebsräumen im Erdgeschoss gelegen ist, und auf der vierten Etage direkt neben dem Zimmer 434 endet.
Der Untersuchungsbericht vom IGPP beinhaltet eine detaillierte Zeittafel mit Angabe des Jahres, der berichteten Phänomene und einer Beschreibung [7]. Die hier erfolgende Wiedergabe erfolgt unter Zufügung des Ortes – sofern identifizierbar –, an dem die Phänomene im Hotel aufgetreten sind sowie weiterer Ergänzungen/Kürzungen des Originals aufgrund durchgeführter Internet-Recherchen und/oder fehlender Relevanz.
Jahr | Phänomen | Ort | Beschreibung |
1994 | Eine nicht genannte Person (D.S.) kauft das Hotel | ||
1/1995 | Der Geschäftsführer und Pächter A.H. verschwindet nach einem dubiosen „Ausverkauf“ spurlos | ||
1994-2003 | Gänsehaut, beklemmendes Gefühl, dass „etwas“ da sei, Lichtveränderungen abhängig von Stimmung und Geschehnissen, Probleme mit „Geräten“, Veränderungen am Bild des „Bischofs“ | Bar, Rezeption (Bild) | Zu Beginn ihrer Arbeitsaufnahme (1994) wusste Frau N. nichts von Spuk, der mit dem Hotel in Verbindung stehen soll. Während des Spätdienstes nachts fühlt sie eine gewisse Beklemmung und hört Berichte von Gästen; z.B. soll nachts auf dem Balkon plötzlich das Licht gebrannt haben, obwohl es nur vom Zimmer aus eingeschaltet werden kann (in dem zu dem Zeitpunkt eben niemand war), oder Gäste waren der Meinung, es würde plötzlich jemand bei ihnen im Zimmer stehen |
1997-2003 | Lichtveränderungen, Bildveränderungen, „Problemzimmer“, Badewanne füllt sich selbständig; Telefonhörer liegt neben der Gabel, obwohl das Zimmer verschlossen wurde | Bar, Zimmer 434, Zimmer 428, Bilder | Frau M. (seit 1997 im Hotel) sieht ähnliche Lichtveränderungen und Änderungen an den Bildern (sie spricht explizit von 3 Bildern) wie Frau N. Sie bezeichnet das „Sterbezimmer“ (Nr. 434) als „Problemzimmerchen“, ohne dass sie von Phänomenen berichtet; beim anderen „Problemzimmer“ (Nr. 428) berichtet sie von der vollgelaufenen Badewanne und dem Telefonhörer, der „immer wieder mal“ neben der Gabel liegend aufgefunden wird, obwohl sie die Karte zum Öffnen des Zimmers gesperrt hatte. Von diesen beiden Phänomenen hat sonst niemand berichtet. Außerdem sei ein Gästepaar da, das in diesem Zimmer übernachtet hatte, abgereist, nachdem die Frau in der Badewanne liegend von hinten berührt worden war. Sie hatte angenommen, dass es ihr Freund sei, dann aber niemanden vorgefunden, als sie sich umdrehte. |
1998 | Anwesenheit von „Personen“ gefühlt, Bild im Saal ist heruntergefallen | „Saal“, 1. Stockwerk Treppenhaus im Südflügel | Herr G. (1998 Arbeit aufgenommen) war nachts im Spätdienst häufig allein und hatte die Empfindung der Anwesenheit von anderen „Personen“, die vorbeigelaufen und dann plötzlich verschwunden sind. Es sei schon von Spuk o.ä. geredet worden, als er seine Arbeit aufnahm. Einmal hat er das Geräusch von Stöckelschuhen gehört (Zeitpunkt unklar). Die stärksten Empfindungen hatte er im 1. Stockwerk im Treppenhaus des Südflügels (unterhalb des „Sterbezimmers“). Er berichtet noch von einem Bild, dass ohne Anlass im Saal von der Wand gefallen war. Allerdings hatte er das nicht selbst erlebt, sondern seine damalige Chefin (vermutl. Frau M., die dieses Ereignis aber nicht erwähnte). |
1999 | Anwesenheit von „Personen“ gefühlt, Schatten im Lichtstrahl unter der Tür, Gehgeräusche, Kältegefühl | Zimmer 442, 2. + 4. Stockwerk, Rezeption | Im Dezember hatte Frau C. (1999 als 16-Jährige angefangen, wohnte im Hotel) ein erstes Erlebnis, als sie mit einer Kollegin im Zimmer 442 (Mitte, neben dem Fahrstuhl) einen Schatten im Lichtstrahl (des Ganglichts) unter der geschlossenen Tür wahrnahm, aber keine Person vor der Tür vorfand. In der Folge Gefühl der Anwesenheit von Wesen, verbunden mit einem Kältegefühl. Vor allem im 2. + 4. Stockwerk, aber auch an der Rezeption (meistens abends, im Winter aber auch frühmorgens, wenn es noch dunkel war). |
Ab 1999 | Anwesenheit einer Person, OBE-Erfahrungen [8] oder halb-luzide Träume |
Frau C. träumte (sie ist sich ihres damaligen Bewusstseinszustandes unsicher), sie sähe sich von oben im Bett liegen, ihre Arbeitskollegin neben sich (dies entsprach der Realität). Im Spiegelschrank sah sie ein kleines Mädchen, das sich dann in eine Frau mit hochgesteckten Haaren und „breitem“ Kleid verwandelte. Sie habe geschrien, worauf ihre Arbeitskollegin ausgewacht sei. Sie habe schon viermal OBE-Erfahrungen im Hotel gemacht, d.h. sich selbst und die Person neben sich von oben im Bett liegen sehen. |
|
Ab 1999 | „Fahrstuhl“ | Frau C. gab an, dass sich der Fahrstuhl öfter selbständig betätigen würde. Zeitraum unklar. | |
1/2000 | Chlorgeruch in der Suite, Persönlichkeitsveränderung | Suite (?) [9] | Frau L. berichtete, dass sie in der Suite einen starken Chlorgeruch wahrnahm. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt starke persönliche Beziehungsprobleme. |
3/2002 | Schwenktüre in der Küche von allein aufgegangen | Saal/Küche | Nachdem Herr D. 3-4 Wochen gearbeitet hatte, arbeitete er in der Küche und sah die Schwenktür von allein aufgehen. |
Ab 3/2002 | (retrokognitive[10]?) Träume, Anwesenheit von Personen, Kältegefühl, Gänsehaut |
Herr D. berichtete, dass er hin und wieder Träume habe, die sich auf die Vergangenheit des Hotels bezögen. Außerdem würde das Haus auch „schlechte“ Träume induzieren. Spürt die Anwesenheit von irgendwelchen Wesen oder „Personen“, bekommt Gänsehaut. Sieht nachts in seinem Zimmer, wie ein Schatten im Lichtspalt unter der Tür erscheint und spürt dann, wie etwas zu Tür herein an ihm vorbeigeht. |
|
4/2003 | „Schwarze Frau“ | Frau C. berichtete vom eingangs erwähnten „Ausverkauf“ des Hotels. Im Rahmen dieser Aktion soll eine sich seltsam gebärende, schwarz gekleidete Frau aufgetaucht sein. Herr B. wird als Zeuge genannt [11]. | |
4/2003 (?) | Sonderbares Verhalten eines Bernhardiners | Zimmer 434 | Herr B. wohnte zu diesem Zeitpunkt anscheinend schon im Hotel, hatte aber offiziell die Geschäftsführung noch nicht übernommen. Er wohnte im Zimmer 434, dem „Sterbezimmer“, das er im weiteren Verlauf auch als „Zimmer der Adi“ bezeichnet. Der Bernhardiner des damaligen Geschäftsführers sollte in dessen Abwesenheit irgendwo untergebracht werden. Er hatte in jedem Zimmer (…?) gebellt und verrückt gespielt, sich im „Adi“-Zimmer aber ans Fenster gelegt und „nicht mehr gerührt und war am nächsten Morgen verschüchtert“, was Herr B. interpretierte, dass der Hund gemerkt habe, dass irgendetwas da sei. |
12/2003 | „Fahrstuhl“ | Zimmer 421, Fahrstuhl | Frau E. macht mit einer Kollegin das Zimmer 421 sauber (liegt genau gegenüber der Fahrstuhltür). Der Fahrstuhl kommt an, die Türe öffnet sich und niemand war darin. |
Ab 2004 | „Atmosphärische Störung“ | Zimmer 434 | Herr D. zieht nach der Trennung von seiner Frau ins Hotel, will aber auf keinen Fall „das Zimmer von Adi“, weil da „etwas“ sei. Er will etwas gespürt, aber zu dem Zeitpunkt noch nicht gewusst haben, dass es sich um eines der „Problemzimmer“ handele. |
Ab 2004 | Glühbirnen am Kronleuchter (Rezeption) gehen kaputt, Ankündigung eines schlechten Ereignisses, Gast bricht sich Zeh, Gast fällt aus Dusche, Wasserrohrbruch | Rezeption |
Frau C. berichtete und bringt insb. die synchronistische Hypothese (kündigt etwas Schlechtes an) mit Herrn B. in Verbindung („Lass ja den Kronleuchter aus“.) Im September/Oktober ereignet sich der Sturz aus der Dusche, bei dem sich ein Hotelgast den Arm bricht. Keine Zimmernummer bekannt. |
Ab 2004 | Babygeschrei | Frau C. berichtet dem dann als Geschäftsführer eingesetzten Herrn B. sie höre hin und wieder Babygeschrei in der Nacht. | |
2004-2005 | Erscheinen einer Person als Spiegelung, verschlossene halbvolle Bierflasche | Herr B. berichtet vom Erlebnis eines ungarischen Kochs, der nachts (oder abends) neben seinem Spiegelbild im Fenster das einer anderen Person sah. Außerdem sei eine verschlossene Bierflasche nur noch halbvoll gewesen. | |
Ab 2004 | Anzeige von Telefonaten am Schaltbrett der Telefonzentrale | Zimmer 428 (u.a.?) | Herr B. berichtet, dass ab und zu auf dem Schaltpult der Telefonzentrale Anrufe von unbelegten Zimmern nach außen angezeigt werden, die dann aber nicht auf der Telefonrechnung erscheinen. |
Ab 2004 | Selbsttätiges Fahrstuhlverhalten | Fahrstuhl, 4. Stock | Frau F. berichtet, dass sie nachts immer wieder mal den Fahrstuhl in den vierten Stock hochfahren hört. |
2/2004 (?) | Etwas „wirr“ wirkende Frau mit schwarzen Haaren | Bar | Herr D. berichtet, wie er zweimal einer etwas wirr wirkenden Frau mit langen schwarzen Haaren begegnet sei, die ihn ein Gespräch verwickelt habe und dann jeweils plötzlich verschwunden sei. Beim zweiten Mal habe sie an der Bar einen Wein getrunken und mit lauter Kleingeld bezahlt. Sie habe sich sehr für die Gegenstände aus der Geschichte des Hotels interessiert und Infos über ihn selbst erzählt, die sie seiner Ansicht nach nicht wissen konnte. Die Frau sei auch „von anderen“ gesehen worden. |
2/2004 | Schrittgeräusche, Licht geht selbständig an, Vorhang wackelt, Gläser klingen in der Bar | Bar | Herr D. berichtet, wie es am Abend nach dem zweiten Besuch der Frau mit den schwarzen Haaren zu Schrittgeräuschen gekommen sei; das elektrische Licht ging mehrmals selbsttätig an. In der Bar hätten die Gläser gewackelt. |
Sommer 2004 | Geräusche von Stöckelschuhen | Zimmer 320, Zimmer 420 | Herr D. berichtet vom ständigen Geräusch von Stöckelschuhen über seinem Zimmer (320) und auf Nachfrage bei der Rezeption habe er erfahren, dass das Zimmer über seinem (420) nicht belegt gewesen sei. |
3/2004 | Summende, weibliche Stimme | Personaltreppenhaus, Personalräume | Frau C. und Frau E. haben an zwei oder drei Tagen hintereinander morgens um ca. 8 Uhr eine summende weibliche Stimme im Personaltreppenhaus gehört, die näher gekommen sei. |
3/2004 | Geräusch von Stöckelschuhen im Treppenhaus | Haupttreppenhaus, 1. Stockwerk | Frau C. berichtet, wie sie mit einigen anderen an einem Tisch im Erdgeschoss saßen und das Geräusch von Stöckelschuhen im Haupttreppenhaus hörten, die die Treppen herunterkamen und dann im 1. Stockwerk eine Tür geöffnet wurde (ca. 21 Uhr, keine Gäste im Hotel). Das Ganze passierte zweimal. |
3/2004 | Gänsehaut, Schatten löst sich von der Person | Herr D. berichtet, wie er nachts die Treppe hochgegangen sei und dabei plötzlich eine Gänsehaut bekommen habe. Er sei stehengeblieben und habe beobachtet, wie sich sein Schatten an der Wand weiterbewegte. | |
10/2004 | Gestalt in weißem Schleier im Servicebereich | Servicebereich | Erstes Erlebnis von Frau F. (seit Dez. 2003 im Hotel). Sie sieht den Rest eines weißen Schleiers vorbeihuschen. |
10-11/2004 | Gestalt im weißen Oberteil läuft in der Bar vorbei | Bar | Frau F. berichtet wie sie mit weiteren Zeugen (Herr D. und ein Praktikant) eine Gestalt mit weißem Oberteil vorübergehen sehen. |
11/2004 | Singende Frau, Bild v. Adele B. verändert sich, weißer Schleier tritt aus Lampe aus und zieht sich wieder zurück, Kerzenflamme steht waagrecht, Kälteempfindungen | Bild im Treppen-haus, Bar, Personalraum |
Herr G. hört im Oktober/November eine singende Frau. Herr A. berichtet, dass er und seine Freundin beobachtet hätten, dass sich das Bildnis der ‚Adi‘ verändert hätte. Die Freundin von A. will in der zweiten Nacht im Hotel sehen, wie sich ein weißer Schleier aus einer Lampe materialisiert und dann wieder in die Lampe hineingeht. Zweimal an aufeinanderfolgenden Tagen sei plötzlich eine Kerzenflamme ohne Flackern „gekippt“, einmal in der Bar, einmal im Personalraum. Anwesend waren Frau C., ihr Freund, Herr B. und Herr A. |
12/2004 | Luzider Traum (?), Anwesenheit einer Person (?) | Zweites OG? | Frau F. „träumte“ (?), dass nachts ihre Zimmertür (im 2. OG?) aufgegangen sei und ihr Bett stark zu vibrieren begonnen habe, zudem habe eine große Gestalt an ihrem Bett gestanden. Sie sei dann aufgestanden und habe die Zwischentür abgeschlossen, die am nächsten Morgen tatsächlich abgeschlossen gewesen sei. Herr B., dem sie von dem Traum erzählte, meinte, es sei „Emily“ gewesen, die an dem Bett gerüttelt habe. |
Weihnachten 2004 | Anwesenheit einer Person | Damentoilette | Frau E. berichtet, dass der Sohn des Chefs (Herr B.) eine alte Frau auf die Damentoilette gehen gesehen habe. Frau E. habe das dann überprüft und niemanden vorgefunden. |
Silvester 2004 | Persönlichkeitsveränderung, eine Art von Besessenheitsphänomen, Stellvertretersyndrom | Frau L. berichtet, dass sie in der Silvesternacht ihrem Freund Vorwürfe gemacht habe zu einer Sache, die sie nicht hätte wissen können. Sie fühlte sich in einer Stellvertreterrolle. Um diese Zeit herum habe sie außerdem Frau E. die Tarotkarten gelegt und so den Missbrauch an deren Tochter durch den Ehemann gespürt und aufgedeckt. | |
1/2005 | Bild des Bischofs „lächelt“ | Rezeption | Frau C. und eine Freundin „streicheln“ auf Anregung durch Frau N. das Bild des Geistlichen, das zu diesem Zeitpunkt im „Kaffeehaus“ aufgehängt war. Vorher hing es immer an der Rezeption und wurde auch kurz darauf wieder dorthin zurückgebracht. |
1/2005 | „Schrei“ auf der Gästetoilette; Anwesenheit einer Person | Gästetoilette Erdgeschoss | Frau F. geht während einer Besprechung mit Herrn B. und Frau C. auf die Gästetoilette und hat das Gefühl, dass eine Person neben ihr steht. Dann hört sie einen Schrei, als ob jemand irgendwo hinuntergestürzt wäre. |
2/2005 | Anwesenheit eines Wesens, Katze reagiert | Zimmer 320 | Herr D. berichtet, wie er in seinem Zimmer liegend plötzlich eine Gänsehaut bekam und oben an der Wand „etwas“ bemerkt. In dem Moment kam seine Katze angerannt und hätte an eben dieser Stelle die Wand hochgehen wollen, dabei habe sie gefaucht und auf die Stelle geschaut. |
2/2005 | Schrittgeräusche | Herr A. berichtet, wie Herr B. zu ihm sagte, dass „sie über ihm gerade Party machten“. Herr B. berichtete das nicht selbst. |
Phänomene ohne Eingliederung in die vorstehende Tabelle (vermutlich, weil eine zeitliche Einordnung nicht möglich war):
- „… dass man jemand im Spiegel sieht“ (Frau M.)
- Der Festsaal war gelegentlich von einem Tag auf den anderen von einem unerklärlichen, modrigen Geruch erfüllt (Frau M.)
- Geplatzte Glühbirnen im Foyer (vor allem im Kronleuchter, Frau C.)
- Einige Bedienstete waren so verängstigt, dass sie sich nachts oder allein nicht mehr im Hotel bewegen wollten und/oder immer nachts das Licht anließen
Nach der Einschätzung des Untersucherteams zeigten sich in den Berichten keine selbstdarstellerischen Verhaltens- und Darstellungsweisen und es spricht nichts gegen die Glaubwürdigkeit der Gesprächspartner [12]. Ausgehend von einer systemischen Perspektive zeigen sich geradezu idealtypische Bedingungen, die die Wahrscheinlichkeit eines Auftretens von außergewöhnlichen Erfahrungen deutlich erhöhen: Krisen-, Umbruch- oder Belastungssituationen der Einzelnen (drohender Arbeitsplatz- und Wohnungsverlust, enge finanzielle Situation, unklare/keine berufliche Perspektive, etc.).
Die von den Gesprächspartnern vorgebrachten „Geschichten“ zur Historie des Hotels beruhen zudem auf einer fragmentarischen, wenig gesicherten und teilweise hoch spekulativen Wissensbasis [13].
Dazu gehören folgende Spekulationen:
- Als eines der nobelsten deutschen Hotels um die Jahrhundertwende und in der Zeit bis zum 2. Weltkrieg soll es geheimen politischen Treffen gedient haben.
- Im Keller sollen sich Verbindungsstellen zu Geheimgängen im Berg befinden, durch die man unerkannt das Hotel betreten und verlassen kann („Man kommt hier also sehr weit raus, also. Bis ins Badische rüber, anscheinend durch’n Gang hier“ – Herr A.).
- Zu Kriegszeiten sollen im Hotel, das als Lazarett diente, viele Menschen gestorben sein.
- Im Keller sollen während dieser Zeit die Verstorbenen gelagert worden sein, weil es dort kühl sei.
- Es sollen „früher welche lebendig (…) in den Wänden eingemauert worden [sein]“ – Frau F.
- Verstorbene Seelen, die „den Weg ins Licht noch nicht gefunden haben“, sind Mitbewohner im Haus. Sie sind nicht bösartig, sondern wollen sich nur gelegentlich rühren. Eine friedliche Koexistenz bei wechselseitigem Respekt ist möglich.
- Das Hotel hat eine Seele und ein Eigenleben, in dem sich dessen Geschichte niederschlägt; es nimmt Einfluss auf die Personen, die sich in ihm aufhalten (führt zu Persönlichkeitsveränderungen, hält Personen fest, induziert außergewöhnliche persönliche Erfahrungen, wie Wahrträume, AKEs und Ähnliches).
- Das Haus ist von einem morphischen Feld durchdrungen, das bestimmte Auswirkungen auf die Wahrnehmungen und das Verhalten der sich in ihm aufhaltenden Personen hat.
- Das Haus ist in gewisser Hinsicht „verflucht“. Niemand kann damit zu Geld kommen.
- Bestimmte Personen sind schicksalhaft an das Haus gebunden und müssen immer wieder kommen, sonst geht es ihnen nicht gut. Außerhalb des Hauses scheitern sie.
- Es besteht die Möglichkeit des Vorhandenseins von „Parallelwelten“, in denen der Hotelbetrieb, so wie er um die Jahrhundertwende stattgefunden hat, weiter existiert.
- Das Zimmer Nr. 434 war ein „Sterbezimmer“ [14].
- Das Zimmer Nr. 434 war das ehemalige Zimmer der „Adi“, also von Emilie Luz (Pseudonym Adele „Adi“ B.) [15].
- Emilie Luz könnte im Hotel gewaltsam zu Tode gekommen sein, indem sie z.B. die Treppen hinuntergestürzt worden sei.
- Emilie Luz sorgt sich auch nach ihrem Tod um die Belange des Hotels – im positiven, wie im negativen Sinn: Teilweise wird sie als eine Art „guter Geist des Hauses“ gesehen, teilweise aber auch als diejenige, die den kommerziellen Erfolg der gegenwärtigen Inhaber zu verhindern versucht, weil sie die neueren Entwicklungen nicht schätzt.
- Bei der jungen weißgekleideten Frau auf dem Gemälde im Treppenhaus handelt es sich um Emilie Luz. Es reagiert auf mentale Zuwendung und hat eine große Bedeutung für das Geschehen im Hotel (schon in den Anfängen ihrer Tätigkeit habe man zu Frau N. „scherzhalber [gesagt]: ‚Wenn du bei der Adi vorbeikommst, dann rede auch mit ihr‘).
- Bei dem Gemälde des Geistlichen im Eingangsbereich handelt es sich ebenfalls um ein für das Hotel bedeutsames Bild. Es hat eine Art Wächter- oder Schutzfunktion und sollte nicht von der Rezeption entfernt werden. Es reagiert ebenfalls auf Zuwendung.
- Falls es „jenseitige“ negative Einflüsse gibt, so hängen sie eher mit dem „schwarzen Bild vorne“ (Geistlicher) zusammen, „jenseitige“ positive hingegen mit dem der weißgekleideten „Adi“ (Herr D.).
- Ein dreizehnarmiger Kronleuchter im Bereich der Rezeption, von dem nur 12 Arme brennen, stellt einen Indikator für ein gegenwärtiges oder kommendes Unglück dar (zerplatzte Glühbirnen).
6. Gegenüberstellung der historischen Fakten
Im angrenzenden Berghang befinden sich tatsächlich Luftschutzbunker (Stollen). 2004/2005 wurde durch den Geschäftsführer und den Marketingchef kurzzeitig in Erwägung gezogen, diese Bunker geschäftlich zu nutzen. Die zwei zugemauerten Bereiche im Keller sind jedoch wie erwähnt aus den 1990er Jahren (Einbau des Wellnessbereichs).
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, fand im Frühjahr 1900 nach relativ kurzer Bauzeit die Eröffnung mit nur 12 Zimmern statt. Geschäftsführer wird Ernst Luz jun. Wenige Jahre später fand bereits eine erhebliche Vergrößerung statt. Den 1. Weltkrieg überstand das Hotel weitgehend unbeschadet und avancierte nach Veräußerung des ebenfalls im Besitz der Familie Luz befindlichen Hotels am Bahnhof (das als Lazarett genutzt worden war) zum Haupthaus der Hoteliersfamilie. Es folgte der Anbau des Südflügels und der höchste Bekanntheitsgrad des Hauses mit internationalen Gästen in den 1920er und 1930er Jahren.
Im 2. Weltkrieg bezogen im Vorfeld des Frankreichfeldzuges von November 1939 bis Mitte Juni 1940 Teile eines Stabskommandos der Wehrmacht das Hotel als Stützpunkt. Dem Hotel wurde in diesem Zusammenhang ein militärischer Tarnanstrich verpasst. Während des Krieges wurden in den benachbarten ehemaligen Bergwerkstollen Luftschutzunterstände eingerichtet. Anfang 1942 erfolgte dann im Hotel – wie in zahlreichen anderen Hotels und Sanatorien in Freudenstadt – die Einrichtung eines Lazaretts. Wenige Monate nach Ende des 2. Weltkriegs wurde das durch die Kriegsnutzung ziemlich heruntergekommene Hotel als Lazarettstandort geschlossen und bald danach wieder für zivile Zwecke freigegeben.
Zunächst gab es Überlegungen, das Hotel als Sanatorium für Tuberkulosepatienten einzurichten. Die Eigentümerin Emilie Luz stellte im Sommer 1946 einen entsprechenden Antrag als „Versorgungskrankenhaus“, doch kam es offenbar zunächst nicht zu einem Vertragsabschluss. Überhaupt wollte die Familie Luz das Gebäude längerfristig wieder als Hotel reaktivieren. Anfang 1947 erfolgte seitens der Familie das Gesuch, in dem Hotel eine „Privatkrankenanstalt“ einrichten zu dürfen, als Hilfskrankenhaus für in Freudenstadt niedergelassene Ärzte. Noch im Frühjahr 1947 konnte der Betrieb aufgenommen werden, zu einem Zeitpunkt, als gerade einmal die Hälfte des sanierungsbedürftigen Komplexes verwendungsfähig war. Die Stadtverwaltung bemängelte aber von Anfang an die zu geringe Patientenanzahl und beobachtete den Betrieb äußerst kritisch. Diese Voreingenommenheit steigerte sich noch, als Ende 1948 der Hotelbetrieb wieder aufgenommen wurde, im selben Gebäude wie die Krankenanstalt. Die Räumlichkeiten für die Hotelgäste befanden sich dabei im Erdgeschoss und 1. Stockwerk, während in den oberen Stockwerken 4 und 5 weiterhin die Krankenanstalt eingerichtet war. Die Doppelfunktion wurde nur kurzzeitig geduldet: Das Landratsamt entzog die Erlaubnis zur Führung der Krankenanstalt und ließ durch das zuständige Innenministerium umfangreiche Untersuchungen, Ortsbegehungen und Gutachten durchführen.
Diese fielen ausgesprochen negativ aus, vor allem, was die räumliche Strukturierung und die medizinische Ausstattung anging. Beanstandet wurde aber auch, dass die Familie Luz das Krankenhaus offensichtlich nur aus „merkantilen Gesichtspunkten“ betreibe und im ständigen Streit mit der ärztlichen Leitung liege. Ein Gutachter merkte gar an, dass sämtlichen Mitgliedern der Familie Luz alle moralischen, sozialen und ethischen Voraussetzungen zur Führung eines Krankenhauses fehlen würden. Die Familienmitglieder würden sich untereinander in ständigem Streit befinden, wobei sich diese offenen Auseinandersetzungen gar negativ auf die Atmosphäre im Haus auswirkten. Auch die Angestellten würden überwiegend sehr schlecht behandelt werden. Teilweise wurde das medizinische Personal genötigt, im Hotelbetrieb mitzuhelfen und kaum ein Angestellter hatte einen regulären Arbeitsvertrag. Besonders der jüngste Sohn, bezeichnet als „ausgesprochener Psychopath“ wäre unberechenbar und Schikanen an den Patienten, Gästen und den Angestellten seien praktisch an der Tagesordnung. Es kam, wie es kommen musste: Ab Anfang 1950 durfte die „Privatkrankenanstalt“ nicht mehr weitergeführt werden.
Der Tod der Hotelchefin Emilie Luz Ende 1949 fiel damit in eine kritische Phase. Seit 1900 hatte Emilie das Hotel gemeinsam mit ihrem Mann erfolgreich geführt und maßgeblichen Anteil am Aufstieg der Hoteldynastie Luz. Als Ernst Luz jun. 1935 starb, avancierte seine Gattin zur Alleininhaberin und sie erarbeitete sich schon zu Lebzeiten einen weit über Freudenstadt hinausreichenden hervorragenden Ruf. Als sie dann hochbetagt starb, kam dies trotz ihres bereits kränklichen Gesundheitszustandes, überraschend. Noch am Morgen ihres Todes hatte sie sich persönlich um die Zimmer gekümmert.
Nach ihrem Tod fungierte im Hotel eine Erbengemeinschaft, an deren Spitze sich der übel beleumdete jüngste Sohn befand. Der wollte wiederum ein „Sanatorium für innere Kranke und Nervöse“ führen, was aber erneut abgelehnt wurde. Damit versiegte eine zuvor wichtige Finanzquelle, und auch sein Versuch, eine Entschädigung für die Beschlagnahme des Hotels durch Besatzungstruppen zu erzielen, wurde abgewiesen.
Dennoch schaffte es die Erbengemeinschaft für rund zwei Jahrzehnte einen einigermaßen gut funktionieren Hotelbetrieb zu generieren. Geführt wurde das Haus dabei bis in die sechziger Jahre durch den jüngsten Sohn und seiner beiden Schwestern [16].
Mitte der Siebziger Jahre muss dann die letzte Schwester verstorben sein und es fand sich innerfamiliär niemand mehr, der den Betrieb fortführen wollte. Das Hotel wurde versteigert. Ende der 70er Jahre folgte die erstmalige Schließung für vier Jahre. Nach mehrmonatiger Umbau- und Renovierungsphase kam es zu einer Neueröffnung als Sporthotel. Weitere, teils dubiose Besitzerwechsel gab es in der ersten Hälfte der 1990er Jahre. Bis 1994 stand das Hotel dann leer und wurde dann nach mehreren Reaktivierungsversuchen 2005 endgültig geschlossen.
7. Fazit durch das IGPP
Das IGPP stuft die Berichte als größtenteils authentisch ein. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass das Haus optimale Bedingungen bietet für viel Formen von Wahrnehmungstäuschungen und für Fehlfunktionen diverser Geräte und Installationen aufgrund der veralteten und renovierungsbedürftigen Haustechnik. Bei genauerer Untersuchung könnte also vermutlich hier eine Ursache für einige der berichteten Phänomene gefunden werden. Die Architektur des Gebäudes (lange Gänge, verschachtelte Räume, Anbauten) macht es zu einem geeigneten Ort für Spukphänomene. Einige der bestehenden Mythen konnten bestätigt werden (z.B., dass es sich bei dem Gemälde der jungen Frau im Treppenhaus tatsächlich um Emilie Luz handelte), andere wurden widerlegt (z.B., dass Emilie Luz eines gewaltsamen Todes starb).
Das IGPP schließt:
„Möglicherweise haben wir es beim Schlosshotel mit einem Spukort im status nascendi [17] zu tun, der dabei ist, (s)einen persistenten Spukmythos heraus zu mendeln… was gelingen könnte, wenn die historische Dimension nicht weiter zunehmend entkernt, d.h. der „Ausverkauf“ von geschichtlichen Gegenständen weiterbetrieben wird, wie es in jüngerer Vergangenheit anscheinend schon mehrfach geschehen ist; bzw. wenn nicht die Abrissbirne dem ganzen Spuk ein Ende bereitet.“ [18]
8. Gegenüberstellung mit den Ergebnissen des Ghosthunter Explorer-Team
Erste Untersuchung 20. Februar 2016:
Bereits bei der ersten Untersuchung wurde – ohne das Wissen, dass sich das Lazarett und das Privatkrankenhaus im 4. und 5. Stock befunden hatten – eben insb. das 4. Stockwerk als besonders „aktiver“ Bereich wahrgenommen.
Weitere (aufgezeichnete) Phänomene:
- Deutliches Klopfen unter dem Tisch im Saal
- Großer Schatten aus Richtung der Bar
- Aufzeichnung einer Mädchenstimme an der Treppe zum 5. Obergeschoss
- Extremes Unwohlsein der Anwesenden im 4. Stockwerk
- Gefühl, dass mir (Sonja) etwas von oben nach unten folgt
Zweite Untersuchung, ebenfalls 2016:
- Berührung im Zimmer neben im Galileo-Fernsehbeitrag als „Adele B.-Zimmer“ deklarierten Raum
- Im 4. Stockwerk in einem der vorderen Räume starker Geruch, wie er bei alten Menschen auftritt
- Gefühl des Beobachtetwerdens im 4. Stock
- Sonja hat das Gefühl, dass eine alte Dame die Treppe (aus dem 5. Stock) herunterkommt
- Schattensichtung im Saal
- Stock, Zimmer 124, Empfindung einer Präsenz bei der Vorbegehung, Schattensichtung
- Haupttreppe: André (Team PRG-NDS) hat fas Gefühl, festgehalten zu werden
- Laute Schritte im 4. OG
- Melodische Stimme (Treppenaufgang 4. OG)
- Tische-/Stühlerücken im Foyer
- Extremer Geruch nach frischem Kaffee im 1. OG
Dritte Untersuchung (48-Stunden-Experiment, 06.-08.07.2018):
- Wieder erscheint der 4. Stock als der aktivste
- Klopfen und Schritte im 1. OG
- Zimmer 436 Energieaufbau
- Spürbare Energie im Bereich neben der Bar (Kommentar: „Mir wird kalt“ – Parascope reagiert)
- Nach Triggern Schritte im Flur (gehört im 1. OG; kurzer „Kontrollbesuch“ in einem Zimmer
- Viermaliges „Hallo“
- Porzellanklirren im Flur (dort war ein Kaffee-Movetest aufgebaut)
- Persönlichkeitsveränderungen, Stimmungsschwankungen, Aggressivität
- Weibliche und männliche Stimme im 5. OG
- Interessanter Verlauf einer Spirit-Box-Session im Dachgeschoss (Bedienstetenzimmer)
- Änderung der Lichtverhältnisse (Saal)
- Schritte
- Zweimaliges Klopfen nach Aufforderung
- Signifikante Kälteveränderung, Luftzug, dann Parascope
- Akkus plötzlich leer im Saal
- Im Saal diverse Schattensichtungen, Klopfen, Schrittgeräusche
- Unterbrechung der Sitzung, weil die Atmosphäre und Stimmung zu geladen waren (enorme Traurigkeit und Aggression)
- Gruppendynamik (Stellvertretersyndrom: Alle hatten das Gefühl, eine der anwesenden Wesenheiten [Mann, Frau, Mädchen] – das Mädchen – beschützen zu müssen
- Psychosomatische Symptome bei mehreren Personen (Bauchschmerzen)
Technische Aufzeichnungen:
- Schatten im Spiegel
- Geräusch im Speisesaal bei Abwesenheit aller Personen
- Schatten, obwohl niemand im Gebäude ist
- Erstaunliche Anzahl unterschiedlicher Geräusche im 4. Stock, obwohl sich niemand im Gebäude befunden hat. Bei Rückkehr der Personen ins Gebäude reißt die Geräuschanhäufung plötzlich ab
- EVP „Neeeiin“ aus dem 4. Stock, als sich ein Team im 3. Stock abspricht, „jetzt Feierabend“ zu machen
- EVP Speisesaal auf die Frage, ob zu viele Personen die Energie eindämmen könnten: ein sehr aggressives „Nein“
- Teammitglied Sunny hört im 3. OG erst einen Aufprall, dann scheint etwas auf sie zu zurennen
- Sehr schneller Schatten im 4. OG
- Im 4. OG männliche Stimme, die den Namen „Anja“ sagt
- Im „Teezimmer“ (neben der Bar bzw. daran anschließend, vielleicht identisch mit dem als „Kaffeehaus“ bezeichneten Raum, Geräusch als ob jemand auf Flaschenhals bläst (dasselbe Geräusch wurde zwei Jahre später wieder aufgezeichnet)
- Mehrere Technische Ausfälle über Nacht
Vierte Untersuchung, September 2020:
Zunächst einmal war jemand vom Verein während eines großen Teils der Untersuchung auf eigenen Wunsch anwesend. Diese Person, Michael R., berichtete selbst von mutmaßlichen paranormalen Phänomenen (Schattensichtungen, Schritte, körperlose Stimmen), erzählte aber auch von einem Team, dessen Ergebnisse ihn beeindruckt hätten. So gäbe es als „Geistwesen“ zwei Mädchen im Alter von vier und 16 Jahren und mindestens einen alten Mann. Ein Dienstmädchen sei vergewaltigt worden. Laut des Mediums dieser Gruppe, die namentlich nicht genannt wurde, seien „ganz schreckliche Dinge“ im Hotel geschehen. Die Vergewaltigung wurde laut Michael R. angeblich von einem ehemaligen Mitarbeiter des Hotels bestätigt.
Beim 48-Stunden-Experiment war der Eindruck entstanden, dass es „Kontakt“ mit einem jungen Mädchen gegeben hatte, das von einem älteren Mann („Onkel“) vergewaltigt wurde. Auch ein Dienstmädchen spielte eine Rolle, zum einen, weil es ebenfalls vergewaltigt worden war, zum anderen, weil es den Missbrauch nicht hatte verhindern können. Auf die Kommunikation dieser Empfindungen war damals bewusst verzichtet worden, sodass kein anderes Team von einer Beeinflussung betroffen sein konnte.
Weitere Phänomene:
- Während des Triggerns im 1. OG Geräusch, als würde sich jemand anschleichen, ca. 1,20 m großer Schatten in einer Tür, Flüstern (weibliche Stimme)
- Gestalt läuft neben der Bar lang
- Stuhl im Saal wackelt
- Lichtveränderungen, Kälteeinbrüche im Saal
- Plötzliche Akkuentladungen im Saal
- Eindruck/Wahrnehmung einer älteren, dünnen Frau auf dem Bett in Zimmer 520, die im Verlauf unkooperativ wird und den vermeintlichen Täter (des ebenfalls vermeintlichen Missbrauchs) schützt
- Im Zimmer 520 im weiteren Verlauf Schattensichtungen und Schritte
- Im 2. OG starkes Unbehagen bei einem Teammitglied
- Im Saal hatte ein Teammitglied den Eindruck, als würde sich ein „weißer Schleier“ über die Szenerie legen
- Plätschergeräusch im 5. Stock, das von zwei Personen unabhängig voneinander wahrgenommen wird
Technische Aufzeichnungen:
- Klopfgeräusche auf Nachfrage
- LED-Bewegungsmelder im 5. Stock reagiert zweimal, einhergehend mit Knacken oder Klopfen
- Lichtanomalie in der Bar
- Aufzeichnung einer Stimme im Hintergrund (unverständlich)
- Deutliches Knarren oder Fußschritt an IR-Kamera als sich niemand in der Nähe befindet
- Sehr schneller Schatten im Saal
- Singsang oder ähnliches Stimmphänomen
- Zwei weitere Stimmgeräusche, eines davon abfällig
- Sehr deutliche Schritt- und Klopfgeräusche
- Kindersummen im 1. OG
Vorläufiges Fazit:
Es zeigt sich, dass einige der aufgezeichneten und erlebten Phänomene mit den von den Mitarbeitern berichteten Auffälligkeiten – die dem Ghosthunter Explorer-Team bis 2021 nicht bekannt waren! – übereinstimmen. Dazu gehören:
Technisch aufgezeichnete Anomalien
- Lichtanomalien in der Bar
- Weibliche Stimme (Singsang)
- Technische Geräte versagen aufgrund von leeren Akkus
- Schattensichtungen
- Mimickri-Geräusche (Fußschritte)
Wahrnehmungen
- Kälteeinbrüche
- Beobachtetwerden
- Unwohlsein
- Psychosomatische Phänomene (Schmerzen)
- Teils extreme Persönlichkeitsveränderungen
Dabei ist nochmals hervorzuheben, dass viele der im Abschlussbericht des IGPP beschriebenen Phänomene und Informationen keinen Zugang in die Presse gefunden haben und uns somit gänzlich unbekannt waren.
Insbesondere zählen dazu:
- Nutzung des vierten und fünften Stockwerks als Lazarett bzw. Privatkrankenhaus
- Lichtveränderungen
- Grundsätzlich die Bar als „aktiver“ Ort
- Die singende Frauenstimme
- Persönlichkeitsveränderungen
Von Bedeutung ist vielleicht auch die im 4. Stock aufgezeichnete EVP mit einem deutlichen „Neeeiin“ als Bestätigung der Wahrnehmung eines Schreies auf der Gästetoilette, „wie wenn eine Frau in einen Abgrund gestoßen und laut ‚Nein!‘ schreien würde“ (Frau F.).
Die Massivität und Lautstärke der Fußschritte scheint sich signifikant zu unterscheiden von den Berichten. Das Ghosthunter Explorer-Team hatte nie das Gefühl, „Stöckelschuhe“ zu hören, vielmehr – und das belegen auch die Aufzeichnungen – schien es sich um schwere, klar abgegrenzte Schritte zu handeln. Auch die Streitereien innerhalb der Familie Luz und der „psychopathische“ Sohn sind neue Informationen gewesen. Die Erfahrung zeigte zudem, dass, je länger man sich im Gebäude aufhält, desto intensiver/massiver die Phänomene auftraten. Einen besonderen Stellenwert nahm hierbei die Möglichkeit der Persönlichkeitsveränderung ein, sowie eine damit zusammenhängende Gruppendynamik. Dieses Phänomen hatten wir bereits umfangreich festgestellt, noch bevor uns bekannt war, dass andere Personen ebenfalls davon berichtet hatten.
Zum Bericht des IGPP konnte das Ghosthunter-Explorer Team zudem folgende Feststellungen machen:
Das „Problemzimmer“ 434, das als „Sterbezimmer“ deklariert wurde, ist keinesfalls als solches anzusehen. Vielmehr haben auch die anderen Zimmer in den unteren Stockwerken exakt denselben Schnitt und verfügen entsprechend ebenfalls über das kleine Fenster im Räumchen neben dem Flur. Auch eine Verbindung Sterbezimmer mit dem Privat-Krankenhaus ist unwahrscheinlich; beide Fahrstühle eignen sich nicht dazu, Bahren oder Betten zu transportieren. Zudem ist fraglich, ob der Gesundheitszustand der Patienten tatsächlich so schwerwiegend gewesen sein kann; es ist ja außerdem von einer „geringen Patientenanzahl“ die Rede [19].
Dass in diesem Zimmer (434) Emilie Luz starb, scheint ebenfalls unwahrscheinlich zu sein. Zu diesem Zeitpunkt (1949) war dort wohl noch das Privatkrankenhaus untergebracht. Das Verhältnis zwischen den Ärzten und der Familie Luz soll laut Gutachten nicht besonders gut gewesen sein. Das Krankenhaus existierte ab 1947; Ende 1948 öffnete das Hotel parallel im Erdgeschoss und im ersten Stockwerk. Erst zu Beginn des Jahres 1950 (nach Emilies Tod) wurde der Krankenhausbetrieb eingestellt. Da die näheren Umstände zum natürlichen Tod der Hotelerbin nicht bekannt sind, bleiben Fragen offen.
Neue Erkenntnisse aufgrund der Untersuchung am 17. April 2021:
Für die Untersuchung wurden G.E.T. freundlicherweise Kopien der besagten Bilder von Emilie Luz und dem „Bischof“ zur Verfügung gestellt. Es wurden allerdings keine Auffälligkeiten festgestellt, nachdem Kopien der Bilder an ihrem ursprünglichen Verweilort aufgestellt/aufgehängt worden waren. Wie bereits erwähnt, konnte das „Sterbezimmer“ als Mythos entlarvt werden, da der Schnitt dieses Zimmers auf allen Etagen derselbe ist. Bei dem kleinen Fenster handelt es sich einfach um ein Lichtfenster für den ansonsten fensterlosen begehbaren Kleiderschrank.
Der von einem Gast berichtete Vorfall in der Badewanne von Zimmer 428 hielt einer Überprüfung vor Ort ebenfalls nicht stand. Die Badewanne ist ungewöhnlich geschnitten und wird in Richtung Zimmertür enger. Das breite Ende schließt direkt mit der Wand ab. Laut Bericht reiste das Paar ab, weil die in der Wanne liegende Frau „von hinten“ berührt worden und sie dann festgestellt habe, dass ihr Freund aber die ganze Zeit im Zimmer gewesen sei. Um „von hinten“ berührt zu werden, hätte die Frau allerdings recht unbequem mit dem Kopf Richtung Zimmer und damit im engen Teil der Wanne liegen müssen. Auffällig ist auch, dass ausgerechnet dieses „Problemzimmer“ gleichzeitig werbewirksam im damaligen Hotelprospekt als „Hochzeitszimmer“ beworben wird.
Der Verbleib der Originalgemälde bleibt leider ungeklärt. Sie sind irgendwann nach Schließung des Hotels verschwunden oder wurden verkauft.
Auch die Lage der Privaträume der Familie Luz bleibt unklar. Vermutlich hat die Familie – so mutmaßt Herr Schmidt vom Verein für Kulturdenkmäler Freudenstadt – anfangs noch in der Stadtvilla gewohnt. Später könnten sich die Privatgemächer rechts am Ende des Speisesaals hinter der Küche befunden haben. Eine eingebaute Wohnung inklusive Küche im 1. Stockwerk ist jedenfalls deutlich später entstanden. Die Zimmer der ursprünglichen Bediensteten dürften sich im unterhalb des Hotels als Ruine erhaltenen Bedienstetenhaus befunden haben, wobei Herr Schmidt meint, dass evtl. auch dass an das Hotel grenzende „Haus Salem“ als Unterkunft gedient haben könnte.
Einen Hinweis auf den „psychopathischen“ Sohn, Willy Luz, liefert ein Zeitungsartikel über André Seger, der 1966/67 als Konditor in der Waldlust gearbeitet hatte. Darin heißt es: „Willy Luz, der andere Direktor [neben „Frau Harlacher“], sei im Betrieb weniger präsent gewesen – ‚der hatte auch anderes im Kopf‘, drückt sich Seger vieldeutig aus“. [20]
9. Gesamtfazit
Das Schlosshotel oder Grandhotel Waldlust gehört auch in der Retroperspektive im Jahr 2023 noch zu den phänomenologisch interessantesten Orten, die ich persönlich kenne. Es war allerdings auffällig, dass es bei der fünften und letzten Untersuchung mit dem Ghosthunter Explorer-Team zu deutlich weniger Auffälligkeiten gekommen ist. Eine mögliche Ursache könnte sein, dass insbesondere in den letzten Jahren erhebliche Veränderungen am Interieur des Gebäudes vorgenommen worden sind und einige Zimmer inzwischen einer neuen Nutzung zugeführt wurden. Ein Großteil des ursprünglichen Interieurs wurde entfernt oder ersetzt.
Die Verantwortlichen des Vereins distanzieren sich immer mal wieder von einem potentiellen Einsatz des Hotels als Untersuchungsort für Ghosthunter. Dabei werden allerdings die falschen Mythen durchaus durch Postings entsprechender Artikel in den sozialen Medien befeuert. Glaubt man neueren Aussagen bei Fototouren, die von Vereinsmitgliedern getätigt wurden, sollen auch die bisher angebotenen Führungen und Fototouren zukünftig eingestellt werden.
Auf der Homepage des Vereins ist inzwischen folgendes zu lesen:
“In der Presse und in den sozialen Medien hält sich auch recht hartnäckig das Gerücht, dass eine Hotelbesitzerin mit dem Namen ‘Adéle B’ in einem Zimmer des Hotels ermordet worden sei und seither als Geist in der Waldlust umherspukt. Zum Leidwesen der ‘Geisterjäger’ muss man zugeben, dass es eine Hotelbesitzerin ‘Adéle B’ gar nie gab und, dass die echte Hotelbesitzerin eines ganz natürlichen und völlig unspektakulären Todes gestorben ist” [21].
10. Quellen und Fußnoten
[1] Huwiler, Sira (2005): Schlosshotel Waldlust – das Haus der gruseligen Phänomene. Online verfügbar unter: https://travelbook.de/orte/scary-places/schlosshotel-waldlust-das-geister-hotel-im-schwarzwald. Zuletzt geprüft am 13.02.2024.