1. Zusamenfassende Einleitung

Vom 31. August 1977 bis mindestens 1979 (Angaben variieren) wurden das im Londoner Stadtbezirk gelegene Enfield und die dort lebende Familie Hodgson als Zentrum eines weltweit aufsehenerregenden Poltergeist-Falles bekannt. Es folgte eine der umfangreichsten, aber auch umstrittensten Dokumentationen eines zum Zeitpunkt der eintreffenden Ermittler noch aktiven Poltergeist-Phänomens.

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2. Beteilgte und Augenzeugen

Mrs. Hodgson, seit drei Jahren geschieden, lebte mit ihren vier Kindern in ärmlichen Verhältnissen in einer Sozialwohnung in einem Reihenhaus im Norden Londons. Margaret, zum Zeitpunkt des Einsetzens der Phänomene 13 Jahre alt, war ein über-emotionales, als psychisch angeschlagen und geistig zurückgeblieben geltendes Mädchen. Ihre Schwester Janet (11 Jahre) wird hingegen als ein sehr lebhaftes Kind mit starker Fantasieausprägung und normaler Intelligenz beschrieben. Der 10-jährige Johnny war zur Zeit des Poltergeist-Ausbruchs vorwiegend in einem Internat für psychisch kranke Kinder. Billy (7 Jahre) wird als ebenfalls normal intelligentes Kind beschrieben, hatte aber eine schwere Sprachstörung. Mr. Hodgson war gesundheitlich angegriffen, hatte eine teilweise spastische Lähmung und wurde als ebenfalls psychisch auffällig bezeichnet. Über seine Mitwirkung in dem Fall gibt es widersprüchliche Angaben; sicher scheint zu sein, dass er nur sehr selten anwesend war. Zum Zeitpunkt des Auftretens der Phänomene steht bei Janet ein Schulwechsel an, der sie sehr stresst.

Ein paar Häuser weiter lebte Mrs. Hodgsons Bruder, John Burcombe, mit seiner Frau Sylvie, den beiden Kindern Denise (15 Jahre) und Paul (12 Jahre) sowie Sylvies Vater, Mr Richardson.

Die direkten Nachbarn der Hodgsons waren das Ehepaar Vic und Peggy Nottingham mit ihrem Sohn Gary (keine Altersangabe).

Für den Enfield-Poltergeist gibt es eine sehr hohe Anzahl an Zeugen, darunter Vertreter von Polizei und Presse, Passanten, etliche Medien und viele Mitglieder der SPR [1]. Eine detaillierte Auflistung aller Zeugen findet sich in The Enfield Poltergeist Tapes, 2019. Untersucht wurde der Fall durch die SPR-Angehörigen Maurice Grosse (nach dem tragischen Unfalltod seiner Tochter der SPR gerade erst beigetreten) und Guy Lyon Playfair, einem erfahrenen Poltergeist-Forscher und Schriftsteller.

Das Sozialhaus, in dem die Vorfälle stattfanden, wurde Ende 1920 oder Anfang 1939 erbaut. Es hatte vier Vorbewohner gegeben und Recherchen brachten keine ungewöhnlichen Geschichten oder Todesfälle innerhalb des Hauses zum Vorschein. Jedoch stammten, wie Mrs. Hodgson im Verlauf des Falles angab, einige Möbelstücke und Vorhänge aus einem Haus, in dem ein vierjähriges Kind von seinem Vater ermordet worden war. Der Mörder sei mit ihrem Exmann, Mr. Hodgson, befreundet gewesen und als sich der Mann suizidierte, habe Mr. Hodgson Möbel und Vorhänge übernommen.

Im Haus gab es außerdem einen Goldfisch und einen Wellensittich, der einer verstorbenen älteren Dame gehört hatte.

Der Enfield-Poltergeist weist einige Parallelen zum Mount-Rainier-Fall auf, der als Vorlage für den Horrorfilm Der Exorzist diente und der erst ein paar Jahre zuvor durch die Filmveröffentlichung 1973 breites Aufsehen erregte.

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3. Spuksymptomatik

Grundlage der folgenden Auflistung ist der Report von Guy Lyon Playfair (Juni 1978):

  1. Klopfgeräusche
  2. Werfen von kleinen Gegenständen
  3. Objektbewegungen (u.a. Möbel)
  4. Öffnen und Schließen von Türen und Schubladen
  5. Vorfälle mit der Bettwäsche
  6. Erscheinen von flüssigen und festen Substanzen
  7. Erscheinungen, sowohl halb als auch ganz
  8. Levitation von Personen
  9. Körperliche Angriffe
  10. Angebliche Apporte
  11. Psychische Störungen
  12. Automatisches Schreiben und Zeichnen
  13. Automatisches Sprechen
  14. Körperlose Stimmen
  15. Technikausfälle
  16. Feuerausbrüche

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4. Verlauf

Nachdem es im Haus der Familie Hodgson Ende August zu unerklärlichen Klopfgeräuschen und Objektbewegungen gekommen war, verständigte die verängstigte Mrs. Hodgson ihre Nachbarn, die Familie Nottingham, und die Polizei. Die Aussage der Polizistin WPC Heeps, die einen Stuhl sieht, der sich von allein etliche Meter bewegt, gehört bis heute zu den glaubwürdigsten Berichten und als Indiz, dass es in Enfield zu echten Psychokinese-Phänomenen (fortan PK-Phänomen) gekommen ist. Der Familie konnte die Polizei indes nicht helfen und die Phänomene setzten sich fort. Hinzu kamen fliegende Murmeln und Legosteine, die auch die Familie trafen. Mrs. Hodgson wandte sich erneut an ihre Nachbarn. Peggy Nottingham rief mit Erlaubnis von Mrs. Hodgson den Daily Mirror an – ein Akt der Hilflosigkeit, da offenbar die SPR den Beteiligten kein Begriff war. Reporter Douglas Bence und Fotograf Graham Morris sowie weitere Pressevertreter wurden nun ebenfalls Augenzeugen der Phänomene und schlugen Mrs. Hodgson vor, die SPR zu kontaktieren, die auf solche ungewöhnlichen Vorkommnisse spezialisiert sei. Die SPR schickte ihr neues Mitglied Maurice Gross, der nach dem tragischen Unfalltod seiner Tochter [2] und dem eigenen Erleben unerklärlicher Phänomene der SPR beigetreten war und bereits auf einen Einsatz hoffte. Schon zwei Tage später berichtete Grosse auf einer Versammlung der SPR von RSPK-Phänomenen, was schließlich Guy Lyon Playfair auf den Plan rief.

Am 19. September begannen die beiden Ermittler mit den Tonaufnahmen, die am Ende über 200 Audiokassetten und 140 Stunden Material beinhalten. Die Aufnahmen, die allerdings inzwischen teilweise schlecht oder gar nicht erhalten sind und teilweise Detailsorgfalt vermissen lassen, dienten als Grundlage für das Buch The Enfield Poltergeist Tapes (2019) und für die Apple-Serie The Enfield Poltergeist, in der die Schauspieler die Lippen zu den echten Tonaufnahmen bewegen. Nach eigenen Angaben besuchten Grosse und Playfair das Haus in Enfield 180 Mal, einschließlich 25 Nachtwachen. Dabei wurden sie Zeugen von insgesamt rund 1500 Phänomenen, die sie als echt einstuften – beobachteten aber ebenso oft eine mögliche betrügerische Beteiligung der Kinder.

Am 21. September wurden Möbelstücke umgeworfen und es wurde deutlich, dass die meisten Phänomene nach der Bettgehzeit der Kinder (21 Uhr) auftraten. Sie dauerten manchmal bis in den frühen Morgen an.

Im Oktober 1977 besuchte erstmalig ein Medium die Familie: Maisie Besant und ihr Begleiter E. Butler. Besant fiel zwar in Trance, es kam aber anscheinend zu keinen verwertbaren Resultaten. Zu den Phänomenen gesellten sich jetzt noch Wasserpfützen, weitere Objektbewegungen und das selbständige Spülen der Toilette. Maurice Grosse beobachtete einen fliegenden Schuh und weitere akustische Phänomene. Janet schlief inzwischen im Unterricht ein und zeigte an ihrer neuen Schule enormes Stressverhalten. Zahlreiche, immer wieder auftauchende Augenzeugen berichteten von merkwürdigen Lichtern (neben den üblichen anderen Phänomenen) und die auftretenden Ereignisse wurden um Schattensichtungen und körperlose Stimmen erweitert.

Obwohl Maurice Grosse oft als „leichtgläubig“ dargestellt wird und von dem Wunsch beseelt gewesen sein soll, Kontakt zu Verstorbenen aufzubauen, beklagte er schon früh Janets Verhalten. Das Mädchen kichere ständig und vollführe Aktionen, wie beispielsweise, dass sie sich aus dem Bett gleiten ließe.

Grosse führte Kommunikationsversuche via Tapping ein; daraufhin meldete sich angeblich eine Dame namens Mrs. Haylock. Auffällig war auch, dass die Klopfgeräusche manchmal Titelmelodien bekannter TV-Serien nachahmten. Oft waren die Klopfgeräusche auch von fliegenden Objekten begleitet, wobei diese Flugobjekte in der Regel aus Janets und Margarets Richtung kamen und es oftmals unklar war, ob die Mädchen nicht mindestens teilweise dafür verantwortlich waren.

Während eines behördlich organisierten Kurzurlaubs (29. Oktober bis 5. November 1977) in Clacton-on-Sea traten angeblich keine Phänomene auf. Nach der Rückkehr der Familie kam es hingegen zu einer weiteren Steigerung der Ereignisse. So wurde Grosse, nachdem er laut fragte, ob der „Geist“ mit ihm spiele, unmittelbar von einer Kiste am Kopf getroffen. Das „woosh“ der fliegenden Kiste und das Erstaunen aller Anwesenden ist auf der Audioaufnahme hörbar. Zudem fiel hinter ihm ein Bild von der Wand, der Küchentisch wurde umgeworfen, Bettwäsche vom Bett gezogen und ein Wasserkessel hüpfte durch die Küche.

Zwei Tage später wurde Janet angeblich aus dem Bett geworfen und behauptete, levitiert zu sein. Später behauptete Margaret dasselbe – sie wurde nun immer öfter in die Ereignisse miteinbezogen. Von angeblichen Levitationen Janets sollen von Graham Morris angefertigte Fotos zeugen. Die inzwischen bekannten Bilder [3] zeigen auf den ersten Blick ein Mädchen, dass auch einfach in die Luft gesprungen sein könnte. Der Fotograf Graham Morris bestreitet bis heute, dass dies der Fall gewesen sei [4]. Auch Mrs. Hodgson wurde nun in die Phänomene integriert. So gab sie an, dass sie immer vor Beginn der Vorfälle Kopfschmerzen habe. Sie berichtete zunehmend von selbst erlebten Aktivitäten, so Mimikry-Geräusche (Fußschritte), unerklärlicher Wind oder Apport von Essen.

Grosses Verdacht, Janet könnte mindestens einen Teil der Phänomene faken, wurde ebenfalls durch ihr auffälliges Verhalten erhärtet. So richteten sich vermeintliche Poltergeist-Botschaften oft gegen Menschen, die sie nicht mochte und mehrfach wurde sie vor der möglichen Ausführung einer aktiven Handlung oder währenddessen erwischt.

Am 9. November wurde auf den Aufnahmen erstmals ein „Knurren“ erwähnt, ein erstes Indiz, dass der Poltergeist eine Stimme entwickelte. Am 12. November besuchen Tony Cornell, Bernard Carr und Alan Gauld die Hodgsons. Phänomene ereigneten sich in dieser Zeit ausschließlich im Schlafzimmer der Mädchen, das die Besucher auf Geheiß von Janet und Margaret nicht betreten durften. Es wurden diverse Tests durchgeführt, die aber alle negativ ausfielen. Ein Test mit Wasserballons, die durch Tony Cornell unter dem Bett der Mädchen installiert wurden, während diese schlafen, wieß außerdem auf eine Beteiligung der Kinder hin: Erst als Tony Cornell am nächsten Morgen vor den Mädchen die Existenz der Wasserballons erwähnte, wurden diese in Abwesenheit aller Personen (die Mädchen ausgenommen) zum Fokus und gegen die Wand des Schlafzimmers geworfen.

Später im November wurde John Burcombe laut eigenen Angaben von einer unsichtbaren Gewalt vom Bett geworfen. Am 13. November fiel Janet in einen Trancezustand und wurde sehr gewalttätig. Mehrere Personen (Mrs. Hogdson, Grosse, Mrs. Edwards (eine Freundin) und die Burcombe-Familie) berichteten von erheblichen Schwierigkeiten Janet davon abzuhalten, sich selbst zu verletzen. Sie konnte nur sehr schwer aufgeweckt werden. Auf dem Band sind verstörende Aufnahmen zu hören, von einer Janet, die ihren Kopf immer wieder gegen das Kopfteil ihres Bettes schlägt. In all dem Chaos war das Mädchen dennoch sehr darauf fokussiert, sich nicht zufällig zu entblößen – sie hielt stets ihr Nachthemd fest. Auch Margaret wurde erneut aus dem Bett geworfen.

Am 26. November kam es zu einem erneuten Ausflippen Janets; schließlich bekam sie von einem herbeigerufenen Arzt Valium. An diesem Tag entstand das „Radio-Bild“: Janet wurde schlafend auf einem alten Röhrenradio aufgefunden [5]; es gibt von diesem Tag keine Tonbandaufnahme.

Nachdem Janet am 28. November erneut neben den inzwischen üblichen Objektbewegungen in einen psychischen Ausnahmezustand geriet und dazu noch anfing zu fluchen, kam sie ins Krankenhaus und erhielt Ativan. Dennoch fiel sie weiterhin in Trancezustände. Es kamen die Medien Luiz und Elsie Gasparetto aus Brasilien zu Besuch.

Obwohl verschiedentlich erwähnt wird, dass die unerklärliche Beherrschung von Fremdsprachen, wie sie auch in Fällen vermeintlicher Besessenheit auftreten soll, keine Rolle spielte in Enfield, war es während des Besuchs der brasilianischen Medien laut Guy Playfair so, dass Janet unvermittelt anfing auf Portugiesisch nach ihrer Mutter zu rufen und dabei das Wort („mamae“) auch phonetisch richtig aussprach (mit Betonung auf der zweiten Silbe).Die beiden Medien gaben anschließend an, dass sich verschiedene Entitäten in dem Haus aufhielten und Janet ein extrem starkes Medium sei, das entsprechend gefördert werden müsse.

Am 30. November zeichnete Janet in einer laut Playfair „relativ gewaltlosen Trance“ eine Frau, der Blut aus dem Hals quoll und schrieb den Namen „WILKINS“ dazu. Playfair schloss daraus, dass eine der Vorbesitzer des Hauses eine Mrs. Wilkins war, die 12 Jahre zuvor an Rachenkrebs starb.

Irgendwann Anfang Dezember flog Playfairs Notizbuch vor seinen Augen durch die Gegend, was auf dem Audioband hörbar ist. Janet wurde wieder ausfallend und Margaret aus dem Bett geworfen. Zudem redete Margaret im Schlaf und sagte mit monotoner Stimme: „Wilkins starb auf Stuhl unten“. Es wurde durch die anwesenden Ermittler automatisches Schreiben versucht, bei dem Janet von einem Geist im Schlafzimmer schrieb, der 1952 verstorben sei sowie von einem Transistorenradio, das im Garten vergraben sei.

Während des Besuchs von David Robertson und Hugh Pincott am 5. Dezember, beides Mitglieder der SPR, fielen weniger paranormale Phänomene als nicht vielmehr blödsinntreibende Kinder auf. Der 6. Dezember brachte einen erneuten Gewaltausbruch seitens Janet mit sich.

Am 10. Dezember trat erstmals „die Stimme“ in Erscheinung: Es wurde eine dunkle Stimme in Janets Nähe gehört und Janet bellte wie ein Hund. Dazu kam Pfeifen. Ziemlich schnell gibt sich „die Stimme“ als Bill Wilkinson aus und die Themen wurden sehr spezifisch – neben dem ständigen ausfallenden Fluchen fragte „die Stimme“ vor allem nach sexuellen Erklärungen und stellte Fragen über die weibliche Menstruation. Auf einem Band singen alle Anwesenden mit „der Stimme“; Versuche, Janet und „die Stimme“ gleichzeitig reden bzw. singen zu lassen blieben erfolglos.

Am 20. Dezember gab „die Stimme“ in einer Konversation mit Maurice Grosses Sohn Richard weitere Einzelheiten über Bill Wilkinson preis; so sei er hier im Haus verstorben. Zunächst sei er erblindet und habe dann Hirnbluten bekommen. Während der erneuten Anwesenheit von David Robertson und Hugh Pincott gab sich „die Stimme“ zunächst als „Joe Shifton“ aus, bevor sie dann wieder zu „Bill“ wechselte und erneut einen deutlichen Schwerpunkt auf sexuelle Themen zeigte. Die Angaben zu Bills eigener Geschichte sind zudem widersprüchlich; so hießen die angeblichen drei Töchter von Sitzung zu Sitzung unterschiedlich.

In der Folgezeit kam es zu erneuten Technikausfällen. Grosse und Playfair verbanden Janet den Mund mit Klebeband, nachdem sie sie angewiesen hatten, Wasser im Mund zu behalten. Nach einigen Fehlversuchen ertönte „die Stimme“ wieder, allerdings musste sie dazu etwas von dem Wasser ausspucken oder schlucken [6]. Wenn sie ihre Zahnspange trug, schien „die Stimme“ nicht zu funktionieren. Wie bereits erwähnt, waren Fremdsprachenkenntnisse praktisch nicht vorhanden; ein einziges Mal stimmte „die Stimme“ ein italienisches Lied an, das aber war ein bekanntes Kinderlied und eine Freundin von Janet hatte es auf einer Langspielplatte. Auch wenn angeblich mehrere Entitäten sich „die Stimme“ zu Nutze machten, klang „die Stimme“ immer sehr ähnlich. Es gelang nie, Janet gemeinsam mit „der Stimme“ sprechen zu hören.

Am 17. Dezember fand die Nachbarin Peggy Nottingham in ihrem Schlafzimmer ein Buch von Janet. Zuvor hatte Janet behauptet, sie sei in Peggys Schlafzimmer teleportiert worden. Bei einem Besuch von Matthew Manning [7] gab sich „die Stimme“ sehr zurückhaltend und Manning verließ Enfield wenig beeindruckt.

Am 18. Dezember initiierte Grosse einen Versuch in dessen Verlauf Janet einen Löffel nur mit mentalen Kräften einen Löffel biegen sollte. Doch das funktionierte nur, wenn Grosse nicht anwesend war oder nicht hinschaute. Mrs. Hodgson hingegen behauptete, das Biegen des Löffels ohne Janets Zutun beobachtet zu haben.

Der Skeptiker, Magier und Bauchredner Milbourne Christopher war einen Tag später zu Besuch. Er berichtete zum einen, dass es sich bei „der Stimme“ um eine akustische Anomalie handele, die mit Bauchrednerkunst erklärbar wäre. Zudem erwischte er Janet auf der Treppe und war überzeugt, sie unmittelbar vor einem Betrug ertappt zu haben. Er wies auch darauf hin, dass Janet meist die Hand vor den Mund hielte oder den Kopf abwandte, wenn „die Stimme“ ertönte. Dieses Mal nannte „die Stimme“ gleich vier unterschiedliche Namen als Identität, davon den einer Person, die noch lebte.

Verstörend waren auch die „Vorhang-Vorfälle“. Dabei sollen die Vorhänge im Kinderschlafzimmer mehrfach versucht haben, Janet zu erwürgen. Dabei seien allerdings Janets Hände mehrfach zu sehen gewesen und insbesondere Grosse soll deutlich mehr beeindruckt gewesen sein von parallel stattfindenden Objektbewegungen im Schlafzimmer, die laut seiner Aussage keinesfalls durch Janet hätten ausgelöst werden können. Die in unterschiedlichen Publikationen und Artikeln erwähnten Videoaufnahmen, die zu diesem Zeitpunkt bereits gemacht worden sein sollen, sind nie veröffentlicht worden [8].

Im Januar 1978 setzten sich Phänomene sich fort. Mrs. Hodgson berichtete von Objektbewegungen. Margaret entwickelte eine eigene „Stimme“, die von sich in Anspruch nahm, ein 5-jähriger Junge zu sein, der 1812 verstarb. Mrs. Hodgson gab auch an, dass Janet ständig von einem Messer verfolgt werde. Die Vorhänge wurden entfernt, dabei seien die Poster von den Wänden im Mädchenschlafzimmer gefallen und die Bettwäsche habe sich selbständig bewegt.

Am 8. Januar, beim erneuten Besuch zweier SPR-Angehöriger, versucht nun Billy eine eigene „Stimme“ zu etablieren. Immer öfter kommt der Verdacht des Betrugs auf, zudem insbesondere SPR-Mitglieder bei ihren Besuchen meist keine paranormalen Vorkommnisse erlebten. Diese setzten in schöner Regelmäßigkeit immer dann ein, wenn die Besucher wieder abgereist sind. „Die Stimmen“ intonierten jetzt bekannte Popsongs.

Am 14. Januar berichtet Mrs. Hodgson, dass sie die Erscheinung eines „halben“ Mannes gesehen habe. Im Badezimmer erschienen zwei Botschaften: „Shit“ und „I am Fred“. Außerdem kam es zu weiteren Objektbewegungen und Grosse sowie John Burcombe bestätigten, dass es beim Ertönen „der Stimme“ keine Lippenbewegungen bei Janet gegeben habe.

Licht ins Dunkel der Geschichte brachte der 16. Januar, als John Burcombe berichtet, er habe erfahren, dass es sich bei Bill Wilkinson um einen ruhigen Mann gehandelt habe, der nie fluchte – ganz im Gegensatz zu „der Stimme“. Mrs. Hodgson gab an, dass die Kinder nicht für alle Geschehnisse im Haus verantwortlich sein könnten.

Der Besuch des amerikanischen Forschers Charles Moses am 24. Januar endete mit dessen Feststellung, dass es PK-Phänomene zweifellos gäbe, aber zeitgleich auch Betrug stattfände. Davon unbeeindruckt, etablieren „die Stimmen“ neue Namen. Dazu kamen weitere Wasserpfützen im Bad und mit Toilettenpapier an die Wände geschmierte Exkremente.

Der Februar brachte weitere Objektbewegungen mit sich. Angebliche EVP-Aufnahmen können aufgrund der Kondition der Bänder nicht bestätigt werden, sollten laut Grosse aber stattgefunden haben. Am 8. Februar kam der schottische TV-Produzent David Martin zu Besuch und erfuhr von Mrs. Hodgson von den Möbeln mit der mörderischen Vergangenheit. Zudem erzählte Mrs. Hodgson, dass es auch zu Aktivitäten gekommen sei, wenn die Mädchen nicht im Haus waren. Es habe Apporte gegeben und auch „woanders“ seien paranormale Phänomene aufgetreten. Martin konnte keine Phänomene aufzeichnen, mit Ausnahme von einigen Sequenzen „der Stimmen“.

Am Tag darauf wurden in der Küche eine schwelende Streichholzschachtel und auf dem Badezimmerboden extrem stinkender Urin gefunden. Wiederum einen Tag später, am 10. Februar, kam es erstmals zum Ausbruch von Feuer, dazu weitere Objektbewegungen. Billys „Stimme“ gab sich als „Dirty Dick“ zu erkennen, eine sehr unflätige Verballhornung des männlichen Geschlechtsteils.

Der Besuch weiterer SPR-Mitglieder ging wieder ohne Phänomene vorbei, obwohl „die Stimmen“ sich in der Nacht wieder meldeten und es zu Klopfgeräuschen kam. Das unangekündigte Erscheinen von Bryan Zimmer, Graham Morris (Daily Mirror), Bauchredner Ray Alan und TV-Kritiker Clifford Davis sorgte für einigen Aufruhr, als die Echtheit der Phänomene offen bezweifelt wurde. Sie hinterließen eine aufgewühlte Familie und weinende Kinder. Gegenüber Playfair kam es seitens der Kinder zu dem Geständnis, dass sie die Phänomene teilweise gefakt haben. Playfair vermutete ein tiefersitzendes Problem: Seiner Meinung nach ist Janet vielleicht von ihrem Vater, der mit 15 Jahren des Kindesmissbrauchs angeklagt gewesen sei, missbraucht worden. Janet gab ihm gegenüber an, sie wolle mit Mrs. Nottingham über ihr „Problem“ reden; es ist unklar, ob dieses Gespräch stattgefunden hat.

Im März 1978 starten die Audiobänder mit der Aufnahme eines Gesprächs zwischen Hans Bender [9] und Guy Playfair. Bender gab an, dass er die Phänomene interessant fände, von „den Stimmen“ war er aber nicht beeindruckt. Er betonte die Wichtigkeit von Videoaufnahmen. Es folgten eine zehntägige Abwesenheit von Maurice Grosse und Guy Plaiyfair, in der keine Aufnahmen stattfanden. Die Phänomene sollen sich fortgesetzt haben, mit Klopfgeräuschen, Objektbewegungen, Exkrementen im Flur und geschriebenen Botschaften. John Burcombe sagte aus, dass Janet ihn oben von der Treppe aus ausgelacht habe, obwohl sie sich tatsächlich unten befand.

Eine Frau namens Hazel Short gab an, dass sie am 17. Dezember 1977 beim zufälligen Vorübergehen ein rotes Kissen auf dem Dach des Hauses bemerkt habe. Außerdem seien Bücher von innen gegen das Schlafzimmerfenster geflogen und sie habe gemeinsam mit ihrem Freund gesehen, wie Janet in horizontaler Position auf und ab geschwebt sei. Ein lokaler Händler gab in einem Interview mit Grosse im Folgemonat an, er habe um den 15. Dezember herum ebenfalls ein rotes Kissen auf dem Dach des Hauses bemerkt und berichtete außerdem von lauten Geräuschen aus dem Schlafzimmer und Gegenständen, die im Kreis umhergeflogen seien. Auch habe er gesehen, wie Janet in horizontaler Position geschwebt und ihr Arm dabei zweimal heftig gegen das Fenster geschlagen sei, was ihn nachhaltig verstört habe. Der Einblick in das Schlafzimmer sei möglich gewesen, weil der eine Vorhang halb und der andere ganz zurückgezogen worden sei. Diese Vorhänge seien außerdem, als die Objekte anfingen zu fliegen, in das Zimmer hineingeweht, obwohl das Fenster geschlossen war [10].

Am 9. April 1978 erwähnte Mrs. Hodgson, dass einer ihrer Brüder im Alter von 5 Jahren gestorben sei. Dem Voraus ging die Erscheinung eines Kindes, die sie gesehen haben will. Es kam zu weiteren Schattensichtungen und Erscheinungen, Apporten, „Stimmen“. Grosse erlebte Zuhause bei sich, dass in seinem abgeschlossenes Auto vor dem Haus der Motor lief. Beim Besuch des japanischen Professors Miura erzählte Grosse diesem, dass er Psychologen nicht sonderlich respektiere und glaube, dass die Kinder von einer „äußeren Macht“ beeinflusst werden würden. Über dieses Gespräch gibt es keine Audioaufnahme, da sie im Auto des Professors stattfand. Janet berichtete von der Erscheinung eines Mannes, der ihr Angst gemacht hätte; Margaret bestätigte dies.

Im Mai kam es zu weiteren Vorfällen mit Urin und Exkrementen; Mrs. Hodgson gab nun an, dass sie glaube, dass ihr Ex-Mann dafür verantwortlich sei. Es ist völlig unklar, wie sie auf diesen Schluss kam und ob und wann Mr. Hodgson zur Ausführung hätte schreiten können. Das Urin wurde auf Anweisung von Grosse durch John Burcombe in dem Krankenhaus, in dem er arbeitete, untersucht – es stellt sich heraus, dass es sich um Katzenurin handelte. Auch hier fehlt jede weitere Information, z.B., ob diesem Verdacht in irgendeiner Weise nachgegangen worden ist. Auch stellt sich die Frage, warum nicht der Stuhl (der ungewöhnlich schwarz erscheint) ebenfalls untersucht wurde. Es traten außerdem weitere Feuer in der Küche auf sowie Erscheinungen von Händen.

Im weiteren Verlauf des Monats sah Janet eine weitere Erscheinung eines Mannes und gab an, levitiert zu sein. Es kam zu Steinwürfen auf Nachbarhäuser; diese Nachbarn hielten die Kinder für verantwortlich. Ende des Monats gab Mrs. Hodgson an, dass neben Janet auch Billy und Johnny levitiert seien.

Im Juni 1978 berichtete Mrs. Hodgson davon, dass ihr Bett angehoben worden sei und es gab Kratzgeräusche und Objektbewegungen. Neu war auch, dass Mrs. Hodgson jetzt glaubte, dass Janet, vielleicht unbewusst, verantwortlich für die Phänomene sein könnte. Grosse dachte eher an eine gespaltene Persönlichkeit; auch wurde die Schuldfrage von Mr. Hodgson nochmals zum Thema. Am 16. Juni traten die amerikanischen selbsternannten „Dämonenjäger“ Ed und Lorraine Warren erstmals in Erscheinung [11]. Sie interviewten John Burcombe, Grosse und Mrs. Hodgson; da parallel auch noch ein Interview mit ihnen in einer Liveshow lief, kam es zu einiger Verwirrung. Die Rede war von „verschiedenen Dimensionen“ und Grosse merkte an, er glaube, dass die Aktivität von Menschen ausgehen könnte, schloss aber auch eine Beteiligung Verstorbener nicht aus.

Im Juli setzen sich die Phänomene fort. Von August bis Mitte September befand sich Janet im Maudsley Hospital; in dieser Zeit kam es zu einer deutlichen Abschwächung der Phänomene [12]. Als Janet Mitte September 1978 wieder nach Hause kam, nahmen auch die Aktivitäten wieder Fahrt auf, darunter Klopfgeräusche, die von Margaret gesehene Erscheinung eines „großen, fetten Mannes“ und es wurden wieder Exkremente und Wasserpfützen gefunden.

Im Oktober 1978 ließen die Phänomene nach. Ein weiteres Medium, das zu Besuch kam, behauptete, die Phänomene seien durch Maurice Grosses verstorbene Tochter Janet verursacht worden, die in Enfield spuke. Playfair war wenig angetan, doch Grosse zeigte sich beeindruckt.

Damit enden die Aufnahmen zunächst. Dennoch soll Grosse noch weitere Male nach Enfield gekommen sein und tatsächlich gibt es von ihm auch weitere Aufnahmen, allerdings ohne Datum. Sie beginnen angeblich im April 1979 und lassen vermuten, dass sich die Phänomene weiter fortsetzten, wenn auch in verminderter Form. So sei Grosse selbst beworfen worden [13].

Am 14. August 1979 berichtete John Burcombe, dass die Warrens erneut aufgetaucht seien, wieder ohne Anmeldung. Sie hätten viele Fotos gemacht und die Mädchen zum Essen eingeladen (die Jungs wurden ausgeschlossen). Die Gespräche drehten sich darum, viel Geld aus dem Fall zu machen. Dabei machten die Warrens laut Mrs. Hodgson Stimmung gegen Grosse und Playfair und versuchten, die Phänomene zu provozieren. Im Anschluss an ihren Besuch sei es tatsächlich zu einer erneuten Steigerung der Aktivitäten gekommen.

Vom 12. Oktober 1981 stammt ein aufgezeichnetes Interview, das Grosse mit Charles Kennedy geführt hat, der ein Bekannter von Bill Witkins war. Kennedy beschrieb ihn als respektierten und großzügigen Mann, der niemals geflucht habe. Die anderen, von „der Stimme“ genannten Namen sagten ihm nichts. Konträr dazu habe er „die Stimme“ aber damit kommentiert, dass es sich charakterlich um Bill gehandelt haben könnte [14]. Der Sohn von Bill Witkins, Terry Witkins, stritt allerdings in einem Interview von 1997 ab, dass die Stimme nach seinem Vater klang. Zudem stimmten die von „der Stimme“ genannten Todesdaten nicht und sein Vater hatte auch keinen Infarkt; er sei allerdings vor seinem Tod erblindet. Es sei aber noch ein weiterer Mann in dem Haus gestorben (Grosse fragt offenbar nicht nach). Terry gibt außerdem an, „die Stimme“ würde sich für ihn eher nach einem Kind anhören.

Dieses Interview markiert das endgültige Ende aller Tonbandaufnahmen von Maurice Grosse.

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5. Nachspiel

Am 25. Mai 1978 wurde von der SPR ein Komitee gegründet, dass alle verfügbaren Informationen zum Enfield Poltergeist sammeln und Ergebnisse abgleichen sollte. Das aus J. W. Stiles, Miss M.R. Barrington, Dr. P. Hallson und Dr. H. Pincott bestehende Komitee traf sich insgesamt 14 Mal und entwarf einen Fragebogen, der an 30 Augenzeugen verschickt wurde, von denen 20 antworteten [15]. Dazu gehörte auch der Bericht von Guy Playfair.

Allerdings gab das Komitee dann auch an, dass man nicht alles fotografische Material gesichtet und auch die Audioaufnahmen bis auf wenige Ausnahmen nicht untersucht habe. Dennoch stellen die Zeugenaussagen, darunter die der Polizistin WPC Carolyn Heeps, die als erste außenstehende Person die Phänomene selbst erlebte, ein wichtiges Zeugnis dar.

Insbesondere die Berichte von Persönlichkeiten wie Tony Cornell, Alan Gauld oder Bernard Carr zeigen aber auch, dass eine (betrügerische) Beteiligung durch Janet – mindestens im weiteren Verlauf des Falles – als sehr wahrscheinlich angesehen wurde. John Stiles und Mary Rose Barrington schlossen sich dieser Meinung an, Lawrence Berger und Professor John Hasted beobachteten wie Grosse und Playfair echte paranormale Phänomene, schlossen aber einen teilweisen Betrug ebenfalls nicht aus.

Maurice Gross hielt bis zu seinem Tod 2006 an der Echtheit der Phänomene und Janet als „Epizentrum“ fest. Er äußerte sich negativ gegenüber skeptischen Wissenschaftlern [16] und war auch bei folgenden Fällen leidenschaftlicher Vertreter der Echtheit paranormaler Phänomene.

Dr. Melvyn Willin hat für The Enfield Poltergeist Tapes nochmals Kontakt zu den lebenden Augenzeugen aufgenommen. Leider waren ihm die Adressen wichtiger Zeugen (darunter die Burcombe-Familie und Billy und Margaret Hodgson) nicht bekannt; weitere Schlüsselfiguren waren inzwischen verstorben, so Maurice Grosse und Alan Playfair, Johnny Hodgson [17] und Mrs. Hodgson. Von der Nottingham-Familie, Hazel Short und Janet erhielt er keine Antwort.

Bernard Carr bekräftigte nochmals die Hinweise auf eine betrügerische Beteilung der Kinder, vertritt aber auch die Meinung, dass (vor allem in der Anfangszeit) die Phänomene mindestens teilweise echt waren [18]. Hugh Pincott berichtete von mehreren unerklärlichen Ereignissen, denen er persönlich beigewohnt habe. Er gab an, dass die Phänomene vermutlich im Dezember ihren Zenit erreichten und insbesondere in der Zeit danach die Kinder teilweise ganz offen fakten [19]. Alan Gauld erinnerte sich an seinen Besuch gemeinsam mit Tony Cornell und daran, dass die Kinder mehrfach ermahnt werden mussten, weil sie zu sehr aufdrehten und dass Grosse und Playfair teilweise sehr willig und unkritisch die angebliche Echtheit der Phänomene annahmen. Er kritisierte außerdem, dass es für viele der vermeintlich paranormalen Vorgänge keine anderen Zeugen als die Familie gebe und der Nachweis fehle, wie betrügerische Aktionen ausgeschlossen worden seien. Er vermisse zudem generell eine wissenschaftliche Vorgehensweise, insbesondere was technische Daten und verbürgte Zeugenaussagen angeht.

David Robertson berichtet von mehreren paranormalen Vorgängen, deren Zeuge er gewesen sei. So habe ihn Maurice Grosse einmal gebeten, die Schlafzimmer zu checken als alle anderen im unteren Bereich des Hauses waren. Robertson begann mit dem hinteren Schlafzimmer und, kaum hatte er das vordere Schlafzimmer erreicht, als im hinteren Schlafzimmer sämtliche Schubladen quer durch den Raum flogen. Er habe auch ein Regal umfallen sehen, als Janet nicht in dessen Nähe gewesen sei oder Kerzenständer, die sich selbständig über ein Regal bewegten. Einmal habe zudem etwas Unsichtbares an seinen Haaren gezogen. „Die Stimme“ habe er auch dann aufzeichnen können, wenn Janets Mund verklebt und sie zudem Wasser im Mundraum gehabt habe. Auch der Fotograf Graham Morris blieb bei seiner Aussage, dass eine unbekannte Kraft am Werk gewesen sei, als er die Fotos von der levitierenden Janet aufnahm. Er ist außerdem die einzige Person, die behauptete, dass es auch in Janets Schule und diversen Geschäften zu paranormalen Phänomenen gekommen sein soll, so in Janets Klassenzimmer, als Bücher selbständig umhergeflogen sind.

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6. Situation heute

Wann die Phänomene endeten, ist nicht belegt. Auch wenn die Dauer oft mit 18 Monaten angegeben wird, kam es scheinbar auch später noch zu vereinzelten paranormalen Aktivitäten. 1979 sollen die Phänomene ebenso wie das öffentliche Interesse daran abgeebbt sein. Janet gab 2012 an, „2%“ der Phänomene gefakt zu haben [20]. Sowohl sie als auch ihre Schwester Margaret weichen bis heute nicht von den damals berichteten Ereignissen ab.

Janet, die heute wie ihr Bruder Billy in Clacton-on-Sea in Essex lebt, war zweimal verheiratet. Von ihren vier Söhnen verstarb einer bereits. Mrs. Hodgson lebte bis zu ihrem Tod 2003 in dem Haus in Enfield – und laut Margaret Hodgson hat sie immer wieder paranormale Aktivitäten erlebt, darunter Klopfgeräusche und Objektbewegungen [21].

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7. Abschließende Betrachtung

Nahezu alle in Enfield berichteten Phänomene finden sich auch bei anderen klassischen Poltergeistfällen [22], wobei nicht immer alle Phänomene auch vertreten sind. Viele Fälle beginnen mit unerklärlichem Steinwurf [23] und/oder Klopf-/Schlag-/Kratzgeräuschen, teilweise zeitgleich mit Objektbewegungen (zunächst meist kleinere Gegenstände). Die Objektbewegungen beschränken sich nicht immer nur auf Umwerfen oder Werfen, sondern lassen manchmal eine schon zwanghaft anmutende Ordnungsliebe erkennen, wenn zum Beispiel Gegenstände gestapelt oder in einer Linie aufgestellt werden. Besonders fragile Objekte bleiben teilweise selbst bei weiten Entfernungen unbeschädigt, wohingegen stabile Gegenstände brechen oder sich verformen. Der Flugweg der Objekte widerspricht oft den Gesetzen der Physik; es wird sowohl von „blitzschnellen“ Objekten berichtet als auch von „sehr langsamen“. In den allermeisten Fällen wird das Objekt erst beim Aufprall bemerkt, seltener im Flug und fast nie zu Beginn der Bewegung. In einigen Fällen wird von einer extremen Hitze der gerade geworfenen Objekte (auch bei Steinen) berichtet. Manchmal erscheinen Objekte auf halber Strecke aus dem Nichts. Dies wird auch häufiger bei Stein- oder Regenfall innerhalb des Hauses berichtet. Das wiederholte Erscheinen von Pfützen gehört ebenfalls zu klassischen Merkmalen; diese Pfützen haben in Einzelfällen besondere Konturen. Vereinzelt handelt es sich um Urin oder Blut. Auch Apporte, Erscheinungen und vereinzelt Levitation werden im Zusammenhang mit Poltergeist-Fällen berichtet. Ein harmlos beginnender Verlauf kann sich steigern zu zerstörerischen Phänomenen, die in manchen Fällen auch die mögliche Fokusperson verletzen. Ebenso werden Trancezustände berichtet und es gibt Fälle, in denen die Phänomene den Ermittlern oder anderen Beteiligten (in schwacher Ausprägung und meist nur sehr begrenzt) nach Hause folgten. Fast immer verfolgen die Phänomene die vermutliche Fokusperson und treten auch nach Umzug, am Arbeitsplatz oder in der Schule auf.

Im Fall von Enfield stand die vermutliche Fokusperson Janet unter großem psychischem Druck aufgrund eines Schulwechsels. Dazu kamen familiäre Belastungen und eine gewisse psychische genetische Instabilität (Vater und mindestens ein Geschwisterteil psychisch auffällig). Sehr häufig scheint dies ein Ausgangspunkt für mögliche Poltergeist-Aktivitäten zu sein. Trauma, plötzliche Einschnitte in die Lebensumstände oder -qualität und mögliche körperliche Veränderungen (z.B. Pubertät) stehen bei vielen der bekannten Poltergeist-Ausbrüchen im Vordergrund. In diesem speziellen Fall erfuhren die Kinder und deren Mutter [24] eine zuvor in dieser Intensität vermutlich nicht erlebte Aufmerksamkeit. Es ist eine auch bei anderen Poltergeist-Fällen beobachtete Tatsache, dass insbesondere bei Nachlassen, nicht erwünschter Häufigkeit oder Intensität der Phänomene „nachgeholfen“ wird, um den Grad der Aufmerksamkeit zu erhalten, aber auch um nicht als Lügner dargestellt zu werden.

Von 500 untersuchten Fällen durch Alan Gauld und A.D. Cornell [25] wurde in 41 Fällen (8%) Betrug nachgewiesen. Auch in Enfield deutet alles darauf hin, dass Janet und ihre Geschwister im Verlauf des Falles einen Teil der berichteten Phänomene gefakt haben [26]. Die Behauptung, dass alles gefakt war [27], ist allerdings schwer aufrechtzuerhalten. Dazu gibt es zu viele Zeugen der Ereignisse [28], die wohl kaum generalisiert als „unzuverlässig“ bezeichnet werden können. Unterschätzt wird bei solchen Behauptungen auch die Wirkung bzw. Auswirkung solcher Ereignisse und der eigenen Beteiligung als Augenzeuge oder gar Hauptperson. In nahezu allen publik gewordenen Fällen kam es zu erheblichen sozialen Beeinträchtigungen, Beschimpfungen und Verunglimpfungen. Nicht selten mussten Betroffene komplett untertauchen, verloren Arbeit und zuhause.

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8. Quellen und Anmerkungen
[1] SPR = Society of Psychical Research, 1882 in London gegründet und erste Einrichtung zur Erforschung paranormaler Phänomene (Home | spr.ac.uk).

[2] Maurice Grosses Tochter hieß ebenfalls Janet.

[3] Zu sehen z.B. wenn man in Google „Enfield Poltergeist Janet“ eingibt oder auch in diesem Artikel: https://www.thesun.co.uk/news/20238492/enfield-ghost-haunting-poltergeist-conjuring/ oder unter https://www.facebook.com/theenfieldpoltergeist.

[4] Strudwick, Matt (2023): New twist in ‘Enfield Poltergeist’ case as photographer who took infamous ‘levitating girl’ image DENIES saying she ‘just jumped’ – and insists four decades on he absolutely believes ‘she had some sort of force’. Online verfügbar unter: https://www.dailymail.co.uk/news/article-12663533/New-twist-Enfield-Poltergeist-case-photographer-took-infamous-levitating-girl-image-DENIES-saying-just-jumped-insists-four-decades-absolutely-believes-sort-force.html. Zuletzt geprüft am 23.02.2024.

[5] Adjei-Darko, Kevin (2022): Fright Night. I photographed terrifying Enfield Haunting – I thought Halloween ghost stories were nonsense until chilling moment. Online verfügbar unter: https://www.thesun.co.uk/news/20238492/enfield-ghost-haunting-poltergeist-conjuring/. Zuletzt geprüft am 23.02.2024.

[6] Bei den späteren Zeugenbefragungen durch Dr. Melvyn Willin für The Enfield Poltergeist Tapes hingegen wurde von einem Augenzeugen angegeben, dass Janet trotz Tee im Mund (den sie nachher ausspuckte) „die Stimme“ produzieren konnte.

[7] Manning erlebte selbst PK-Phänomene und es gelang ihm angeblich, diese zu steuern.

[8] Willin, Melvyn J. (2019): The Enfield Poltergeist Tapes: One of the most disturbing cases in history. What really happend? S. 29. Mumbai: White Crow Books. In verschiedenen Skripts waren sie als „inkonsequent“ bezeichnet worden.

[9] Gründer des IGPP und seinerzeit berühmtester Parapsychologe in Deutschland.

[10] Interessant wäre hier zu wissen, ob er von der Aussage Hazel Shorts gewusst hat, da beide von einem roten Kissen auf dem Dach des Hauses berichten, das eine signifikante Rolle bei den Aktivitäten zu spielen scheint – es erscheint bei Auftreten der Phänomene und verschwindet dann wieder. Messungen von Grosse und Playfair ergaben, dass Janet über 70 cm hoch hätte springen müssen, um das Vorkommnis zu faken. Playfair konnte weder das, noch das Kissen auf dem Dach bei seinen Selbstversuchen darstellen.

[11] The Conjuring II beruht auf diesem Besuch und einem weiteren am 14. August 1979.

[12] Willin, Melvyn J. (2019): The Enfield Poltergeist Tapes: One of the most disturbing cases in history. What really happend? S. 55. Mumbai: White Crow Books. Sie verschwinden aber nicht vollständig; Mrs Hodgson  und John Burcombe berichten von einem Sideboard, das umfiel während sich alle in der Küche befanden und dass Mrs Hodgson gestoßen worden sei. Margaret will auch Aktivitäten in der Küche beobachtet haben und wurde auf den Kopf geschlagen und Johnny gab an, sich nicht wohl zu fühlen.

[13] Willin, Melvyn J. (2019): The Enfield Poltergeist Tapes: One of the most disturbing cases in history. What really happend? S. 57. Mumbai: White Crow Books.

[14] Ebd., S. 60.

[15] Ebd., S. 63 ff.

[16] Ebd., S. 98.

[17] Er starb Anfang 1981 an einer Krebserkrankung.

[18] Willin, Melvyn J. (2019): The Enfield Poltergeist Tapes: One of the most disturbing cases in history. What really happend? S. 118 ff. Mumbai: White Crow Books.

[19] Ebd., S. 120 ff.

[20] O’Neill, Marnie (2016): Margaret and Janet Hodgson return to London ‘poltergeist’ house after 40 years. Online verfügbar unter: https://www.news.com.au/entertainment/movies/new-movies/margaret-and-janet-hodgson-return-to-london-poltergeist-house-after-40-years/news-story/745ac33467c1ac744272740ce9f47166. Zuletzt geprüft am 23.02.2024.

[21] Davies, Barbara (2023): Enfield Poltergeist child reveals her terrifying ordeal as she insists nothing was imagined and even when she returned to the house last year the lights started turning on and off. Online verfügbar unter: https://www.dailymail.co.uk/news/article-12686497/Enfield-Poltergeist-child-TERRIFYING-ordeal-haunted-house.html. Zuletzt geprüft am 23.02.2024.

[22] Cornell, A. D.; Gauld, Alan (2018): Poltergeists. Mumbai: White Crow Books. / Spencer, Anne; Spencer, John (1996): The Poltergeist Phenomenon. An Investigation Into Psychic Disturbance. London: Headline Book Publishing. / Ashford, Jenny (2017): The Unseen Hand. A New Exploration of Poltergeist Phenomena. O.O.: Bleed Red Books.

[23] z.B. bei folgenden Poltergeist-Fällen: Gerstmann (1713), Eleonora Zugun (1925), Töttelstedt (1581): Dreck-/Kalkklumpen, Hauenstein (1948), Joller (1860)

[24] Sie lebte nach der Trennung von ihrem Mann mit vier Kindern alleine und in sehr ärmlichen Verhältnissen.

[25] Cornell, A. D.; Gauld, Alan (2018): Poltergeists. Mumbai: White Crow Books.

[26] Hierzu dürfte auch zumindest in weiten Teilen „die Stimme“ zählen, die auffallend viele Fragen stellte, die Kinder/Teenager beschäftigen und letztlich eine Imitation bei allen Kindern auslöste.

[27] Wikipedia (2024): Enfield poltergeist. Online verfügbar unter: https://en.wikipedia.org/wiki/Enfield_poltergeist. Zuletzt geprüft am 23.02.2024.

[28] Eine genaue Auflistung aller Zeugen in: Willin, Melvyn J. (2019): The Enfield Poltergeist Tapes: One of the most disturbing cases in history. What really happend? S. 156 ff. Mumbai: White Crow Books.