Jim Carpenter ist klinischer Psychologe und experimenteller Parapsychologe aus Chapel Hill, North Carolina.
Die First Sight Theory ist eines der Modelle, wie Psi funktionieren könnte. Kurz zusammengefasst, besagt dieses Modell, dass jede Person und auch jeder lebendige Organismus in einem ständigen, aktiven Austausch mit einer erweiterten Realität stehen, die sich über physische und wahrnehmbare Grenzen hinwegsetzt. Dieses Engagement wird durch uns unbewusst in jedem Augenblick als Teil des ganzheitlichen Konstruktionsprozesses eingesetzt, der für alle Erfahrungen und alle Handlungen verantwortlich ist. Weiter ist bekannt, dass auch andere implizite Prozesse wie die unterschwellige Wahrnehmung und das prozedurale Gedächtnis zur Entstehung von Erfahrung und Verhalten beitragen. Von Psi-Prozessen wird angenommen, dass sie ähnlich funktionieren. Da diese Prozesse bereits stattfinden, bevor sie tatsächlich die Sinneswahrnehmung erreichen, bezeichnet Carpenter sie als „first sight“, also „erstes Sehen“.
Grundlage des Modells:
- Es liegt in der grundlegenden Natur eines Organismus, dass er aktiv, kontinuierlich und unbewusst an einem erweiterten Universum von Bedeutungen teilnimmt. Dieses Universum der Teilnahme ist zeitlich und räumlich viel umfangreicher als die unmittelbare Umgebung des Organismus.
- Alle Erfahrungen und jedes Verhalten beruhen kontinuierlich auf unbewussten psychologischen Prozessen. Diese Prozesse werden dann gezielt durch unterschiedliche Informationsquellen, darunter auch Psi-Information, ausgeführt.
Daraus ergibt sich:
- Psi ist nicht ungewöhnlich oder nicht normal, sondern charakteristisch für alle lebenden Organismen.
- Psi ist nicht selten, sondern ein kontinuierlicher Bestandteil eines jeden Organismus.
- Psi ist nicht launisch oder nicht wiederholbar; es beruht innerhalb seiner Funktion auf festen Gesetzen und ist mit den richtigen Methoden ziemlich zugänglich.
- Psi ist keine Fähigkeit, sondern vielmehr ein aktiver Aspekt unseres Umgangs mit der Realität.
Psi ist also ständig und überall, eine unbewusste, aber alltägliche Komponente unseres Lebens. Vergleichbar mit allen anderen außersinnlich gewonnenen Informationen, die wir wahrnehmen, verarbeiten, danach handeln – aber uns dessen nicht bewusst sind.
Carpenter belegt anhand zahlreicher Studien, dass Befunde aus Psi-Studien und Befunde aus der Forschung zu subliminalen (unterschwelligen) Reizen interessante Parallelen aufweisen.
Quellen
Carpenter, Jim (2010): First Sight: A Model and a Theory of PSI. In: Mindfield. Bulletin of the Parapsychological Association. 2 (3). S. 1 – 3. Online verfügbar unter:https://carpenterpsychology.com/about/documents/FirstSightformindfield.pdf oder unter https://www.magcloud.com/browse/issue/882511?__r=207285. Zuletzt geprüft am 15.01.2025.
Parapsychological Association (2023): First Sight: A Psychological Theory of Psi. Online verfügbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=wiCyjr_kWgA. Zuletzt geprüft am 15.01.2025.
Mayer, Gerhard (2013): Jim C. Carpenter. First Sight. ESP and Parapsychology in Everyday Life. Review. In: Zeitschrift für Anomalistik. 13 (1+2). S. 260 – 265. Online verfügbar unter: https://www.igpp.de/eks/pdf/Mayer_Rez_Carpenter_rev_english.pdf. Zuletzt geprüft am 15.01.2025.
Schmidt, Stefan (2015): Theoretische Erklärungsmodelle für PSI. In: Mayer, Gerhard; Schetsche, Michael; Schmied-Knittel, Ina; Vaitl, Dieter: An den Grenzen der Erkenntnis. Handbuch der wissenschaftlichen Anomalistik. Stuttgart: Schattauer. S. 88 – 100. Online verfügbar unter: https://www.anomalistik.de/images/pdf/handbuch/Anomalistik-Handbuch_07_Schmidt_Erklaerungsmodelle.pdf. Zuletzt geprüft am 15.01.2025.
Carpenter, Jim (2025): Jim Carpenter, Psychologist. Online verfügbar unter: https://www.drjimcarpenter.com/. Zuletzt geprüft am 15.01.2025.
Dieser Beitrag wurde am 15.01.2025 zuletzt bearbeitet.