Zusammenfassung
Die durch Laythe et.al. 2022 begründete Theorie eines Haunted People Syndromes beinhaltet alle Erscheinungsformen paranormaler Erlebnisse (z.B. Apparitions, Spuk und Poltergeister) als interaktionistisches Phänomen, das von Menschen mit erhöhter somatisch-sensorischer Sensibilität erlebt wird. Das HP-S-Model setzt die psychologischen Triebkräfte dieser Vorgänge mit einigen der grundlegenden Mechanismen gleich, die Ausbrüche von (ansteckenden) psychogenen Massenkrankheiten oder autohypnotische Phänomene hervorrufen (Laythe et.al., 2024).
Menschen mit HP-S entsprechen der Charakterisierung von Personen, die als High-Transliminal bezeichnet werden.
Transliminalität
Transliminalität ist ein Begriff aus der Parapsychologie, der durch den australischen Parapsychologen Michael Thalbourne eingeführt wurde. Dieses Konzept liefert einen wahrnehmungspsychologischen Ansatz für das Erleben von paranormalen Ereignissen, ohne gleich eine psychische Störung annehmen zu müssen. Thalbourne bezeichnet Persönlichkeitsmerkmale als transliminal, die folgende Eigenschaften umfassen: Glaube an Paranormales, mystische Erfahrungen, Kreativität, manische Erfahrungen, magische Gedanken, Neigung zum Fantasieren, positive Einstellung zur Traumdeutung, erhöhte psychische Erregbarkeit und Aufnahmefähigkeit (Bartoschek 2011/2015).
Laythe et al. (2022) bezeichnen Individuen, die zum Erleben von paranormalen Erlebnissen neigen, als High-Transliminals und schreiben Ihnen folgende Eigenschaften zu:
- Ausgeprägte Tendenzen zu Halluzination und Dissoziation;
- Tendenz, Muster zu erkennen, wo es keine gibt und ungewöhnliche Überzeugungen über diese Muster zu entwickeln (z.B. schizotype Tendenzen);
- Anlage zu abstraktem Denken, intuitiv zu sein, Offenheit und Affektivität gegenüber anderen;
- Unkonventionelles Denken und eine große Brandbreite an paranormalen und religiös-orientierten Denkweisen;
- Zahlreiche paranormale Erlebnisse, einschließlich Kundalini, veränderten Bewusstseinszuständen und mystischen Erlebnissen;
- Produktivität hinsichtlich mentaler Erlebnisse, einschließlich des Gefühls, „high“ zu sein, Tagträume, Introspektion;
- Erhöhte Kreativität, manchmal erhöhte Aufmerksamkeit und Vorstellungskraft;
- Größere Vielfalt an traumbezogenen Phänomenen, z.B. Tagträume, Erinnerung an Träume, präluzide und luzide Träume (Kontrolle über Träume);
- Erhöhte Sensibilität gegenüber subliminaler Wahrnehmung (unterhalb der bewussten Wahrnehmung) und Stimuli der physischen Umgebung;
- Interesse daran, mehr über die Grenzen ihres Bewusstseins zu lernen und an psychologischen Studien teilzunehmen.
Negative Auswirkungen können sein:
- Chronischer Stress;
- Depression;
- Hypochondrie und somatoforme Störungen;
- Konsum von legalen und illegalen Drogen;
- Bindungsstörungen, Aggressionen in Beziehungen (z.B. Psychotizismus);
- Störungen der Erinnerung, z.B. Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, Flashbacks oder leichte Ablenkbarkeit;
- Häufige oder starke Stimmungsschwankungen;
- Soziale Ignoranz und niedrige Selbstbeherrschung;
- Aufmerksamkeitsdefizit, z.B. erhöhte Risikobereitschaft oder Aktivitäten, die mentale oder körperliche Stimulation beinhalten.
Fokuspersonen verfügen laut einiger Studien durch Laythe et al. (2022) demnach über die folgenden acht psychologischen Charakteristika:
- Imagination, magisches Denken, Vorliebe für Fantasy;
- Rebellische Attitüden, Impulsivität, Aggression, Feindseligkeit;
- Somatische Beschwerden, Ängste, Reizbarkeit;
- Geringes Selbstwertgefühl oder Selbstkonzept, Ego-Schwäche, Unsicherheit;
- Unzufriedenheit, Scham, Eifersucht;
- Dissoziative Tendenzen;
- Schläfenlappenlabilität;
- Introvertiertheit (z.B. Schüchternheit, zurückhaltend und die Tendenz, sich mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen zu beschäftigen.
Sieben von acht (oder 88%) dieser Charakteristiken werden wiederum signifikant mit Transliminalität in Verbindung gebracht. In vielen RSPK-Fällen oder paranormalen Erlebnissen gibt es psychologische Auffälligkeiten, die aber für die Diagnose einer psychischen Störung nicht ausreichen.
Quellen
Laythe, Brian; Houran, James; Dagnall, Neil; Drinkwater, Kenneth; O’Keeffe, Kiarán (2022): Ghosted! Exploring the Haunting Reality of Paranormal Encounters. Jefferson: McFarland and Company, Inc.
Houran, James; Massullo, Brandon; Jawer, Michael A. (2024): Confronting the Elusive Force: A Phenomenological Analysis of a 20th Century Poltergeist. In: Journal of the Society for Psychical Research. Volume 88, Number 2, Issue 955. S. 75 – 110. London: o. V.
Belz, Martina (2009): Außergewöhnliche Erfahrungen. Fortschritte der Psychotherapie (35). Göttingen: Hogrefe Verlag.
Pohl, Sandra (2021): Einführung in die Beratung von Menschen mit außergewöhnlichen Erfahrungen. Vom Gundlagenwissen bis zur praktischen Arbeit. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht Verlag.
Bartoschek, Sebastian; Beniermann, Anna (2015): Normwerte und Kurzform der deutschen Fassung der Transliminalitätsskala. In: Zeitschrift für Anomalistik. Band 15. S. 270 – 280. Online verfügbar unter: https://www.anomalistik.de/images/pdf/zfa/zfa2015_3_270_bartoschek_beniermann.pdf. Zuletzt geprüft am 18.01.2025.
Dieser Beitrag wurde am 18.01.2025 zuletzt bearbeitet.