1. Grundlegendes

Das Real Time EVP-Gerät (kurz: RT-EVP) ist im Grunde erstmal ein von der Firma D.A.S. bzw. Pro-Measure entwickeltes, handliches Stereo-Diktiergerät mit Sonderfunktionen für paranormale Untersuchungen. Wie auch bei dem Mel-Meter oder der Spirit Box (=SB) steckt der Entwickler Gary Galka dahinter. Die Grundfunktionen sind laut Hersteller ein Standard-Digitalrekorder, der EVP-Recorder-Modus mit einer automatischen Wiedergabe, dann der EVP-Recorder-Modus mit zusätzlichem weißem Rauschen und ein Modus, bei dem man, wie bei der Spirit Box, ein FM-Radio mit Frequenz-Sweep und mehrstufiger Geschwindigkeitsregelung, verwenden kann. Ebenso lässt sich der SB-Modus mit dem Digitalrekorder-Modus kombinieren. Das RT-EVP war bei Pro-Measure ab Juni 2010 für rund 290 US-Dollar erhältlich und bekam ein SB-Frequenzbereich-Update im April 2011 und im August ein weiteres, so dass bei Aufnahmen detektierte EVPs automatisch markiert und mit Uhrzeit und Datum versehen werden (EVP-Datenlogger bzw. Datenaufzeichnungsfunktion). Für die Umsetzung des Real Time-Modus war es nötig, dass die Daten (Aufnahme und Verarbeitung der Daten zum Abspielen) intern von 2 Mikroprozessoren verarbeitet werden.

Offiziell wurde das Gerät zum 01.11.2016 (ohne Angaben von Gründen) abgekündigt, es wurde also nicht mehr weiterproduziert.

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Abbildung:
Das RT-EVP (eigene Abbildung von Tim Timsen).

2. Funktionen

Erstmal sei erwähnt, dass der Rekorder einen eingebauten und somit festen Speicher von 4 GB besitzt. Was die Qualität der Aufnahmen angeht, gibt der Hersteller eine Abtastrate von maximal 96 kHz wie auch CD-Qualität an, was für 16 Bit in der Tiefe stehen würde (65.536 unterschiedliche Werte pro Abtastung) und natürlich Stereo. Ebenfalls steht eine 48 kHz, 44 kHz und 8 kHz Abtastrate zur Auswahl. Abgespeichert werden die Daten unkomprimiert als .wav und sind PCM-Kodiert (Puls-Code-Modulation). Es steht alternativ noch der G.711 PCM-Codec, auswählbar über die Aufnahme-Optionen, zur Verfügung (mehr dazu unter dem Punkt „Weitere Informationen“).

Bei maximaler Qualität reichen die 4 GB für 165 Minuten, bei 8 kHz Abtastrate sind es 33 Stunden. Über den Mini-USB 2.0 Anschluss kann man, über einen Computer, auf die gespeicherten Daten zugreifen.

Der Rekorder benötigt 2 AAA-Batterien und verfügt über ein sehr umfangreiches, einfarbiges Display mit Hintergrundbeleuchtung. Das mit Kugelcharakteristik angegebene Stereomikrofon sitzt an der Oberseite und soll, mit einem Frequenzbereich von 15 Hz bis 20 kHz, auf 360°, alles aufzeichnen. Um jedes noch so leise Geräusch aufzeichnen zu können, gibt es eine über das Menü einstellbare wie auch über einen Schalter am Gehäuse zu-/abschaltbare, automatische Verstärkung (Auto Gain Control) von bis zu 81,5 dB. Auf der Rückseite befindet sich ein 20 mm bzw. 25 mm Lautsprecher (Hersteller nennt beides). Neben einem normalen 3,5 mm Kopfhöreranschluss verfügt der Rekorder auch über die Möglichkeit über eine 3,5 mm Buchse ein externes Mikrofon oder ein Gerät mit Line-Pegel anzuschließen (unklar ob Stereo oder Mono).

Betrachtet man die Funktionen, so interessiert die allermeisten der Real Time-Modus und der SB-Rekorder-Modus. Nutzt man den SB-Modus (Sweep-Mode), so kann man im Frequenzbereich, bei dem die oberste und unterste Frequenz eingestellt werden kann, zwischen 76 und 108 MHz (FM) einen Frequenzscan durchführen. Wie man es von der Spirit Box auch kennt, kann man die Frequenzen vorwärts oder rückwärts hörbar durchlaufen. Laut Hersteller ist die Sweep-Geschwindigkeit zwischen 50 ms und 110 ms (5 ms Schritte) einstellbar. An einer anderen Stelle schreibt der Hersteller 60 ms bis 90 ms. Hier gab es offensichtlich eine Anpassung per Update. Selbstverständlich lässt sich die SB-Sitzung mit dem Gerät aufzeichnen. Ebenso ist es möglich, den Ton vom Mikrofon aufzuzeichnen, um auch seine gestellten Fragen gleichzeitig zu dokumentieren. Hier gibt der Hersteller allerdings an, dass man den SB-Modus mit eingeschaltetem Mikrofon nur mit gut abgeschirmten Kopfhörern verwenden soll, um keine Rückkopplung zu erhalten. Die Kopfhörer fungieren im SB-Modus auch als Antenne. Um eine bessere Entkopplung zwischen Mikrofon und Kopfhörern zu erhalten, wurden bis zu 30 m lange 3,5 mm Klinke-Klinke-Kabel zum Verkauf auf der Hersteller-Webseite angeboten. Es wird empfohlen, eine deutliche Entfernung (min. ca. 3 m) bei einem direkten mithören der Aufnahme einzuhalten.

Der Modus, warum das Gerät seinen Namen erhalten hat, ist der Real Time-Modus. Aus den Informationen des Herstellers geht hervor, dass man mit dem Gerät den Aufnahmemodus startet und im Vorfeld eine Aufnahmezeit zwischen einer und 60 Sekunden einstellt. Über die REC-Taste wird dann die Aufnahme gestartet, man stellt anschließend seine Frage und wartet bis zum Ende der voreingestellten Aufnahmezeit. Im Anschluss geht der Rekorder automatisch in den Playback-Modus und spiel die Aufnahme ab, um so direkt eine Auswertung zu ermöglichen. Dank der sogenannten „Intelli-Q“ Taste am Gerät kann über einen Tastendruck in 5-Sekundenschritten zurückgesprungen werden, um so eine Stelle immer und immer wieder anhören zu können. Über das Betätigen der REC-Taste wird die kurze Aufnahme im Gerätespeicher abgespeichert (z.B. REC003.WAV oder FM014.WAV). Dank des zweiten Updates erhielt das Gerät die Data Log-Funktion, was im Grunde einen weiteren Modus darstellt, um das Gerät am Ende unabhängig arbeiten zu lassen. Dieser, wie auch jeder andere Modi, kann ganz einfach über Symbole im Menü ausgewählt werden. Laut Hersteller soll im RT-Modus die Abtastrate besser auf 48 kHz gestellt und anschließen eine Start- und Stoppzeit der Aufnahme gewählt werden. Diese haben eine Größenordnung von 10, 30, 60 bis hin zu 180 min. und sind dafür gedacht, wenn man das Gerät unbeaufsichtigt zum EVPs aufzeichnen an einen Ort legt und weggeht, nach dem Weggehen und nach der vorgegebenen Startzeit die Aufnahme beginnt, und nach einer Stoppzeit die Aufnahme auch wieder beendet wird. Im Data Log-Modus geht es darum, in der absoluten Stille die Umgebung auf EVPs zu überprüfen. Dafür stellt man einen Mikrofonpegel-Schwellwert ein. Das bedeutet, dass man sich an dem Ort komplett ruhig verhält und die Anzeige im Display beobachtet, die einen Aufschluss darüber gibt, wie laut oder leise es gerade ist. Daraufhin stellt man den Schwellenwert leicht höher ein. Die Replay-Zeit wird auf 0 gesetzt und anschließend kann die Aufnahme beginnen. Nun ist es so, dass die Aufnahme nach Ablauf der Startzeit bis zum automatischen Beenden läuft und jedes Mal, sobald der voreingestellte Mikrofonpegel überschritten wird, ein Marker bzw. eine Markierung (Counter) auf der Aufnahme gesetzt wird. Angeblich, so der Hersteller, kann das Gerät EVPs der Klasse “A” von anderen, schwächeren Antworten unterscheiden. Wie das funktioniert oder woran es die Qualität ausmacht, wird leider nicht erwähnt. Um mehr Übersicht bei dem Counter zu erhalten, sollte man noch im Systemmenü das Datum und die Uhrzeit einstellen, da diese Informationen auch jeder Markierung zugewiesen werden. Über das Countermenü kann bei jeder Aufnahme über den 4-stelligen EVP-Zähler jede Markierung direkt angefahren und die Stelle angehört werden. Das Abspielen beginnt einen kurzen Augenblick vor der Markierung. Ein kurzer Hinweis: Die Markierung hört man selbstverständlich nicht auf der Aufnahme! Dank des gut strukturierten Displays bzw. des übersichtlichen Aufbaus, ist das Aufrufen sämtlicher Markierungen wirklich ein Kinderspiel. Eine ähnliche Funktion, um mit Markern bestimmte Stellen zu markieren, hier allerdings von Hand, gibt es auch bei den bekannten Rekordern der Firma Zoom. Allgemein soll auch noch erwähnt werden, dass eine laufende Aufnahme zwischendurch pausiert und später fortgesetzt werden kann.

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3. Grundidee

Das Grundgerät ist ein Diktiergerät, bei dem man eine Funktion erschaffen hat, um direkt und ohne Umwege eine kurze Aufnahme auszuwerten. Im Jahre 2010 bzw. 2011 war das eine bemerkenswerte Funktion. Mittlerweile können das aber viele andere Geräte, z.B. die von Zoom, wodurch das RT-EVP Gerät kein Alleinstellungsmerkmal mehr hat. Natürlich ist die Funktion der SB in Kombination mit dem Rekorder ebenfalls sehr praktisch. So kombinierte das RT-EVP Gerät mehrere Geräte, äußerst kompakt, professionell und zu einem fairen Preis.

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4. Unterschiedliche Versionen

Zeitweise gab es auch eine vergünstigte, aber dafür abgespeckte Rekorder-Variante. Jene trug den Namen DAS-EVP und kostete rund 200 US-Dollar. Beim DAS-EVP Aufnahmegerät fehlte die Real Time-Funktion (automatische Wiedergabe der Aufnahme), also war es ein RT-EVP Gerät mit eingeschränkter Software. Da erst später das 2. Update herausgekommen ist, verfügt das Gerät auch nicht über die Data Log-Funktion. Der Hersteller gab aber auch an, dass man diese Funktion jederzeit nachträglich dazukaufen und über ein Passwort oder Schlüssel aktiviert werden konnte.

Auch konnte man ab August 2011, für 200 US-Dollar, den sogenannten „RT-XTR Paranormal Prototype“ kaufen. Dieser speziell modifizierte Prototyp war nur begrenzt verfügbar und unterschied sich in erster Linie durch ein leicht verändertes Mikrofon, welches hier in eine Präzisionsmetallkapsel eingearbeitet wurde, um eine bessere elektromagnetische Abschirmung zu bekommen. Ebenso wurde ein eigener Tiefpassfilter (hohe Frequenzen werden gedämpft) eingebaut, der bis zu 97% der Umgebungsgeräusche (einschließlich der Stimmen des Nutzers) eliminieren soll. Nun war es wohl auch möglich für die Wiedergabe einen aktiven Lautsprecher an das Gerät anzuschließen. Dies ist allerdings bei der anderen Variante auch möglich, bzw. schließt es der Hersteller nicht aus. Es scheint, dass es durch die Mikrofonmodifizierung bei einer lauten Wiedergabe nicht mehr so schnell zu Rückkopplungen kommt. Auch wenn sich der Funktionsumfang genau so liest wie der des RT-EVP Diktiergeräts (mit beiden Updates), schreib der Hersteller dennoch folgenden Hinweis (übersetzt) zum Gerät dazu: „Kaufen Sie dieses Gerät NICHT, wenn Sie einen RT-EVP Digital Voice Recorder suchen.“

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5. Kritik

Das Gerät wirkt so, als wenn es hochkant verwendet werden soll, da sich oben die Mikrofone befinden und die Tasten wie auch die Beschriftung dementsprechend ausgerichtet sind. Manche Menüs oder Aufnahme-Modi drehen jedoch das Display in Querformat. Dann befinden sich Tasten für die Bedienung an der Unterseite und die Beschriftungen sind schlechter zu lesen.

Es soll eine unschöne Verzögerung zwischen Mikrofon und Kopfhörerausgang geben, so dass, wenn man eine Frage stellt (und Kopfhörer nutzt), jedes Mal die eigene Stimme etwas verzögert hört.

Manche Funktionen wie der spezielle Kompressions-Codec (siehe „Weitere Informationen“), mit absichtlich wählbarer niedriger Qualität oder die Schwellwertvorgabe, erinnert sehr an den Panasonic RR-DR60. Dem DR60 hatte man ja auch eine Mikrofonfrequenz von unter 20 Hz angedichtet, der beim RT-EVP Gerät besonders oft, mit 15 Hz (Infraschallbereich), betont wird. Vielleicht wollte man wieder so eine „DR60-Legende“ schaffen.

Die falsche Wahl des Kopfhörers und einer zu hohen Verstärkung (<50 dB), kann dazu führen, dass es zu einem unschönen Echo-Effekt kommt, wobei das Gehörte wieder vom Mikrofon aufgezeichnet wird usw., allerdings sagt hier der Hersteller, dass man definitiv vernünftige Kopfhörer verwenden und/oder das Gerät über die Verlängerungskabel in sicherer Entfernung positionieren sollte.

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6. Weitere Informationen

Bei dem besonderen Mikrofon, um unter die 20 Hz zu kommen (hier 15 Hz), verwendete man ein Mikro-Elektro-Mechanisches System (MEMS) auf Siliziumbasis. Laut D.A.S. wurden von einem unabhängigen Labor diese 15 Hz verifiziert. Allgemein schrieb der Hersteller, dass, sollte es Updates bzw. “Basic”-Software-Upgrades für das Gerät geben, sie diese kostenlos per Mail zur Verfügen stellen werden. Jene müssten dann selbständig auf das Gerät gespielt werden.

Über die RT-EVP-Aufzeichnungsoptionen kann die Option 711 aktiviert werden, was für den internationalen Komprimierungs-/Dekomprimierung-Standard von Sprache, G.711 steht. Wie auch der, aus dem RR-DR60 bekannte CELP-Codec, wurde G.711 im Bereich der Telefonübertragung (Sprache) verwendet. Es ist allerdings ein verlustbehafteter PCM-Kompressionsalgorithmus, mit einer Abtastrate von 8 kHz und ausgelegt auf Frequenzen zwischen 0 und 4 kHz. Trotz dieser Einschränkungen ist die G.711 Datenrate 8x höher als die von CELP. Das direkte Abhören der kurzen Aufnahme zuvor (RT-Modus) nennt man „Active Review“.

Die Geräte bis April 2011 hatten einen SB-Frequenzbereich zischen 88 und 108 MHz. Danach kam das Update (wie bei der SB) auf 76 bis 108 MHz. Trotz Abkündigung des Geräts zum 01.11.2016, wurde es noch eine Zeit lang weiter über Amazon vertrieben (nicht aber im Shop der Internetseite von D.A.S.). Manche interpretieren in den RT-Modus hinein, dass es eine dauerhafte Langzeitaufnahme gibt und, unabhängig davon, diese kurzen Aufnahmen zum direkten Abhören. Jenes beschreibt D.A.S. allerdings nirgendwo und diese Funktion wird auch so in keinem Video gezeigt.

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7. Quellen

Firma von Gary Galka mit Gerätespezifikationen:
https://www.pro-measure.com. RT-EVP nur noch über das Internet-Archiv verfügbar.

(Fan-)Website von Bill Connelly zum RT-EVP:
http://www.rt-evp.net/index.html. Die Seite ist nur noch über das Internet-Archiv verfügbar.

RT-EVP Bedienung und Funktionen (z.B. Gary Galka auf YouTube):
https://www.youtube.com/@gigdas
https://www.youtube.com/@birdfamilyuk