1. Einleitung
Generell sind orts- und personenbezogener Spuk insbesondere für Laien schwer zu unterscheiden. Es gibt aber inzwischen etliche Untersuchungen, die einen personenbezogenen Spuk von einem ortsbezogenen Spuk unterscheiden.
2. RSPK, “Poltergeister”, personengebundener Spuk
Phänomene bestehen laut traditioneller Annahme vorwiegend aus objektiven Phänomenen, die auf eine lebende Person (Fokusperson oder Spukagent) deuten. Ein bestimmter Ort spielt meist keine Rolle, die Phänomene treten also möglicherweise auch außerhalb des eigenen Zuhauses auf. RSPK-Fälle beginnen oft zunächst verhalten und erfahren dann eine teils signifikante Steigerung über die zudem meist begrenzte Dauer, in der sie stattfinden (im Mittel wenige Wochen oder Monate [1]). Parapsychologen unterscheiden bestimmte Stadien:
- Erstes Stadium: Phänomene bestehen aus Mimikry-Geräuschen wie Schritten, Klopfgeräuschen, Kratzen und ähnlichem.
- Die Betroffenen realisieren, dass sie es möglicherweise mit etwas Außergewöhnlichem zu tun haben. Objekte levitieren oder werden teils mit ungewöhnlichen Flugbahnen geworfen, Objekte verschwinden und tauchen an manchmal ungewöhnlichen Stellen wieder auf (Apport), Objekte erscheinen scheinbar in der Luft. Elektroausfälle werden berichtet, Pfützen bilden sich auf unbekannte Weise, manchmal laufen Flüssigkeiten aus den Wänden oder der Decke. Die Klopfgeräusche werden lauter. Manchmal wird von signifikanten Mimikry-Geräuschen berichtet, wie lautes Möbelrücken, zerbrechende Gläser, heftige Schläge. In einigen Fällen werden Stimmen gehört. Es tauchen mysteriöse Nachrichten auf oder Feuer bricht aus.
- In diesem Stadium berichten Betroffene von Erscheinungen (Apparitions), Schattensichtungen, Nebel und Lichtanomalien.
- Die Phänomene beginnen, mit den Betroffenen zu kommunizieren und interagieren, häufig auf aggressive Art und Weise. Betroffene werden geschlagen, gezwickt, gebissen und ähnliches.
- Das fünfte Stadium ist sehr selten und wird als „Inkubus/Sukkubus-Stadium“ bezeichnet. Es wird von sexuellen Übergriffen und lebensbedrohlichen Attacken gesprochen.
- Noch viel seltener tritt dieses letzte Stadium auf. Beschrieben wird es mit einer Art „Besessenheit“ des Betroffenen, Persönlichkeitsveränderungen, Levitation, Sprechen von unbekannten Sprachen, intensive psychokinetische Fähigkeiten.
Diese Steigerung führen einige Parapsychologen auf den „Verärgerungszyklus“ zurück, der wiederum auf der Annahme beruht, dass sich Poltergeister von der unbewussten und unkontrollierten Energie ihrer Fokusperson „ernähren“ und deshalb im Verlauf zu immer extremeren Mitteln greifen [2].
Huesmann und Schriever (1989) stellten ebenfalls eine Eskalationsdynamik fest [3], mit massiver Häufung der Spukphänomene vor deren Ende. Walter v. Lucadou entwickelte dazu ein Modell [4]:
- Überraschungsphase: Betroffene nehmen Phänomene wahr, versuchen jedoch zunächst, sie rational zu erklären und suchen Hilfe z.B. bei Polizei oder technischen Experten. Am Ende dieser Phase steht die Erkenntnis, dass die Phänomene sich scheinbar nicht mit herkömmlichen Methoden erklären lassen.
- Verschiebungsphase: Der Fall erfährt besondere Aufmerksamkeit, z.B. in den Medien. Eventuell werden „Experten“ verständigt (z.B. Ghosthunter). Mit der Öffentlichkeitmachung steigt aber auch der interne Druck, dass Phänomene jetzt passieren müssen, um die Glaubwürdigkeit zu erhalten.
- Absinkungsphase: Weil die Phänomene inzwischen seltener auftreten, die öffentliche Aufmerksamkeit aber nach wie vor erhöht ist, greifen Betroffene manchmal zu Manipulation und Betrug.
- Verdrängungsphase: Die Betroffenen werden des Betrugs beschuldigt und Manipulationen werden vielleicht aufgedeckt. Dies kann zur Diskriminierung der Betroffenen fühlen, die wiederum oft mit Verdrängung reagieren.
Auch die Beurteilung deutscher Spukfälle stützt die These, dass personenbezogener Spuk über eine begrenzte Dauer stattfindet [5]: Etwa die Hälfte der untersuchten Fälle endete nach vier Wochen, die mittlere Dauer liegt bei zwei bis fünf Monaten.
RSPK setzt scheinbar voraus, dass die Fokusperson anwesend sein muss, wenn spukhafte Geschehnisse passieren [6]. Pohl und Lucadou (2019) führen allerdings einen Fall auf, bei dem die Fokusperson vom Einkaufen zurückkehrt und feststellt, dass alle Fenster offenstehen, obwohl sie diese geschlossen hatte. Ein anderes Mal waren plötzlich alle Lichter eingeschaltet [7].
3. Residualspuk (Hauntings), ortsgebundener Spuk
Traditionell wird angenommen, dass ortsgebundener Spuk typischerweise aus subjektiven Phänomenen besteht (z.B. negative Gefühle, psychosomatische Empfindungen wie Unwohlsein, Gefühl einer anwesenden, unsichtbaren Präsenz), die mit einem bestimmten Ort verbunden sind. Eine Art Beziehung zu einer lebenden Person existiert in der Regel nicht.
Traditionell wird oft davon ausgegangen, dass Spuk an einem bestimmten Ort durch ein bestimmtes Ereignis entsteht, das sehr oft eine Tragödie beinhaltet. Dieses Ereignis wird durch die verbliebenen Energien immer wieder durchlebt oder bestimmte Gefühle werden Besuchern des Ortes vermittelt. In diesen Bereich fällt die Steinspeichertheorie (engl. Stone Tape Theory). Der Spuk ist dabei meist nicht intelligent und nicht responsiv. Bestimmte Phänomene wiederholen sich, beispielsweise die Bildung eines Blutflecks, der immer wieder an einer bestimmten Stelle auftaucht.
Ortsgebundener Spuk hat in vielen Fällen keine zeitliche Begrenzung. Die gehäuften psychokinetischen Phänomene, wie sie in den sechs Stadien beim personengebundenen Spuk aufgezählt werden, sind bei ortsgebundenem Spuk seltener, stattdessen werden häufiger halluzinatorische Erlebnisse berichtet [8]. In der Regel soll Residualspuk zudem nicht destruktiv sein [9].
4. Problematiken
Parapsychologen haben inzwischen festgestellt, dass eine Einteilung oder ein Unterschied zwischen den beiden Formen möglicherweise keinen Sinn macht. Zum einen werden auch bei scheinbar ortsgebundenen Spukfällen sowohl subjektive als auch objektive Phänomene berichtet. Somit scheinen Poltergeister und Spuk an bestimmten Orten aus derselben Familie zu stammen [10].
Außerdem konzentrieren sich geisterhafte Episoden in unterschiedlichem Maße gleichzeitig auf bestimmte Orte oder Gegenstände und Personen. Tatsächlich lassen einige Untersuchungen sogar vermuten, dass es einen dritten fokussierenden Effekt gibt, nämlich, dass außergewöhnliche Erfahrungen episodisch sind und in Ausbrüchen stattfinden, anstatt gleichmäßig oder zufällig über einen langen Zeitraum. Somit gäbe es Perioden, in denen Anomalien sehr häufig beobachtet werden würden und weitere Perioden, in denen sich die Anomalien sehr reduzieren. Wie einige Krankheiten, scheinen außergewöhnliche Erfahrungen eine Inkubationszeit zu haben, bevor die Phänomene einsetzen. Dann könnten sich die außergewöhnlichen Erfahrungen ähnlich der Ansteckung mit einem Infekt selbständig vermehren [11].
5. Quellen
[3] Huesmann, Monika; Schriever, Frederike (1989): Steckbrief des Spuks. Darstellung und Diskussion einer Sammlung von 54 RSPK-Berichten des Freiburger Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene aus den Jahren 1947-1986. In: Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie (31, 1/2). Freiburg im Breisgau: Aurum Verlag.
[5] Huesmann, Monika; Schriever, Frederike (1989): Steckbrief des Spuks. Darstellung und Diskussion einer Sammlung von 54 RSPK-Berichten des Freiburger Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene aus den Jahren 1947-1986. In: Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie (31, 1/2). S. 70. Freiburg im Breisgau: Aurum Verlag.
Dieser Beitrag wurde am 30.07.2025 zuletzt bearbeitet.